Von Kattekelken bis Winnewörp

Haßbergen – Haben Sie kürzlich ein Kattekelken gesehen oder die Fleitjepiepen gehört? Und wann haben Sie zuletzt Hanschen angezogen? Wenn es nach der Heimatautorin Eleonore Meyer geht, gehören diese Begriffe zum Grundvokabular eines Bewohners der Mittelweser-Region: Eichhörnchen, Blockflöte und Handschuhe. Die Worte finden sich auch auf Karten des Memo-Spääls op Platt, das die 83-Jährige maßgeblich entwickelt hat.
Der Haßbergerin liegt das hiesige Platt am Herzen, und da kam ihr die Idee, ein plattdeutsches Memory – „Memo-Spääl“ – zu gestalten, um die Sprache mehr Menschen näher zu bringen. Das Memo heißt „Finn Twee Tohopen“. Herausgeber ist der Heimatverein Haßbergen. Seit 2015 ist es dort zu haben.
Spiel soll Mittelweser Platt bekannter machen
Spielerisches Lernen funktioniert immer, findet Eleonore Meyer. Sie freut sich, wenn Kinder und Erwachsene die Sprache bei einer Runde Memo immer wieder vor Augen haben. „Sprake un Schrievwiese richt’ sik gröttstendeels na dat Platt, dat bi us snackt ward“. Wie bitte? Für alle, denen das Mittelweser-Platt nicht geläufig ist, übersetzt Eleonore Meyer: „Sprache und Schreibweise richten sich größtenteils nach dem Platt, das bei uns gesprochen wird.“
Die gelernte Kinderkrankenschwester ist mit Mittelweser-Platt groß geworden. Aufgewachsen sei sie in Lichtenmoor, erzählt die Rentnerin. Für die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester ging sie zunächst nach Oldenburg. „Dort war ich eine der wenigen, die Platt gesprochen haben“, erinnert sie sich. „Es war aber manchmal hilfreich, wenn kleine Patienten aus dem Umland in die Klinik mussten.“

Auch wenn Meyers beruflicher Weg sie im Laufe der Jahre über Kassel bis nach Nürnberg führte, so blieb sie ihrer Heimatsprache treu. Schließlich kehrte sie in den Norden zurück und arbeitete für den ambulanten Dienst der Diakonie Hoya und Eystrup – wo ihr ihre Platt-Künste so manches Mal zugutekamen. Quasi nebenbei schreibt Meyer Gedichte und andere Texte op Platt. Und hat Kinder und Erwachsene darin unterrichtet. „Vör Johr’n heff ik för miene lütjen un groten Plattdüütsch-Schölers een Memo-Spääl maakt, mit Filzstifte, eenfach un bunt“, erinnert sie sich. Diese Grundversion gefiel Heiko Mönch, Vorsitzender des Heimatvereins Haßbergen, auf Anhieb, wie er sagt. „Das war mit Liebe und Freude gemacht, etwas ganz Besonderes“, betont er. Auch Mönch ist mit Platt aufgewachsen. Er und seine Mitstreiter hoffen, dass die Sprache in der Region erhalten bleibt. Darum wollten sie 2015 auch das Memo neu auflegen und drucken lassen.
Gefragt bei Grundschulen und Kitas
Da sei ihr das Spiel doch „en bäten to slicht“ vorgekommen, ergänzt Meyer. Also malte sie die Motive mit Aquarellfarben nach. Zudem ergänzte sie einige Karten. Auf allen 48 Spielkarten ist auch ihre Handschrift zu sehen. Eleonore Meyers Sohn Christian übernahm die Digitalisierung des Projekts.
Insgesamt 2000 Spiele habe der Heimatverein aufgelegt, erinnert sich Mönch. Einige habe der Verein bereits an Grundschulen und Kindergärten der Region verschenkt, etwa in Eystrup, Hoya und Haßbergen. „Auch Lehrer aus ganz anderen Landkreisen Niedersachsens haben deswegen schon bei uns angefragt“, erzählt der Vorsitzende. „Es ist unser Ziel, dass die Sprache weitergegeben wird, dass sie nicht verloren geht“, betont er. Daher bietet der Heimatverein interessierten Schulen und Kindergärten an, das Spiel zu beziehen.
Lieblingswort Eleonore Meyer: „Muschepunt“
Auch Mönch selbst spielt das Memo-Spääl gerne. „Zuletzt im Skiurlaub Oder wenn Freunde aus dem Ausland zu Besuch sind, ist es ein großer Spaß.“ Zu sehen sind auf den Karten alltägliche Gegenstände und heimische Tiere – wie das Kattekelken (Eichhörnchen). Betont wird dabei übrigens die zweite Silbe. Was zeichnet speziell das Mittelweser Platt aus? „Unser Nienburger Platt ist verhältnismäßig einfach und klar“, findet die Heimatautorin. Ihr Lieblingswort: „Muschepunt“, ein Kosewort für Kinder, das so viel heißt wie „Mein kleiner Schatz“. Und bei Heiko Mönch? „Winnewörp – der Maulwurf“, kommt es ganz spontan.
Kontakt
„Finn Twee Tohopen“ gibt es für 8,50 Euro pro Spiel beim Heimatverein Haßbergen,
zu bestellen unter info@hassbergen.de.