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Franz-Gerd Hemmer repariert Turmuhr an der Wecholder Kirche

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„Zeit ist Gnade“: Die Wecholder Kirchturmuhr zeigt sprichwörtlich Gnade und wieder die richtige Uhrzeit an.
„Zeit ist Gnade“: Die Wecholder Kirchturmuhr zeigt sprichwörtlich Gnade und wieder die richtige Uhrzeit an. © Uwe CAMPE

Wechold – „Zeit ist Gnade“ steht in großen Lettern auf einem der beiden Zifferblätter der im Jahr 1988 angebrachten Uhr des Wecholder Kirchturms. Aber was nützt es, wenn sie falsch angezeigt wird, findet die im Kirchenvorstand für bauliche Belange zuständige Elke Weselmann. Seit Ende 2018 führt die Uhr ihren Angaben zufolge ein Eigenleben und macht so ziemlich alles, nur nicht die richtige Zeit anzeigen.

Mehrere Techniker hätten sich bereits vergeblich an der Reparatur versucht. Obwohl sie Elektronik und Relais austauschten sowie Veränderungen am Gestänge vornahmen, positive Effekte hatten meist nur kurz Bestand. Ob, wie ein älterer Herr vor einiger Zeit verschmitzt bemerkte, sich die störrische Uhr gegen das ihr seinerzeit aufgezwängte quadratische Erscheinungsbild wehrt, das so gar nicht mit den romanischen Rundbögen des Turmes harmonieren will, sei einmal dahingestellt.

Wie Elke Weselmann weiß, führten ihre Kapriolen jedenfalls schon so weit, dass manche Friedhofs- oder Kirchenbesucher, die sich hier länger im „Schnack aufgehalten“ haben, ihr verspätetes Erscheinen zu Hause mit deren unzuverlässiger Arbeitsweise entschuldigt hätten.

Aber inzwischen besteht berechtigte Hoffnung, dass Abhilfe geschaffen wurde, scheint es doch dem Turmuhrenbauer Franz-Gerd Hemmer aus Hoya mittels Installation eines neuen Motors mit angehängtem Zwischengetriebe sowie einer neuen Steuerung gelungen zu sein, die Uhr wieder flott zu bekommen und diese von ihrer eigentlichen Bestimmung, der präzisen und korrekten Zeitangabe, überzeugen zu können.

Der Experte bedauerte, dass man seinerzeit nicht das ausgebaute und noch vorhandene mechanische Uhrwerk gründlich überholt hätte. Bei fachgerechter Durchführung und entsprechender Wartung könnte eine solche Mechanik problemlos 80 bis 100 Jahre laufen, müsste allerdings von Zeit zu Zeit von Hand aufgezogen werden, meint er.

Turmuhrenbauer ist in Deutschland ein aussterbender Beruf. Vor dem Zweiten Weltkrieg soll es hierzulande noch rund 50 von ihnen gegeben haben, inzwischen sind es wohl nur noch vier oder fünf, weiß der inzwischen 74-jährige Franz-Gerd Hemmer. Er ist davon überzeugt, einer der letzten seines Standes zu sein. Heute würden vor allem Maschinenbauer Turmuhren restaurieren und reparieren.

Die Finanzierung der jetzt angefallenen beträchtlichen Kosten stellte im Vergleich mit den technischen Problemen das kleinere Problem dar, konnte die Kirchengemeinde diese doch weitgehend aus freiwilligem Kirchenbeitrag bestreiten.

Dass es mit der Wecholder Kirchturmuhr bzw. ihren Vorgängern immer wieder mal Schwierigkeiten gegeben hat, ist nichts Neues. In der Ende 2018 erschienenen Orts-Chronik finden sich gleich mehrere Hinweise, dass die Uhren mit beträchtlichem logistischen und finanziellen Aufwand gewartet oder repariert werden mussten, so schon in den Jahren 1637, 1724 oder 1747, um nur einige Beispiele zu nennen. Ähnliches gilt im Übrigen auch für die im Verbund mit der Uhr wirkenden Glocken.

Elke Weselmann hofft nun erst einmal, dass die Freude des Kirchenvorstandes über die jetzt wieder richtig tickende und wie geschmiert laufende Uhr von Dauer bleibt und Anwohner wie Besucher endlich wieder wissen, was die Stunde geschlagen hat. Anderenfalls bliebe auch wohl nur noch die Möglichkeit, eine heute weitgehend verdeckte Sonnenuhr an der Südseite des Turmes wieder freizulegen und zu reaktivieren.

Von Uwe Campe

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