Nach Hundekot-Attacke: Journalistin schockiert von Goeckes Statement
Hundekot-Eklat an der Staatsoper in Hannover: Der suspendierte Ballett-Chef, Marco Goecke, hat sich nun entschuldigt. Die Betroffene ist schockiert.
Update vom Mittwoch, 15. Februar 2023, 14.20 Uhr: Es war die Premiere von Horváths „Glaube – Liebe – Hoffnung“, als Opernhaus-Ballettdirektor Goecke in Hannover eine Kritikerin mit Hundekot beschmierte. So reagiert die internationale Presse auf die Hundekot-Attacke von Hannover.
Update, 21:15 Uhr: Die vom Ballettdirektor Marco Goecke angegriffene Journalistin Wiebke Hüster hat entrüstet auf ein Statement des Choreografen reagiert. „Das hat mir nochmal einen Schock versetzt“, sagte Hüster am Dienstagabend im 3sat-Kulturmagazin Kulturzeit. Am Anfang heiße es in dem Statement zwar, er möchte sich entschuldigen. „Aber dann schaltet er sofort um und verstärkt die Vorwürfe, die er ohnehin gegen mich erhoben hat, nochmal.“ Hüster fügte hinzu: „Was für eine Art von Entschuldigung soll denn das bitte sein? Das ist eine Rechtfertigung. Plus: Wir reden hier über einen Straftatbestand. Das ist Beleidigung und Körperverletzung.“
Hüster sagte dazu am Dienstagabend, zwei der neun Kritiken, die sie in der Vergangenheit über Goeckes Stücke geschrieben hatte, seien „überschwänglich positiv“ gewesen.
„War schändliche Handlung“: Ballettchef Marco Goecke entschuldigt sich für Hundekot-Attacke
Update vom Dienstag, 14. Februar 2023, 16:45 Uhr: Hannover – Seine Hundekot-Attacke auf FAZ-Journalistin Wiebke Hüster erklärte Ballettchef Marco Goecke mit der „nervlichen Belastung zweier kurz aufeinander folgender Premieren (9.2. Den Haag, 11.2. Hannover)“. Gleichzeitig machte Goecke der betroffenen Journalistin erneut Vorwürfe und sprach von „oft gehässigen Kritiken“, berichtet die dpa.
Ballettchef Marco Goecke entschuldigt sich für Hundekot-Attacke – „nervliche Belastung“ sei schuld gewesen
In einem vom WDR ausgestrahlten Interview sprach Goecke von einer Handlung, die „absolut im Affekt“ erfolgt sei. Sein alter Dackel habe in seine Tasche gemacht, was manchmal in dem Alter passiere. Er habe das Häufchen in eine Tüte gepackt und draußen entsorgen wollen. Journalistin Hüster hatte wiederum von einer geplanten Tat gesprochen. „Das war Vorsatz“, sagte sie.
Ob Goecke trotz der Suspendierung weiterhin seine vollen Bezüge erhält, wollte die Staatsoper am Dienstag nicht mitteilen. „Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren“, sagte eine Sprecherin. Und „daher werden wir uns frühestens am Donnerstag wieder dazu äußern“.
Die oppositionelle CDU-Landtagsfraktion sieht jetzt Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs (SPD) am Zug. „Wir erwarten vom Träger der Staatsoper, dem Land Niedersachsen, dass gehandelt wird“, betonte CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner. Den Angriff bezeichnete er als „eklig und erniedrigend“ und als „Angriff auf die Pressefreiheit“.
Update vom Dienstag, 14. Februar 2023, 15:44 Uhr: Hannover – Drei Tage nach seiner Hundekot-Attacke auf FAZ-Journalistin Wiebke Hüster hat sich der mittlerweile suspendierte Ballettchef der Staatsoper Hannover, Marco Goecke, öffentlich entschuldigt.
„Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheißende Aktion aufrichtig entschuldigen“, so Goecke in einem Statement am Dienstag. „Im Nachhinein wird mir klar bewusst, dass dies eine schändliche Handlung im Affekt und eine Überreaktion war“, heißt es von ihm weiter.
Update vom Dienstag, 14. Februar 2023, 14:21 Uhr: Hannover – Die Suspendierung von Ballettdirektor Marco Goecke nach einem Hundekot-Angriff auf FAZ-Journalistin Wiebke Hüster wird von Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) begrüßt. „Attacken gegen die Pressefreiheit und die körperliche Unversehrtheit haben in Hannover keinen Platz“, hieß es vom Verwaltungschef via Twitter:
Stellvertretend für die Bewohner Hannovers hätte Onay FAZ-Redakteurin Hüster sein Bedauern ausgedrückt. „Hannover ist eine Kulturstadt und, insbesondere als solche, dem respektvollen und achtsamen Miteinander verpflichtet“, betonte der Oberbürgermeister.
Erstmeldung vom Dienstag, 14. Februar 2023, 12:49 Uhr: Hannover/Frankfurt – Eigentlich sollte am Samstag, 11. Februar 2023, die Kunst in der Staatsoper Hannover im Fokus stehen. Unter dem Titel „Glaube - Liebe - Hoffnung“ feierte das Ballett vom Choreografen Marco Goecke seine Premiere. Das sollte jedoch nicht ohne „Nebengeräusche“ von der Bühne gingen. Goecke echauffierte sich über die Kritik von Wiebke Hüster, Journalistin der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). In der Folge rieb Goecke sie im Gesicht mit Hundekot ein. Mittlerweile wurde der Ballettchef von der Staatsoper Hannover suspendiert, er erhielt zudem Hausverbot. Nun meldet sich der geschasste Choreograf erneut zu Wort.
