Schildkrötenschlupf am Steinhuder Meer: Artenschutzprojekt zeigt Wirkung

Ein Naturschutzprojekt zeigt Wirkung: Rund zehn Jahre nachdem die ersten Europäischen Sumpfschildkröten am Steinhuder Meer wieder angesiedelt wurden, ist ein Weibchen bei der Eiablage beobachtet worden. Mindestens sieben kleine Schildkröten sind geschlüpft. Der Nabu als Projektträger feiert diesen Erfolg.
Winzlar – Beharrlichkeit ist notwendig, wenn Arten sich Lebensräume zurückerobern sollen, in denen sie einst heimisch waren, aus denen sie aber durch – meist menschgemachte – Veränderungen verdrängt wurden. So auch mit der Sumpfschildkröte. Die panzerbewehrten Tiere galten in Deutschland als ausgestorben. Auch am Steinhuder Meer. Da die Bedingungen dort mittlerweile wesentlich günstiger geworden waren, startete 2013 das Projekt der Wiederansiedlung. Jahr für Jahr setzten Nabu-Mitarbeiter in Kooperation mit der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) in den Meerbruchswiesen bei Winzlar Tiere aus. Bis dato rund 400 Schildkröten.
Der Weg in die Freiheit ist jedoch nicht alles. Zusätzlich haben Nabu und ÖSSM in den vergangenen drei Jahren spezielle Brutplätze, Wasserstellen und auch Sonnenplätze für die Schildkröten mit finanzieller Unterstützung der Bingo-Umweltlotterie angelegt.

Investitionen, die sich lohnen. Nabu-Projektleiter Bernd Breitfeld konnte im vergangenen Sommer sein Glück kaum fassen, als er ein Schildkröten-Weibchen beim Graben einer Höhle für die Eiablage beobachtete. Wochen später stand fest: Es hatte acht Eier gelegt, sieben winzige Schildkröten waren geschlüpft. Die zurückgelassenen Schalen bewiesen es. Lediglich ein Ei sei nicht befruchtet gewesen, berichtet Breitfeld. Er geht davon aus, dass auch weitere Weibchen mittlerweile Nachwuchs haben.
Beobachten ließen sich die scheuen Tiere am besten durch ein Fernglas auf dem Rundwanderweg am Steinhuder Meer nahe Mardorf und Winzlar, berichtet der wissenschaftliche Leiter der ÖSSM, Thomas Brandt. „Halten Sie Ausschau nach den Tümpeln am Wegrand und achten Sie auf Totholzstämme“, rät er.
Beobachter sollten Fotos zur Dokumentation machen
Aus den Gewässern reckten die Schildkröten gerne ihre Köpfe oder sonnten sich auf dem Holz. Diejenigen, die das Glück haben, eines der Tiere vor sich über den Weg flitzen zu sehen – „Die sind ganz schön schnell“, fügt der Biologe schmunzelnd hinzu – sollten versuchen, Fotos zu machen. Mit Orts- und Zeitangabe könnten sie die Bilder an info@oessm.org senden. Jeder Hinweis helfe bei der Erforschung und Erfassung.
Auf keinen Fall sollten die Tiere angefasst oder gar mitgenommen werden. Gelegentlich seien Schildkröten von gutmeinenden Spaziergängern eingesammelt und zur „Rettung“ in der Wildtierschutzstation Sachsenhagen abgegeben worden, erzählt er. Es wüssten eben noch lange nicht alle, dass das Steinhuder Meer nun wieder ein natürlicher Lebensraum der Sumpfschildkröten sei.