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Bundesweite Premiere: In Hoya kann man jetzt Klima-Diesel tanken

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Von: Nala Harries

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Als erste Tankstelle in Deutschland: Diese-Fahrer können ab sofort Februar bei der Classic-Tankstelle in Hoya Klima-Diesel tanken.

Hoya – Klima-Diesel tanken – und das, ohne ihren Motor dafür umzurüsten. Das ist nun in Hoya im Landkreis Nienburg möglich – dort steht nun die bundesweit erste Tankstelle für Klima-Diesel. Dabei stehen den Diese-Fahrern zwei Kraftstoffe zur Auswahl: KlimaDiesel 25 und KlimaDiesel 90

Die Zapfsäulen für den KlimaDiesel befinden sich im hinteren Bereich der Classic-Tankstelle in der Nähe der Waschanlage.
Die Zapfsäulen für den Klima-Diesel befinden sich im hinteren Bereich der Classic-Tankstelle in der Nähe der Waschanlage. © nala harries

Dabei handelt es sich um synthetische Kraftstoffe, die aus Rest- und Abfallstoffen wie beispielsweise altem Pommesfett hergestellt worden sind. Zudem spart KlimaDiesel 25 beziehungsweise 90 Prozent mehr CO2 ein im Vergleich zu fossilem Dieselkraftstoff, verspricht die Klima Kraftstoffe GmbH, die für die Einführung verantwortlich zeichnet.

Bundesweite Premiere: In Hoya kann man jetzt Klima-Diesel tanken – rund 30 Unternehmen beteiligt

Zu der Gesellschaft gehören rund 30 Unternehmen, die die neuen, grünen Kraftstoffe zukünftig deutschlandweit vertreiben wollen. Dabei handelt es sich übrigens um dieselben, die sich auch für die Gründung des efuels-Forums zusammengeschlossen hatten (wir berichteten). Einer der Vertriebspartner ist Lorenz Kiene, Geschäftsführer der Christian Lühmann GmbH, die mehr als 160 Tankstellen in ganz Deutschland betreibt. So auch in Hoya an der Straße „Auf dem Kuhkamp“.

Neu ist die Idee vom grünen Kraftstoff nicht. Einige andere Tankstellenbetreiber bieten bereits ähnliche Produkte an. Zu nennen wären diesbezüglich beispielsweise Care-Diesel und Protect25. Für die Grafschaft sei die Einführung von Klima-Diesel am Freitag, 3. Februar, um 10 Uhr jedoch ein „historisches Ereignis“, ist Lorenz Kiene überzeugt. Das findet auch Stadtdirektor Detlef Meyer. „Es ist sehr zu begrüßen, dass die Christian Lühmann GmbH in puncto Klimaschutz so aktiv ist“, sagt er dazu.

Klima-Diesel in Hoya: „Jedes Gramm CO2 weniger zählt“

„Wir sind die letzte Generation, die gegen den Klimawandel etwas unternehmen kann. Und damit müssen wir jetzt beginnen. Jedes Gramm CO2 weniger zählt“, beschreibt Kiene, was die Klima Kraftstoffe GmbH antreibt. Die Einführung von Klima-Diesel sei seiner Meinung nach aber nur ein Teil der Zukunft. Es müsse einen Mix aus Mobilitätslösungen geben. Dabei denkt er unter anderem an eFuels sowie den Wasserstoff- und Elektroantrieb.

Ein Problem solcher Innovationen ist allerdings der Preis. Denn für KlimaDiesel 25 müssen Abnehmer erst mal rund sechs Cent mehr als für herkömmlichen fossilen Dieselkraftstoff zahlen. Bei KlimaDiesel 90 sind es sogar fast 18 Cent. „So kostet eine Tankfüllung um die fünf bis sieben Euro mehr“, rechnet Kiene vor und appelliert: „Damit kann aber jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

In Hoya kann man jetzt Klima-Diesel tanken: „Das Produkt muss sich erst einmal etablieren“

Die höheren Preise seien vor allem auf die bisher geringe Verbreitung und die noch hohen Herstellungskosten zurückzuführen. Die Lühmann-Gruppe beziehe das Fertigprodukt aus Skandinavien, sie müsste sich demnach nicht um die Organisation von Rest- und Abfallstoffen kümmern. Das Produkt werde weltweit hergestellt, dem Unternehmen sei aber wichtig gewesen, dass es kein Palmöl enthalte. Daher habe es sich für Skandinavien entschieden, so Kiene.

Unmengen an Geld verdiene die Lühmann-Gruppe durch den Verkauf des grünen Kraftstoffes nicht. „Beim Klima-Diesel fällt der Gewinn kleiner aus als bei fossilem Dieselkraftstoff“, sagt der Geschäftsführer über die Absatzzahlen. Durch die Industrialisierung werde der Preis für die Abnehmer aber sinken, ist er überzeugt. Wann es so weit sei, könne er jedoch aktuell nicht sagen. „Das Produkt muss sich erst einmal etablieren“, meint auch Stadtdirektor Meyer.

