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Raus aus dem Bunker

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Von: Felix Gutschmidt

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Ein Mann in seinem Element: Hans-Michael Linke (links) zeigt Dinah Stollwerck-Bauer, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung, Frank Schmädeke, CDU-Landtagsabgeordneter (rechts) und Gemeindedirektor Detlef Meyer seine Druckmaschinen.
Ein Mann in seinem Element: Hans-Michael Linke (links) zeigt Dinah Stollwerck-Bauer, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung, Frank Schmädeke, CDU-Landtagsabgeordneter (rechts) und Gemeindedirektor Detlef Meyer seine Druckmaschinen. © Felix Gutschmidt

Hoya – Im November soll das Druckereimuseum am neuen Standort in der Alten Molkerei in Hoya eröffnen. Wenigstens ist das der Plan von Hans-Michael Linke. Bis dahin hat der Herr über abertausende Lettern und etliche Druckmaschinen allerdings noch viel zu tun. Seine Gerätschaften füllen zwei Hallen in dem Gebäude an der Lindenallee. Nur eine Auswahl davon wird Platz in dem hellen, großen Nebenraum finden, der neuen Heimat des Museums.

Die Aussicht, all die Kisten, Schübe, Kommoden und Geräten zu sortieren, sich von einigen Gegenständen zu trennen, die Linke in jahrelanger Arbeit zusammengetragen hat, bereitet dem pensionierten Lehrer offenbar keine Kopfschmerzen. Im Gegenteil: Er scheint sich geradezu auf die Arbeit zu freuen. Es ist die einmalige Chance, ein interaktives Museum zu schaffen, dass es laut Linke in Norddeutschland so noch nicht gibt.

Mit Ehefrau Sylke steht Hans-Michael Linke vor zwei Zeichnungen des Raumes, in dem sich bald alles um die Schwarze Kunst drehen soll. Entlang einer langen Wand sollen die Setzkästen mit unterschiedlichen Schrifttypen und -größen Platz finden. Davor gibt es Arbeitsplätze für alle, die selbst Hand anlegen wollen. „Wir wollen primär mit Schülern arbeiten“, sagt Sylke Linke. Zudem hätten sie mehrere Künstler aus der Region an der Hand, die dort Kurse geben wollten. Über Lehren und Lernen hinaus soll das Druckereimuseum auch Werkstatt für Illustratoren und andere Kreativköpfe sein.

Ein weiterer, abgetrennter Bereich des Raumes ist den Profis vorbehalten. Dort sollen die elektrisch betriebenen Druckmaschinen stehen, die nicht ohne Aufsicht und schon gar nicht ohne Fachwissen bedient werden sollten. An der zweiten langen Wand, gegenüber der Setzkästen, werden die manuell gesteuerten Pressen ihren Platz finden, darunter auch ein Nachbau der Druckmaschine von Gutenberg, deren Aufbau und Funktion derart einfach sind, dass eigentlich jeder sie bedienen könne, sagt Hans-Michael Linke.

Die Wände sind zu zwei Dritteln gefliest: ein Überbleibsel der Geschichte, schließlich war das Gebäude vor knapp 100 Jahren als Molkerei errichtet worden. Die Kacheln sind hellgrau gestrichen, die Wände darüber im schlichten Weiß gehalten; die Decke ebenfalls. Der anthrazitfarbene Bodenbelag aus Kunststoff ist nicht unbedingt eine Schönheit, aber ein klares Bekenntnis zum Zweck des Museums: Hier soll gearbeitet werden.

Bei der Sanierung dieses Abschnitts sollte der Industriecharakter des Gebäudes bewusst erhalten werden. Einzig die Glasfassade zur Straßenseite bricht mit dieser Idee. Der Gedanke, die schummrige Werkstatt mit einem lichtdurchfluteten Raum zu tauschen, gefiel Hans-Michael Linke zunächst gar nicht. Mittlerweile hat er seine Meinung geändert. Durch die Fenster werde das Museum sichtbar, freut er sich. Und das frühere Zuhause seiner Druckmaschinen habe doch etwas von einem Bunker gehabt, räumt er ein.

All das berichten die Linkes einem ausgewählten Publikum, darunter Dinah Stollwerck-Bauer, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung. Denn ohne die Unterstützung ihrer Behörde hätte Hoya die Idee vom Druckereimuseum in der Alten Molkerei nur schwer umsetzen können. 300 000 Euro Fördermittel sind nach ihren Angaben in das Projekt geflossen. Stollwerck-Bauer sieht in dem Vorhaben nicht nur einen Lernraum für Freunde alter Technik. Es sei wichtig, die Bedeutung des Drucks für die Kultur und Entwicklung der Menschheit zu verstehen. „Auch Digitales gibt es ohne die Druckkunst nicht.“

Gemeindedirektor Detlef Meyer berichtet von dem für ihn überraschend einfachen Verfahren für die Förderung. Zwischen dem Antrag und dem Zuschlag habe nur gut ein Monat gelegen. Er ordnet die Neugestaltung der Alten Molkerei in das Gesamtensemble der Stadt ein – mit Deichstraße, Weser, Schloss und Altstadt.

Baustellen gibt es also noch genug in Hoya. Daher ist Stollwerck-Bauer auch sicher, dass dieser Besuch in der Grafenstadt nicht ihr letzter gewesen sein wird.

Auch Nienburgs Landrat Detlev Kohlmeier und der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Schmädeke nutzen die Gelegenheit, den Baufortschritt an der Alten Molkerei zu begutachten. Letzterer trifft dabei übrigens auf eine alte Bekannte: Sylke Linke war seine Lehrerin.

Bis die Linkes und ihre Mitstreiter vom Verein „Museumsdruckerei Hoya – ,Zwiebelfisch‘“ mit dem Einräumen und Gestalten beginnen können, müssen sie sich noch ein paar Wochen gedulden. Die Abnahme des Bauabschnitts steht noch aus. Und dazu müssen noch die Sanitäranlagen angeschlossen und Kanalarbeiten im Außenbereich erledigt werden. Das soll bis Ende August erledigt sein.

Einen belastbaren Zeitplan für die weiteren Bauabschnitte der Alten Molkerei gibt es bislang noch nicht. Unter anderem sollen das Jugendzentrum „Conexxxx“, ein sozialer Treffpunkt sowie die Tafel dort einziehen.

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