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Jagdhorn, Beat und Tanzmusik: Das musikalische Leben von Werner Boehm

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Von: Beate Ney-Janßen

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Alphorn jenseits der Berge: Mit Überzeugungskraft schaffte es Werner Boehm, Loccums Jagdhornbläser auch an das Alphorn heranzuführen. Hier beim Blasen in Loccums Klosterforst.
Alphorn jenseits der Berge: Mit Überzeugungskraft schaffte es Werner Boehm, Loccums Jagdhornbläser auch an das Alphorn heranzuführen. Hier beim Blasen in Loccums Klosterforst. © Beate Ney-Janßen

Wieder einmal lädt Werner Boehm, musikalischer Leiter von Loccums Jagd- und Alphornbläsern, zu einem Lehrgang im Jagdhornblasen ein. Jagdhörner sind allerdings nicht das Einzige, was er musikalisch beherrscht. In Loccum und Umgebung hat er bereits auf vielen Hochzeiten die Gäste in Schwung gebracht.

Loccum – Gerade ist Werner Boehm etwas angeschlagen. Eine Krebserkrankung hat ihm im vergangenen Jahr zugesetzt. Das Glitzern in den Augen, wenn der 74-Jährige von seiner Beziehung zur Musik erzählt, hat er darüber aber nicht verloren.

Four Rockets standen für Beat

Beat und mehr: 1965 startete Werner Boehm mit den Four Rockets durch.
Beat und mehr: 1965 startete Werner Boehm mit den Four Rockets durch. ©  Boehm

Seine erste Bühne eroberte er bereits im zarten Alter von neun Jahren. Erste Griffe auf der Gitarre hatte er gelernt. Da verstand es sich von selbst, dass er mit seinem Vater als Duo auftrat. Der führte im Schaumburgischen eine Gaststätte. „Immer wenn ihm danach war, spielte er ein bisschen auf“, erinnert sich Boehm. Und der Filius stimmte begeistert ein.

Der Gitarre folgte der Bass und wenn er sich auch entschied, etwas „Anständiges“ – Elektriker – zu lernen, so hielt ihn doch nichts davon ab, weiterhin Musik zu machen. An den Wochenenden stand er ab 1965 mit seiner Band Four Rockets auf den Bühnen Norddeutschlands und spielte Songs von den Beatles und Co. Manchmal vor mehreren Hundert Zuhörern, manchmal aber auch nur für eine intime Session vor einer Handvoll Fans. Ältere Semester erinnern sich noch an legendäre Auftritte in Münchehagens Szene-Kneipe Kanbach.

Beine machen: Von 1968 bis 1990 sorgten die Flamingos für Tanzmusik in vielen Sälen. Immer dabei: Werner Boehm (links).
Beine machen: Von 1968 bis 1990 sorgten die Flamingos für Tanzmusik in vielen Sälen. Immer dabei: Werner Boehm (links). © Boehm

Drei Jahre später war Schluss damit. Alle vier Rockets mussten zur Bundeswehr und zu ihrem Leidwesen in unterschiedliche Kasernen. Doch das Ende der Rockets wurde für Boehm ein neuer Anfang: neue Band, die Hochzeit mit seiner Irmtraud und der Umzug nach Loccum. Ab diesem Zeitpunkt stand Tanzmusik auf dem Programm. Tingelnd mit den Flamingos. Hochzeiten, Betriebsfeiern – überall dort, wo Leute in Schwung kommen wollten, waren die Flamingos dabei. Mehr als 20 Jahre haben sie gut unterhalten und sich die Nächte mit Musik in Sälen um die Ohren geschlagen.

Groupies im Seniorenheim

Dieser Ära ließ Boehm ab 1990 eine Karriere als Alleinunterhalter folgen. Mit dem Keyboard, etwas gesetzter, aber mit allem Charme, mit dem er sich in den Jahrzehnten zuvor bereits hervorgetan hatte, und das bis Corona es ihm vergällte. Mit der Pandemie war auch Schluss mit regelmäßigen Auftritten in Seniorenheimen. An seine Groupies – die Riege Damen in einem der Heime, die vehement immer die erste Reihe für sich beanspruchte – denkt er nur zu gerne zurück.

Quasi nebenbei lernte er noch Trompete, machte in Loccums Blasorchester der Feuerwehr mit, ließ sich als Dirigent ausbilden, übernahm die Leitung von Loccums Jagdhornbläsern und brachte sie dazu, auch das Alphorn zu lernen – das doch immerhin ein reichlich außergewöhnliches Instrument im Flachland von Deutschlands Norden ist.

„Unseren witzigsten Auftritt hatten wir in der Saunalandschaft Emden“, erzählt Boehm. Bevor die Männer sich darauf einließen, fragten sie vorsichtig nach, ob sie bar aller Kleidung spielen müssten. Mussten sie nicht. Welche Erleichterung. So wurde auch dieser Vortrag perfekt.

Beat und mehr: 1965 startete Werner Boehm (Bild links, r.) mit den „Four Rockets“ durch. Das Bild rechts zeigt ihn 2004 als Königspaar beim Ehrentanz mit seiner Frau Irmtraud.
Werner Boehm und seine Frau Irmtraud tanzen 2004 als Königspaar den Ehrentanz. © Boehm

Und was sonst noch? Ein Tonstudio richtete er sich ein. Und betätigte sich als Komponist. 80 Lieder sind es, die er selbst komponiert und eingespielt hat. „Die meisten für meine Lieblingsfrau“, sagt er mit Blick auf seine Irmtraud, mit der er glücklich ist wie am ersten Tag. Dass es gemeinsam auch musikalisch sein kann, hat das Paar 2006 beim Loccumer Schützenfest gezeigt. Zwei Jahre zuvor hatten sie beide den sichersten Schuss abgegeben, waren König und Königin im Dorf. Der Tradition, dass der Schützenkönig beim nächsten Kommersabend eine Rede halten muss, verpassten sie eine neue Note. Im Duett sangen sie ein Lied, das Boehm nur zu diesem Zweck geschrieben hatte.

Mit Musik geht es nun weiter – und die Einladung zum Jagdhorn-Lehrgang steht – verbunden auch mit der Hoffnung, dass der eine oder andere, der sich von Boehm unterrichten lässt, die Reihen der Jagd- und Alphornbläser ergänzen mag.

Teilnehmen: An zehn Abenden, jeweils donnerstags und beginnend am 2. Februar, lehrt Werner Boehm, wie dem Jagdhorn Töne entlockt werden können. Anmeldungen nimmt er unter 0177/525 66 71 entgegen.

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