Museumsdruckerei Hoya öffnet nach Umbauphase ihre Türen für die Öffentlichkeit

Hoya – Michael Linke trieb seine Sammelleidenschaft in den vergangenen knapp 25 Jahren quer durch Deutschland und weiter bis in die Schweiz. Der pensionierte Lehrer aus Wechold hat es ganz besonders auf alte Druckmaschinen, Lettern und alles, was mit der „schwarzen Kunst“ zusammenhängt, abgesehen. Und so kam einiges zusammen. „Unsere ganze Scheune stand damit voll.
Irgendwann fragte er mich doch tatsächlich, ob eine der kleineren Maschinen bei uns im Schlafzimmer stehen dürfe“, erinnert sich seine Frau Sylke und wirft ihrem Mann ein Lächeln zu.
Doch so weit sei es glücklicherweise nicht gekommen. Denn seit geraumer Zeit haben Linkes Schätze, darunter beispielsweise eine Druckmaschine der Marke Stanhope aus dem Jahr 1820 sowie zahlreiche weitere Geräte aus verschiedenen Jahren, einen neuen Platz gefunden: in der Alten Molkerei an der Lindenallee 2 in Hoya. Dort soll die neue Museumsdruckerei am 3. und 4. September nun nach langer Umbauphase eröffnet werden. Für das Wochenende am 10. und 11. September sind zudem Tage der offenen Tür geplant. Besucher sind an allen vier Tagen in der Zeit von 11 bis 17 Uhr willkommen. Betrieben wird die Museumsdruckerei Hoya zukünftig von dem Verein „Museumsdruckerei Hoya Zwiebelfisch“, dem auch Sylke und Michael Linke angehören. Eigentümerin ist die Stadt.
Zuvor führte das Ehepaar Linke die Museumsdruckerei bereits knapp 20 Jahre lang im ehemaligen Pfarrhaus an der Martinskirche. Doch das Gebäude wurde verkauft, und die Sammlung benötigte eine neue Bleibe. „Wir entschieden uns, der Stadt alles zu stiften. Vorausgesetzt sie bietet uns ein neues Plätzchen dafür an“, erinnert sich Michael Linke an den Deal. Man einigte sich auf die Alte Molkerei, die zuvor jedoch einer grundlegenden Renovierung unterzogen werden musste (wir berichteten). Der Umzug gestaltete sich anschließend als „Mammut-Aufgabe“, wie Linkes erzählen. Knapp 60 Tonnen Blei und Maschinen mussten von einen an den anderen Ort geschafft werden. „Wie gut, dass mir meine Frau zum Geburtstag einen Gabelhubwagen schenkte“, sagt der pensionierte Lehrer sichtlich dankbar darüber, dass seine Liebste ihm bei diesem Schritt zur Seite stand.
Aktuell ist das Ehepaar gemeinsam mit den „zwölf Jüngern der schwarzen Kunst“, wie Michael Linke die Gleichgesinnten aus dem Verein nennt, immer noch dabei, alles aus dem Lager in die frisch renovierte Halle zu bringen. „Damit sind wir nun fast fertig“, sagen Linkes zum derzeitigen Stand der Dinge.
Die zwölf Schülerarbeitsplätze sind auf jeden Fall bereit – und auch schon getestet. „Wir hatten hier kürzlich eine sechste Klasse der Oberschule zu Besuch. Die war vom Drucken total fasziniert und mit einer enormen Intensität dabei“, erzählen Linkes begeistert davon, wie gut ihr Angebot bei der jüngeren Generation ankam. „Es ist jedes Mal ein ,Aha-Moment‘, wenn das Ergebnis zum Vorschein kommt, denn zuvor ist die Schrift ja spiegelverkehrt“, berichtet das Ehepaar von den gesammelten Erfahrungen mit den Gästen. Ebenso gut käme die aufgebaute Schreibmaschinen-Straße an. „Viele der Jüngeren kennen solche Geräte schließlich gar nicht mehr“, vermuten Linkes den Ursprung für das große Interesse am Tippen mit „historischer Technik“.

Und genau diese Zielgruppe möchte der Verein auch in den Fokus nehmen. Die Gruppe wünscht sich, zukünftig ein bis zwei Klassen als Dauergäste in der Museumsdruckerei Hoya begrüßen zu können. „In gewisser Weise dient die Arbeit hier der Berufsvorbereitung. Die Schüler lernen, wie sie zusammenarbeiten können, sie lernen etwas über Genauigkeit und Ordnung“, ist das Ehepaar überzeugt. Daher erscheint es Michael und Sylke Linke auch äußerst passend, dass das Jugendzentrum ebenfalls in die Alte Molkerei miteinziehen soll (wir berichteten).
Aber natürlich sind auch alle anderen Interessierten willkommen. Fernab der Öffnungszeiten, über die noch diskutiert werden muss, könnten sich Druck-Fans stets melden, um einen individuellen Termin in der Museumsdruckerei zu vereinbaren. „Wir wollen ein Museum sein, aus dem am Ende fast alle Besucher mit schwarzen Fingern wieder herauskommen“, betonen die beiden. Zudem kündigen sie an, dass die Vereinsmitglieder anstreben, die Räume einmal in der Woche für eine „offene Werkstatt“ anzubieten.
„Drucken ist ein immaterielles Kulturerbe, welches erhaltenswert ist“, bringt Sylke Linke schlussendlich auf den Punkt, warum es wichtig ist, die Vergangenheit am Leben zu erhalten und die Druckkunst fortzuführen.