Mühlen sind ihre Passion: Wilfried und Hedwig Bremer aus Eystrup sind „Freiwillige Müller“

Eystrup – Dass Eheleute einem gemeinsamen Hobby nachgehen, soll hin und wieder ja vorkommen. Dass sich aber wie bei den Eystrupern Wilfried und Hedwig Bremer beide auch zum „Freiwilligen Müller“ ausbilden ließen, dürfte da schon eher ungewöhnlich sein.
Seinen Anfang genommen hat alles vor nunmehr 22 Jahren, mehr oder weniger per Zufall. Wie der dieser Tage das 70. Lebensjahr vollendende gebürtige Hoyaer anlässlich eines Gesprächs mit dieser Zeitung berichtete, besuchte er damals an einem „Tag der offenen Tür“ die Fehsenfeldsche Mühle in Martfeld.
So wurde nicht nur sein Interesse an Mühlen geweckt, sondern er erfuhr auch von der Möglichkeit, eine vom Mühlenverein Niedersachsen-Bremen initiierte und unter der Schirmherrschaft der Volkshochschule Diepholz durchgeführte Ausbildung zum freiwilligen Müller zu absolvieren. Kurzentschlossen meldete er sich für den nächsten von Müllermeister Hans Hermann Bohlmann geleiteten Kurs an und besuchte in den folgenden zwei Jahren gemeinsam mit weiteren Teilnehmern regelmäßig die entweder im Kornspeicher des Kreismuseums in Syke oder auf verschiedenen Wind- und Wassermühlen in der Region durchgeführten Unterrichtseinheiten.
Neben der Vermittlung zahlreicher theoretischer Kenntnisse, zu nennen wären Wetterkunde, Feuerschutz, Getreidekunde, Unfallverhütung, physikalische und technische Grundlagen sowie Geschichtliches, war die Ausbildung vor allem aber stark praxisbezogen. So erlernten die Absolventen auf eigens als solche ausgewiesenen Lehrmühlen, beispielsweise der Feldmühle in Martfeld oder der Wassermühle in Bruchmühlen, die unterschiedlichen Betriebssysteme und Arbeitsabläufe der jeweiligen Mühlen, aber auch Besonderheiten wie etwa das Nachschärfen der Mahlsteine oder die Bespannung der Flügel mit Segeltuch. Ziel der jeweiligen Lehrgänge ist immer die sichere und fachgerechte Bedienung einer Wind- oder Wassermühle in den verschiedenen Jahreszeiten und bei unterschiedlichen Wetterbedingungen.

Nach bestandener Prüfung zum freiwilligen Müller im Jahr 2002 wurden die Kenntnisse durch Besuche vieler anderer Mühlen in Norddeutschland und den Niederlanden nach und nach erweitert und vertieft. „Soweit möglich, sind wir damals fast jeden Sonntag losgezogen und haben uns irgendwo eine Mühle angesehen“, stellen die Eheleute rückblickend fest. Es war dann auch nur noch ein kleiner Schritt, dass die aus dem mühlenreichen Emsland stammende Ehefrau Hedwig, die die Leidenschaft ihres Mannes für Mühlen von Anfang an teilte, von 2005 bis 2007 ebenfalls eine Müllerausbildung absolvierte.
In dem Kursus, der immer aus mindestens 15 Teilnehmern bestehen muss, war sie damals eine von zwei Frauen. Ihre Teilnahme wurde möglich, weil der Kursleiter von Beginn an die Termine so plante, dass sie diese mit ihrer Tätigkeit als Altenpflegerin in Einklang bringen konnte. Die im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller gewordene Ausbildung zeigt sich nach ihren Worten schon im damaligen Prüfungsumfang: „Im Gegensatz zu der Prüfung meines Mannes, der nur 50 Fragen zu beantworten hatte, waren es bei uns fünf Jahre später schon doppelt so viele“. Eine wirkliche Herausforderung stellten die Aufgaben und Fragen jedoch nicht dar, sodass auch sie zum Schluss dass begehrte Zertifikat in den Händen halten konnte. Und dass Hedwig Bremer nicht ängstlich ist, beweist schon der Umstand, dass sie seinerzeit zweimal in die Flügel der Feldmühle gestiegen ist, um diese zu bespannen.
Seither engagiert sich das Ehepaar im Verein „Eystruper Mühlenfreunde“, der die 1861 gebaute und im Besitz der Familie Schneermann befindliche Windmühle „Margarethe“ betreut. Neben deren Wartung und Instandhaltung, den gemeinsam mit den übrigen Mühlenfreunden organisierten und durchgeführten jährlichen Mühlentagen, gehören besonders Führungen, die je nach Interessenlage und Aufnahmebereitschaft schon mal ein bis vier Stunden in Anspruch nehmen können, zu ihren Hauptaufgaben. „Gerade den Führungen von Schulklassen messen wir große Bedeutung bei“.
Wenn dann auch noch – wie geschehen – von einer Schülerin festgestellt wird: „Jetzt weiß ich endlich, wo das Mehl herkommt, meine Mama kauft es eigentlich immer im Supermarkt“, kann sich Wilfried Bremer ein Schmunzeln nicht verkneifen. Andererseits kann aber auch er von solchen Besuchen profitieren, etwa als ihm der Leiter der Technikerschule in Nienburg die Umsetzung der konischen Bauweise der Eystruper Mühle genauer erklären konnte.
Wie sehr sich die Bremers der im Blickfeld ihres Wohnzimmers befindlichen „Margarethe“ verbunden fühlen, ist auch daran abzusehen, dass sie deren interessante und abwechslungsreiche Historie detailliert aufarbeiten und irgendwann vielleicht auch in Buchform veröffentlichen möchten.