Das Leben auf dem Land

Eystrup - Von Rebecca GöllnerAlte Gebäude vermitteln dem Betrachter eine ganz bestimmte Atmosphäre: eine undefinierbare Vertrautheit, ein Gefühl von Heimat. Aber auch etwas Mysteriöses, das die Neugierde weckt. Eins haben sie alle gemeinsam: eine Geschichte mit Vergangenheit. Um eben diese Gebäude und die Menschen, die darin leben, soll es in unregelmäßigen Abständen in dieser Zeitung gehen.
Das Ehepaar Magnus und Beatrix Alhusen aus Mahlen hat sich so etwas wie sein eigenes kleines Paradies geschaffen. Eine grüne Oase inmitten der Samtgemeinde. Die Eheleute betreiben einen landwirtschaftlichen Hof auf gut 2,5 Hektar und sind mit dem Leben auf dem Lande rundum zufrieden. Es sprudelt leidenschaftlich aus Magnus Alhusen heraus, als er über das Anwesen und seine Familie redet. Er kommt buchstäblich ins Schwärmen.
Das große Hallenhaus – das Herzstück des Hofes – ist 1692 erbaut worden. „Man hat es auch Einhaus genannt, weil alles unter einem Dach stattgefunden hat“, so der 54-Jährige.
Direkt neben dem Vieh hätten seine Vorfahren geschlafen. Eine offene Feuerstelle im Inneren des Gebäudes machte das Atmen schwer. Aus heutiger Sicht undenkbar. „Man muss sich nur vorstellen, wie die Kinder gelebt haben müssen“, sagt Beatrix Alhusen. Schließlich sei es auch sehr kalt gewesen. Heutige Baustandards wie die Isolierung von Wänden hätte es damals nicht gegeben.
Nach und nach sind Nebengebäude gebaut worden, erzählt Magnus Alhusen. Schweinestelle, Grünfutterbergung, Scheunen, aber auch ein Anbau an das Hallenhaus. „Jede Generation hat etwas Eigenes geschaffen“, erzählt Beatrix Alhusen. In dem vom Architekten Baumgart entworfenen Anbau hat es sich die Familie heute wohnlich gemacht.
Das Familienleben spielt sich hautpsächlich in der großen Küche und dem Wohnzimmer ab. Jedes ihrer drei Kinder hat sein eigenes Zimmer. Die beiden älteren Töchter sind zwar mittlerweile ausgezogen und studieren in Münster und Konstanz, doch wenn sie das Heimweh plagt, finden sie dort nach wie vor Unterschlupf. Ansonsten stehen viele Räume leer.
Zu Kriegszeiten lebten bis zu 15 Menschen unter dem Dach der Alhusens. „Manchmal kommt eine ältere Dame zu uns und erzählt, dass sie hier im Wohnzimmer aufgewachsen ist“, sagt Beatrix Alhusen.
Außerdem gibt es mehrere „repräsentative Zimmer“. „Die Generation vor uns hat sich da noch mehr Gedanken darüber gemacht“, so die 51-jährige Hofbesitzerin. Zu besonderen Anlässen würde auch heute noch Besuch in diesen Räumen empfangen. Sie sind mit hochwertigen Möbeln ausgestattet, feinstes Porzellan steht in Vitrinen. Der Boden ist mit Fischgrätenparkett ausgelegt. Alles wirkt bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt.
Im alten Hallenhaus ist ein Büro eingerichtet, außerdem wird dort Spargel verkauft. Die langen Wänden zieren selbst gemalte, farbenfrohe Bilder.
Vor 18 Jahren sind die beiden zurück nach Mahlen gekommen. Dem Heimatort von Magnus. Die Kinder sollten auf dem Land aufwachsen. Außerdem schafften seine Eltern es nicht mehr alleine, den landwirtschlichen Betrieb am Laufen zu halten.
Kennengelernt haben sich Magnus und Beatix während des Studiums in Göttingen. Anschließend lebten sie zusammen in Hannover. Er arbeitete bei der VGH, sie im Umweltministerium. „In Hannover war die Nähe zu Politik und Kultur natürlich etwas ganz besonderes“, so Magnus. Trotzdem hätte sich das Ehepaar schnell wieder an das Landleben gewöhnt. Neben der alltäglich Arbeit auf dem Hof, hat sich jeder der beiden Hobbys zum Ausgleich gesucht. Magnus geht joggen, liebt Kunst und Jazzmusik. Beatrix ist politisch engagiert, spielt Klavier und Geige. Sie sagt aber auch: „Hier zu wohnen, das ist mein Hobby.“