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Magie am Piano

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Von: Horst Friedrichs

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Pianist und Komponist Andy Mokrus faszinierte seine Zuhörer am Konzertflügel in der Kleinkunstdiele Bücken. Foto: Horst Friedrichs
Pianist und Komponist Andy Mokrus faszinierte seine Zuhörer am Konzertflügel in der Kleinkunstdiele Bücken. Foto: Horst Friedrichs

Bücken – Wenn bulgarische Dorfmusiker außer Rand und Band geraten oder George Gershwin und Sergej Rachmaninoff sich musikalisch unterhalten, dann ist Andy Mokrus ganz Ohr. Und was er bei solchen „Gelegenheiten“ gehört hat, setzt er, der Meister der Magie am Piano, in geradezu bildhafte Klänge um – als Ergebnis der „Klavierzeitreisen“, die ihn in musikalische Weltwinkel von außerordentlichem Erinnerungswert geführt haben. Am Freitagabend erzählte Andy Mokrus davon in der Kleinkunstdiele Bücken – verbal und vor allem mithilfe der weißen und schwarzen Tasten des Konzertflügels.

Dass er ein humorvoller Erzähler ist, brauchte Andy Mokrus nicht erst unter Beweis zu stellen. Kenner seiner Kunst fühlten sich in den Schilderungen seiner musikalischen Weltreise augenblicklich zu Hause, war es doch nicht sein erster Soloauftritt in der Kleinkunstdiele. Mit bildhaften Beschreibungen seiner Reiseerlebnisse erzeugte Mokrus ebenso viel Heiterkeit bis hin zu herzhaftem Lachen, wie er mit der kompositorischen Umsetzung besagter Bildsprache in geradezu atemberaubende Klaviertechnik das Gefühl hervorrief, dabei zu sein – ob im musikalisch-szenischen Erleben jener ausufernden Rhythmik und melodischen Rasanz des bulgarischen Dorffests oder in der gelassenen Geruhsamkeit eines Sonntagmorgens in New York, wenn es selbst in Manhattan langsam und bedächtig zugeht.

So, wie für Andy Mokrus nach eigenem Bekunden schon von Kindesbeinen an das Hören von Musik wichtiger fürs Umsetzen auf das heimische Klavier war als das in Noten Geschriebene, vollbrachte er in seinem Bücker Solokonzert das Kunststück, die Bilder seiner Erlebnisse in Töne und Tonfolgen zu verwandeln und mit einer geradezu atemberaubenden Vielfalt von Rhythmen zu garnieren. Eine gleichermaßen vielfältige Rückverwandlung des Klavierklang-Kaleidoskops in Kopfkinoszenen bei den Zuhörern mochte das Ergebnis der überragenden instrumentalen Leistungen sein, die Andy Mokrus am Konzertflügel der Kleinkunstdiele vollbrachte.

„Klavierzeitreisen“ überschreibt Mokrus seine Kompositionen für Piano Solo, mit denen er sein Publikum auch in Bücken in wahre Begeisterungsstürme versetzte. Ob aus dem schottischen Hochland, von der irischen Insel, aus der ländlichen Weite der Vereinigten Staaten von Amerika oder aus einem afrikanischen Nationalpark – aus den Winkeln der Welt, die er besuchte, brachte Andy Mokrus seine musikalischen Erinnerungen mit und setzte sie in Kompositionen um, deren hohe Ansprüche an die Beherrschung seines Instruments er mit souveräner Leichtigkeit erfüllt. So bedient er mit der schwarz-weißen Klaviatur des Flügels zugleich die virtuelle Klaviatur seines Ausdrucksvermögens, des musikalischen „Sagbaren“ in allen nur erdenklichen Facetten der Tonbildung. Da ergibt es sich ganz am Rande, dass die hölzernen Teile eines Flügels gelegentlich auch als Perkussionsinstrument dienen können. Und wenn zwei imaginäre Clowns sich mit ebenfalls imaginären Sahnetorten bewerfen, entsteht daraus ein Klaviertastengewirbel von geradezu übermütiger Slapstick-Hektik ebenso wie ein furioser scheinbarer Wirrwarr von Melodien aus Zirkusatmosphäre.

Gern zitiert Andy Mokrus einen Satz von Louis Armstrong, dem er sich mit Leib und Seele verschrieben hat: „Es ist nicht wichtig, welche Musik du spielst, aber wie du sie spielst, mit ganzem Herzen, darauf kommt es an.“ Diesen Grundsatz des Jazz-Altmeisters Armstrong setzte Andy Mokrus am Konzertflügel der Kleinkunstdiele Bücken in ein Hörerlebnis außerordentlicher Güte um. Die Zuhörer belohnten ihn dafür mit Applaus und Jubel.

Inhaber Peter Klein erinnerte daran, dass Mokrus in der Kleinkunstdiele schon in verschiedenen Formationen gespielt habe, in einem Solokonzert zuletzt vor vier Jahren.

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