Verkehrsbetriebe und Unternehmen an Klima-Diesel interessiert

Gerade für Unternehmen mit einer großen Flotte, die auf umweltbewusstes Fahren umstellen wollen, würde sich das Tanken mit dem neuen Kraftstoff lohnen, berichtet Kiene. Denn die Anschaffung eines wasserstoffbetriebenen Busses sowie die Kosten für den entsprechenden Kraftstoff seien höher, als mit den bestehenden Fahrzeugen den KlimaDiesel zu tanken, hat er ausgerechnet.

So haben sich unter anderem die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH) dafür entschieden, ihren Fuhrpark mit derzeit 48 Bussen zukünftig mit KlimaDiesel 25 zu betanken. „Damit entfaltet sich die Wirkung bei der CO2-Einsparung unmittelbar in vollem Umfang, was wichtig ist, um schnell eine möglichst große klimaschonende Wirkung zu erzielen“, sagt Geschäftsführer Holger Laurenz dazu auf Nachfrage.

Zwar würden dadurch Mehrkosten entstehen, diese seien jedoch nach Einschätzung der VGH tragbar. Die Kostensteigerungen könnten eventuell sogar durch Einsparungen bei längeren Wartungs- und Instandhaltungsintervallen kompensiert werden, meint er. Versuche in anderen Unternehmen mit synthetischen Kraftstoffen hätten ergeben, dass sogenannte Dieselinjektoren länger halten und Abgasfilteranlagen weniger verrußen würden, was zu Einsparungen bei Wartung und Instandhaltung führe. Zudem würden keine zusätzlichen Kosten beispielsweise für eine Lade- oder Tankinfrastruktur für Elektro- sowie für mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge entstehen.

Ebenso wenig sei zusätzliches Personal notwendig, und es könne jederzeit und ohne Aufwand zwischen konventionellem Diesel und KlimaDiesel 25 gewechselt werden. „Mit dieser Variante sparen wir ohne Anlaufzeit circa 330 Tonnen CO2 pro Jahr ein“, haben die Berechnungen von Holger Laurenz ergeben. Parallel prüfe das Unternehmen darüber hinaus die Möglichkeiten des Einsatzes weiterer emissionsfreier Antriebe.

Firma aus Asendorf will jetzt Klima-Diesel tanken

Mit gutem Beispiel vorangehen möchte auch die Firma Schlesselmann aus Asendorf, die nach Aussagen von Geschäftsführer Ralf Schlesselmann schon länger auf der Suche nach einer Alternative zum herkömmlichen Diesel ist. Ziel sei es, alle Fahrzeuge des Unternehmens mit dem neuen, grünen Kraftstoff zu betanken. Problematisch sei jedoch, dass es zunächst nur die eine Tankstelle geben werde, an der KlimaDiesel getankt werden könne. „Aber wir sind guter Dinge, dass sich das kurzfristig ändert“, so Ralf Schlesselmann.

„Der Elektro-Antrieb für schwere Lastkraftwagen erscheint uns wenig sinnvoll, da wir dafür sicher nicht die nötigen Kapazitäten und die Infrastruktur hinbekommen werden. Mit dem Klima-Diesel haben wir bereits jetzt die Möglichkeit, kurzfristig und ohne teure Umrüstungen klimaneutral zu tanken. Jedes kleine Puzzleteilchen hilft, und nichts tun, ist keine Option“, so der Geschäftsführer. Er betont aber auch, dass in Zukunft für die Mobilität ein Mix aus Wasserstoff, Elektro und synthetischen Kraftstoffen benötigt werde.

Noch darf nicht jeder Klima-Diesel in Hoya tanken

Der KlimaDiesel 25 ist für jedermann ab dem 3. Februar zu erwerben. Mit dem KlimaDiesel 90 gibt es derzeit aber noch ein Problem: Dieser kann bisher nur von einem geschlossenen Kundenkreis getankt werden. Denn er ist für den freien Verkauf an Tankstellen gesetzlich noch nicht zugelassen. Zwar erfülle er die Anforderungen der Norm DIN EN 15940, aber diese sei bisher nicht in das Bundesimmissionsschutzgesetz aufgenommen worden, bedauert Lühmann-Geschäftsführer Lorenz Kiene.

Um dieses Problem zu lösen, vergibt die Klima Kraftstoffe GmbH an interessierte Kunden einen kostenlosen Chip, den sie an der Zapfsäule vorhalten müssen, um den KlimaDiesel 90 tanken zu können. Ein entsprechender Beitrittsantrag ist in der Classic-Tankstelle (Auf dem Kuhkamp 21) in Hoya sowie bei der Lühmann-Zentrale (Telefon: 04251/8120, E-Mail: infos @klima-kraftstoffe.de) erhältlich. „Sobald die DIN EN 15940 aufgenommen worden ist, braucht es dann auch keinen Chip mehr“, erklärt Lorenz Kiene mit Blick in die Zukunft.

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