Wer fälscht, wird gekündigt: So kontrollieren Hoyaer Unternehmen die Einhaltung der 3G-Regel

Samtgemeinde – Obwohl für die Fälschung von Impfpässen schwere Strafen drohen, floriert das illegale Geschäft. Auch in der Samtgemeinde Hoya gibt es Fälle. Die Kreiszeitung hat bei Unternehmen nachgefragt, ob sie bereits mit falschen Dokumenten in Kontakt gekommen sind.
Obwohl für die Fälschung von Impfpässen in Deutschland schwere Strafen drohen, floriert das illegale Geschäft. Die Polizei geht solchen Verdachtsfällen bundesweit inzwischen in weit mehr als 12 000 Verfahren nach, berichtete die Deutschen Presse-Agentur gestern.
Eine Nachfrage bei der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg bestätigt: Auch in der Samtgemeinde Grafschaft Hoya mussten die Beamten Strafverfahren wegen des Verdachts der Urkundenfälschung, beziehungsweise des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitserzeugnisse im Zusammenhang mit falschen Impfausweisen und Zertifikaten einleiten. „Die Anzahl aller Verfahren liegt allerdings im einstelligen Bereich. Hinweisgeber waren in allen Fällen Apotheker“, teilt Polizeipressesprecherin Andrea Kempin mit. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne sie derzeit jedoch keine weiteren Angaben dazu machen.
Auch Unternehmen schauen seit der Einführung der 3G-Regel ganz genau hin, welche Nachweise ihnen da eigentlich vorgelegt werden. Geimpfte und Genesene müssen in den meisten Fällen einmalig ihr Zertifikat präsentieren. Ungeimpfte hingegen sind gezwungen, täglich einen negativen Testnachweis vorzuzeigen.
Um sicherzugehen, dass sich auch jeder daran hält, haben viele Firmen der Samtgemeinde Grafschaft Hoya aufwendige Kontrollverfahren entwickelt. Die Kreiszeitung hat jetzt bei einigen nachgefragt, darunter die Hermann Hartje KG, Göbber, Oelschläger Metalltechnik und Smurfit Kappa. Zwei von ihnen haben geantwortet und erklären, wie das Prozedere bei ihnen abläuft und ob sie bereits mit falschen Dokumenten in Kontakt kamen.
Bei der Hermann Hartje KG in Hoya habe bislang noch niemand einen gefälschten Nachweis vorgelegt, berichtet das Unternehmen. Daher sei aus diesen Gründen auch noch niemand am Standort Hoya gekündigt worden.
Allerdings habe die Firma mehrere Büros in ganz Deutschland und darüber hinaus. An einem Standort außerhalb Niedersachsens präsentierte tatsächlich ein Mitarbeiter einen manipulierten Impfausweis, was die Firma mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses ahndete. „Das dort zuständige Gesundheitsamt hatte den Impfausweis geprüft und als Fälschung identifiziert“, erklärt die Hermann Hartje KG dazu. Falls es zu weiterer solcher Fälle kommen sollte, würde das Unternehmen auch künftig auf dieses Verfahren setzen und eine fristlose Kündigung aussprechen sowie den betroffenen Mitarbeiter aus dem Gebäude verweisen.
Die Firma nehme die Gefahr sehr ernst, dass sich jemand mit gefälschten Dokumenten ausweisen könnte, weswegen die entsprechenden Nachweise täglich kontrolliert würden. Vom ersten Tag an, an dem die 3G-Regel galt, habe der Betrieb mit personalisierten Identifikationsbändern gearbeitet, um die Kontrollen zügiger zu gestalten.
„Diese Bänder gibt es nur nach genauer Prüfung des Impfausweises oder der Genesenenbescheinigung“, betont das Unternehmen auf Nachfrage. Nach dessen Angaben mache der Anteil der geimpften Mitarbeiter in Hoya rund 85 Prozent des gesamten Personals aus. 600 Impfdosen seien im Rahmen einer eigenen Kampagne verabreicht worden.
Demnach tragen entsprechend viele Beschäftigte Identifikationsbänder, ähnlich denen aus dem Eventbereich. Sie bestehen aus einem dünnen, aber stabilen Material und bleiben fest am Handgelenk, bis man sie schlussendlich abschneidet. Sie abzunehmen, ohne sie zu beschädigen oder zu zerstören, sei nicht ohne Weiteres möglich, so der Betrieb.
Auch eine Weitergabe werde so erschwert. Hinzu komme einerseits, dass die Bänder alle zwei Wochen neu ausgegeben würden. Andererseits wurde auch die Anzahl der Personaleingänge seit November leicht reduziert. „So können wir sicherstellen, dass genug qualifizierte Mitarbeiter die Einlasskontrollen durchführen können“, teilt die Firma mit.
Täglich würden so an den Eingängen rund 460 Beschäftige von einem eigens geschulten Team in Augenschein genommen werden. Die Anzahl aller Mitarbeiter am Standort Hoya belaufe sich insgesamt auf 655. Die Hermann Hartje KG setze jedoch auf wechselnde Präsenz und individuelle Lösungen, sodass nicht das gesamte Personal täglich vor Ort sein müsse.
Auch das Hoyaer Unternehmen Oelschläger Metalltechnik ist noch nicht mit gefälschten Zertifikaten in Kontakt gekommen. Die Firma setzt bei der Überprüfung der digitalen Impfzertifikate auf die vom Robert-Koch-Institut veröffentlichte CovPass-Check-App. „Hierbei wurden erfreulicherweise keinerlei Unstimmigkeiten oder fehlerhafte Angaben festgestellt“, teilt die Firma mit.
Mitarbeiter, die keinen gültigen Impf- oder Genesenennachweis vorgelegt hätten, würden stattdessen täglich vor Betreten ihres Arbeitsplatzes eines der zwei unternehmensinternen Testzentren aufsuchen. Dieses Angebot werde von einem Großteil der rund 500 Mitarbeiter in der Grafenstadt in Anspruch genommen, sodass sich die Gefahr von gefälschten Testnachweisen insgesamt sehr gering darstelle. Gleichzeitig könne dort aber auch ein Zertifikat eines externen Zentrums vorgelegt werden.
Sowohl die Durchführung der internen wie auch die Nachweise der extern durchgeführten Tests würden in den Zentren überprüft und innerhalb kürzester Zeit mit den dem Betrieb vorliegenden Informationen abgeglichen.
Im Fall von unstimmigen Dokumenten, wie beispielsweise im Ausland ausgestellte Genesenenzertifikaten, die nicht zum Nachweis der 3G-Regelung geeignet seien, habe Oelschläger durch die direkte Kommunikation mit den Beschäftigten bislang immer eine unkomplizierte Klärung herbeiführen können.
„Diese Vorgehensweise konnte mittlerweile sehr gut in den Arbeitsalltag und in die bestehenden Abläufe integriert werden“, so das Unternehmen. Sowohl während der Datenerhebung als auch während der gesamten, bisherigen Umsetzungsphase seien die Mitarbeiter den zusätzlichen Maßnahmen und Kontrollen stets mit großem Verständnis begegnet.