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Zwischen Scherz und Drama: Monologtheater spielt in Bad Rehburg

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Von: Beate Ney-Janßen

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Zweifel an der eigenen Kunst: Schriftsteller Konstantin (Nikolaus Herdiekerhoff) gebärt sich beim Schreiben in „Die Möwe“ schier toll (Bild links). Einen gelungenen Monolog mit Witz und Verstand bietet Christian Schaefer in der Rolle des Iwan Iwanowitsch Njuchin dar.
Zweifel an der eigenen Kunst: Schriftsteller Konstantin (Nikolaus Herdiekerhoff) gebärt sich beim Schreiben in „Die Möwe“ schier toll (Bild links). Einen gelungenen Monolog mit Witz und Verstand bietet Christian Schaefer in der Rolle des Iwan Iwanowitsch Njuchin dar. © Beate Ney-Janßen

Das Monologtheater brilliert mit Stücken des russischen Schriftstellers Anton Tschechow.

Bad Rehburg – „Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.“ Frei nach diesem Zitat Anton Tschechows hat das Monologtheater sich Szenen aus vier Stücken des russischen Schriftstellers ausgewählt und sie zu einer kurzweiligen Inszenierung zusammengestellt. Auf Einladung von Rehburg-Loccums „KulTour“-Verein spielte sich das Ensemble durch Tschechows Auffassung des Alltäglichen.

Da steigt einer auf die Bühne und stellt sich vor: Iwan Iwanowitsch Njuchin. Das Gesicht kreideweiß geschminkt, der abgerissene Frack schlotternd an der spindeldürren Gestalt, ein langer fransiger Backenbart, der jeder Beschreibung spottet. Eine Witzfigur, ohne Frage. Er solle einen Vortrag halten, erläutert Njuchin. Über den Schaden des Tabaks. Seine Frau habe ihn dazu angehalten, obwohl er doch selbst Raucher sei.

Publikum spendet in Bad Rehburg frenetisch Applaus

In den folgenden 20 Minuten von Tschechows Einakter monologisiert dieser Njuchin weniger über den Tabak als vielmehr über sein verkorkstes Leben – woran seiner Frau ein ordentlicher Anteil zukomme. Harter Tobak, von dem er dort berichtet – gewürzt mit einer gehörigen Prise Selbstironie.

Das Lob für diese Melange kommt Tschechow zu. Das Lob für die überaus gelungene Darstellung des Njuchin geht an den Mimen Christian Schaefer. Zappelnd und zuckend, mit nahezu akrobatischen Einlagen, aber auch diesem oder jenem Flirt mit dem Publikum spielt er die tragische Gestalt, klettert mal zu den Leuten herab, patscht wenig später – seiner Länge sei Dank – auf einem Stuhl stehend an die Saaldecke und legt auch noch singend ein Tänzchen ein. Das Publikum spendet für die Aufführung frenetisch Applaus. Auch wenn Njuchins Leben verpfuscht ist, kann Schaefer mit dem seinen in diesem Moment zufrieden sein.

Zweifel an der eigenen Kunst: Schriftsteller Konstantin (Nikolaus Herdiekerhoff) gebärt sich beim Schreiben in „Die Möwe“ schier toll (Bild links). Einen gelungenen Monolog mit Witz und Verstand bietet Christian Schaefer in der Rolle des Iwan Iwanowitsch Njuchin dar.
Zweifel an der eigenen Kunst: Schriftsteller Konstantin (Nikolaus Herdiekerhoff) gebärt sich beim Schreiben in „Die Möwe“ schier toll (Bild links). Einen gelungenen Monolog mit Witz und Verstand bietet Christian Schaefer in der Rolle des Iwan Iwanowitsch Njuchin dar. © Beate Ney-Janßen

Komödie oder Drama? In den meisten seiner Theaterstücke legte Tschechow sich ziemlich genau fest. Komödiantisch wollte er sie verstanden wissen. Manchen gab er gar die dramaturgische Zuordnung „Scherz“ mit auf den Weg. Scherzhaft, sarkastisch, ironisch hat sich auch das Monologtheater den Stücken zugewandt – ohne das Dramatische der Geschichten jemals zu leugnen.

Nicht in Tschechows wohl bekanntestem Stück „Die Möwe“, in dem Schriftsteller Konstantin (Nikolaus Herdiekerhoff) an seinen Selbstzweifeln unterhaltsam zugrunde geht und nicht in „Die Vaterlosen“, in dem Lehrer Platonow (Para Kiali) sich dem Alkohol zuwendet und jedem Satz einen kräftigen Schluck folgen lässt.

Jenseits des Monologs, dem sie sich doch eigentlich verschrieben haben, trafen sich die drei Schauspieler nach der Pause zum „Heiratsantrag“ auf der Bühne. Auch der wurde bejubelt, fand Anklang und ließ das Publikum in der Gewissheit zurück, dass sich der Besuch dieses Theaterabends für alle Anwesenden gelohnt hat.

Nächste Aufführung

Rätselraten hat allein das vierte Ensemblemitglied auch über den Schlussapplaus hinaus aufgegeben. Weshalb es in einem überdimensionierten Bärenkostüm steckte, in dem es zwischen den Szenen auf die Bühne tapste und sich kurz umsah, um dann erneut auf seinem stummen Platz im hinteren Teil des Saales zu verharren, klärte niemand auf. Der russische Bär als Zeichen der Herkunft Tschechows? Das wäre doch etwas zu platt innerhalb der gelungenen Inszenierung.

Der nächste Termin

Am Samstag, 25. März, steht ab 20 Uhr die Schaumburger Bühne mit dem Stück „Ein ungleiches Paar“ im Rehburger Bürgersaal auf der Bühne. Reservierungen werden unter 05037/30 00 60 oder per E-Mail an info@badrehburg.de angenommen.

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