Eklat um Hundekot in Hannover: Chef des Balletts suspendiert – Attacke war „sicherlich nicht super“
Dem NDR hatte Goecke nach dem Hundekot-Eklat bereits kundgetan, dass ihm die Attacke auf Hüster in Hannover nicht so ganz leid tue. Nur die Wahl der Mittel war „sicherlich nicht super“, wie es der Ballettchef formulierte. Seinen Angriff begründet Goecke mit einer jahrelangen „Vernichtungskritik“.

„Wenn man in der Öffentlichkeit steht und über Jahre sein Werk durch eine Journalistin beschmutzt sieht, dann heißt es, das sei der Preis, wenn man eine Person des öffentlichen Lebens ist. Aber ab einem gewissen Punkt bin ich da anderer Meinung“, wird Goecke zitiert. Er hätte in seinem Berufsleben bereits viele schlechte Kritiken über seine Werke gelesen. Damit könne er „super leben“. Doch seien die Kritiken von Hüster persönlich. Und das seit 20 Jahren.
Ballett in Hannover: Marco Goecke reibt Journalistin in Hundekot ins Gesicht – sauer wegen ihrer Kritiken
Goecke wäre laut eigener Aussage nicht der einzige, der so denke. „Ich weiß von 99 Prozent der Tanzschaffenden in diesem Land, dass sie sich von dieser Frau über Jahre extrem verletzt gefühlt haben“, so der suspendierte Ballettchef. Am Samstagabend, dem Tag des Kot-Eklats, sei er Hüster zum ersten Mal begegnet.
Er hätte sogar einen Annäherungsversuch unternommen, sei zu ihr gegangen und wollte mit der Journalistin über ihre Kritiken sprechen. Als er gesagt hätte „Ich bin ein Mensch“, hätte die Journalistin nur „aggressiv, arrogant, herablassend“ reagiert. Zu viel für Goecke. Er hätte die Tüte mit dem Kot seines Dackels, die er entsorgen wollte, Hüster ins Gesicht geschmiert.
Ballettchef rechtfertigt seinen Hundekot-Ausraster in Hannover
Seine Tat beschreibt er als Reaktion auf jahrelange Verletzungen, die über das normale Maß hinaus gegangen seien. „Sie hat mich auch jahrelang mit Scheiße beworfen“, heißt es von Goecke.
Sie hat mich auch jahrelang mit Scheiße beworfen. Wie würden andere Menschen, die hart arbeiten, damit umgehen, wenn sie so mit Schmutz beworfen werden würden?
Auf die von ihm gestellte Frage „Wie würden andere Menschen, die hart arbeiten, damit umgehen, wenn sie so mit Schmutz beworfen werden würden?“ gibt er selbst die Antwort: „Kein hart arbeitender Mensch würde sich das auf Dauer gefallen lassen.“
Staatsoper Hannover und FAZ verurteilen Hundekot-Attacke auf Journalistin durch Marco Goecke
Nach Bekanntwerden hatte der Hundekot-Eklat großes Entsetzen ausgelöst. Bereits einen Tag nach dem Vorfall, am Sonntag, hatte die Redaktion der FAZ die Attacke als „ungeheuerlichen Vorfall“ und „demütigen Akt“ bezeichnet. Dies würde man auch als einen Einschüchterungsversuch gegenüber der freien, kritischen Kunstbetrachtung der Tageszeitung betrachten.
Marco Goecke hat durch seine impulsive Reaktion gegenüber der Journalistin gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper Hannover verstoßen und damit das Publikum, die Mitarbeitenden des Hauses und die allgemeine Öffentlichkeit auf das Extremste verunsichert.
Auch zahlreiche Politiker hatten die Tat Goeckes verurteilt, darunter Falko Mohrs (SPD), Kulturminister in Niedersachsen. Die Beurlaubung des Choreofragen bezeichnete er als „richtig“. „Es geht hier nicht nur um die Zukunft von Marco Goecke, sondern auch um die Zukunft des über 30-köpfigen Ballettensembles, das nach Hannover gekommen ist, um mit Marco Goecke zu arbeiten“, hieß es von Jürgen Braasch, dem Verwaltungsdirektor des Staatstheaters, in Bezug auf die geforderte Entlassung. Schließlich hätte die Theaterleitung „auch gegenüber jedem Ensemblemitglied eine Fürsorgepflicht“.
Nach Hundekot-Eklat in Hannover: Journalistin erstattet Anzeige gegen Chef des Balletts, Marco Goecke – Polizei ermittelt
Goeckes Opfer, Kritikerin und FAZ-Journalistin Wiebe Hüster, hatte der dpa wiederum gesagt, sie hätte sehr ruhig auf die Vorwürfe vom Choreografen reagiert. Plötzlich habe er dann eine Plastiktüte mit Hundekot aus der Tasche gezogen und ihr diese mit der offenen Seite ins Gesicht gerieben. Hüster hätte „geschrien“, unter Schock gestanden und geweint. Sie habe bereits Anzeige bei der Polizei erstattet. Diese würde wegen Beleidigung und Körperverletzung ermitteln.
Auf seinem Instagram-Profil hat Marco Goecke bereits die Kommentarfunktion unter seinen Beiträgen ausgeschaltet. Infolge des Hundekot-Eklats wurde er hier wüst beschimpft. Der gebürtige Wuppertaler wurde für seine Produktionen vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2022 mit dem Deutschen Tanzpreis. Der stets mit Sonnenbrille auftretende, 50-jährige Choreograf hat seinen Dackel Gustav auch im Opernhaus in Hannover oft in einer Tasche dabei.