Selbsthilfe legt nach Pandemie-Flaute in Nienburg kräftig zu

Die Corona-Pandemie hat zahlreiche Selbsthilfe-Gruppen im Landkreis an den Rand der Auflösung gebracht. Aber: Langsam kommen die Gruppen wieder „in Gang“.
Landkreis – Derzeit organisieren sich die Bewohner des Landkreises Nienburg in etwa 65 Selbsthilfegruppen. So schildert es die Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle Nienburg, Heike Albers-Germer. Die Themen sind breit gefächert und reichen von Abhängigkeiten, über Long Covid bis hin zu Zöliakie. Finanziert wird die Einrichtung durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.
Das Team der Nienburger Kontaktstelle gibt Hilfestellung bei der Gründung neuer Gruppen, vermittelt aber auch Kontakte und vernetzt die Gruppen miteinander. Besonders wichtig ist es Heike Albers-Germer, dass die Beratungsgespräche für alle Interessierten vertraulich und kostenlos sind.
Pandemie hat wie ein Brandbeschleuniger auf die Gruppen gewirkt
„Die Pandemie hat wie ein Brandbeschleuniger auf unsere Gruppen gewirkt. Vor der Pandemie hatten wir etwa 70 Gruppen, jetzt 65“, erzählt Albers-Germer weiter. Es habe regelrechte Auflösungs-Tendenzen gegeben. Als Beispiel nennt sie die Deutsche Alzheimergesellschaft, die in Nienburg eine Gruppe für pflegende Angehörige gehabt habe. „Sie konnten ihren Vorstand nicht wieder besetzen und mussten die Gruppe schließlich auflösen“, sagt Albers-Germer.
Das habe sich auch auf die Struktur der neuen Gruppen ausgewirkt. Diese organisierten sich nicht mehr als Vereine, sondern auf andere Weise. So müssen sie weniger formelle Organisations-Arbeit stemmen, so die Expertin. „Die Leute organisieren sich weiterhin gerne, aber sie können oder wollen sich nicht fest binden“, hat sie beobachtet. Da passe eine starre Vereinsstruktur nicht.
Die Teilnehmer wollen sich austauschen
Ein gutes Beispiel ist in ihren Augen die Gruppe der Alleinstehenden, die sich neu gegründet hat. „Die Teilnehmer wollen sich austauschen und einfach etwas miteinander unternehmen – aber eben nicht unbedingt viel Orga-Arbeit machen“, meint die Leiterin. Das Thema Einsamkeit sei sehr wichtig – in nahezu allen Gruppen.
Auch Heike Albers-Germer selbst hat eine neue Gruppe in Vorbereitung: „Walk & Talk“. Dabei soll es um den Austausch bei einem gemeinsamen Spaziergang gehen, fasst sie das Konzept zusammen. „Es soll im April starten.“ Die Gruppe werde sich voraussichtlich einmal im Monat für zwei Stunden treffen.
Selbsthilfe hat zu Unrecht ein angestaubtes Image
Die Selbsthilfe habe zu Unrecht ein etwas angestaubtes Image, meint die Sozialpädagogin. „Das ist gar nicht so“, betont sie. Die Themenfelder seien so vielfältig, wie die Probleme der Leute. Die älteste Gruppe im Kreis ist der Freundeskreis Münchehagen. Die Gruppe möchte Menschen mit Alkoholsucht unterstützen. Sie trifft sich seit 40 Jahren.
In den beiden Corona-Jahren habe es keine Gründungen neuer Gruppen gegeben. „Dafür hatten wir im vergangenen Jahr doppelt soviele“, berichtet die Kontaktstellen-Leiterin zufrieden. Daher könnten sie und ihr Team auch weitere Verstärkung gebrauchen. „Wir haben eine halbe Stelle offen“, bestätigt Heike Albers-Germer.
Kontakt und Übersicht
www.paritaetischer.de/kreisverbaende/nienburg/
Heike Albers-Germer ist zu erreichen unter 05021/9224-15 oder selbsthilfe.nienburg@paritaetischer.de