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Hoya – Die Corona-Pandemie machte im vergangenen Jahr vielen Menschen einen Strich durch ihre Pläne für den Sommerurlaub. Was blieb, war die eigene Heimat zu entdecken. Und das am besten mit dem Rad. Im Zuge dessen kam es zu einem regelrechten Ansturm auf die Fahrradhändler. Die Nachfrage war und ist auch immer noch so groß, dass die Großhändler, die den lokalen Handel bedienen, mit den Lieferungen kaum noch hinterherkommen.
- Die Coronakrise löst einen Ansturm auf die lokalen Fahrradhändler aus.
- Fahrradgroßhändler, wie Hartje aus Hoya, stehen nun vor Schwierigkeiten.
- Im Zuge dessen kommt rechnet Hartje mit Lieferverzögerungen und steigenden Preisen.
Der erste Lockdown im Frühjahr hielt strenge Beschränkungen für den Fahrradfachhandel bereit. Die Türen blieben geschlossen, und der Verkauf musste gestoppt werden. Das habe zu einschneidenden Einbrüchen geführt – auch bei den Großhändlern, erklärt Tristan Zerdick, der Pressesprecher der Hermann Hartje KG aus Hoya. Das Unternehmen habe daher zuerst viele Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen.
Doch als die Politik die Corona-Maßnahmen wieder lockerte, gab es für die Kunden kein Halten mehr, und die Angestellten konnten schnell in den Betrieb zurückkehren. „Die Menschen standen vor den Läden Schlange. Einige Geschäfte waren komplett ausverkauft“, erklärt Zerdick. Der Bedarf sei auf einmal enorm angestiegen und befinde sich auch jetzt noch auf einem hohen Niveau. „Fahrräder waren das neue Klopapier“, witzelt Zerdick.
Alle Fahrradtypen seien beliebt, doch am meisten hätten es die Kunden auf E-Bikes abgesehen. „Durch den weggefallenen Sommerurlaub hatten viele Menschen mehr freies Budget zur Verfügung und wollten sich etwas gönnen, was sie sich womöglich schon länger gewünscht haben“, nennt er einen Grund für den Boom.
Ansturm auf Fahrräder hält an: Großhändler Hartje aus Hoya rechnet mit Lieferverzögerungen
In normalen Jahren seien die Wintermonate eher ruhig. Erst zu Ostern, wenn das Wetter wieder besser werde, würden die Anfragen wieder steigen. Doch nicht während der Pandemie: Der Ansturm auf Fahrräder hält an. „Bis zum erneuten Lockdown im Dezember hat das Geschäft weiterhin geboomt“, sagt der Pressesprecher.
Um zu verdeutlichen, von welchem Ausmaß die Rede ist, nennt Zerdick ein Beispiel: „Hartje hat eine sehr extensive Lagerhalterung. Im vergangenen Jahr haben wir zwei neue Hallen gebaut. Doch diese Lagerflächen werden aktuell gar nicht in dem erwarteten Ausmaß benötigt, denn die Räder, die wir erhalten, gehen sofort wieder raus.“ Die hohe Nachfrage wirke sich zudem positiv auf den Umsatz aus. Mit genauen Verkaufs- und Umsatzzahlen hält sich Hartje jedoch bedeckt. „Ich kann jedoch sagen, dass wir das Glück haben, zu den Firmen zu gehören, die von der Krise profitieren“, gibt er zu.
Da sich der Bedarf an Fahrrädern weltweit erhöht habe, käme es allerdings zu Lieferverzögerungen. „Ein Rad besteht aus rund 100 Einzelteilen, viele kommen dabei aus Asien. Doch dort kann die Herstellung nicht so schnell hochgefahren werden“, erklärt Zerdick. Die Anzahl der Räder, die in diesem Jahr in den Handel kommen, würden auf Bestellungen noch vor der Krise basieren. „Wir konnten die Zahlen allerdings schon etwas nach oben hin anpassen. Asien braucht jedoch viel Vorlaufzeit“, so der Sprecher weiter. Daher sollten Kunden, die sich 2021 ein Rad anschaffen möchten, bereits jetzt schon mit dem jeweiligen Fachhändler Kontakt aufnehmen und vorbestellen. „Ansonsten kann es zu Verzögerung von über sechs Monaten kommen.“
Preise für Fahrräder steigen: Der Grund sind gestiegene Frachtkosten und Aluminiumpreise
Kunden sollten sich aber nicht nur auf Probleme bei der Lieferung einstellen, sondern auch auf erhöhte Preise. Denn neben immens gestiegenen Frachtkosten sei auch Aluminium, aus dem so gut wie jedes Fahrrad zu großen Teilen besteht, um knapp zehn Prozent teurer geworden. „Wir befinden uns gerade noch in der Findungsphase, wann und um wie viel wir die Preise anpassen müssen. Aber wir werden, wie viele andere, nicht darum rum kommen“, sagt der Pressesprecher.
Neben der gestiegenen Nachfrage wirkte sich die Krise auch als Beschleuniger der Digitalisierung auf die Hoyaer Firma aus. „Wir haben in kurzer Zeit so viele Homeoffice-Plätze, wie noch nie eingerichtet“, gibt Zerdick an.
Von Nala Harries