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„Werden auf Fußweg gekotzt“: Neue Mini E-Autos zum Leihen sorgen für Zoff

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Von: Bona Hyun

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Die Mini-E-Autos zum Leihen eines Schweizer Start-up machen Ärger in Berlin: Nutzer parken die Wagen trotz Verbotes auf dem Gehweg. Auf Twitter tobt schon Zoff.

Berlin – Seit April 2021 kann in Berlin nicht nur E-Roller leihen und unkompliziert damit von A nach B fahren, sondern auch Mini-Elektro-Autos. Anbieter dahinter ist Ennu, ein grünes Start-up aus der Schwei. Bei den elektrischen Leichtfahrzeugen handelt es sich um einsitzige Kabinenroller mit Elektromotor. Als umweltfreundliche Alternative zum eigenen (Verbrenner-)Auto wurden die Mini-E-Flitzer vom Fachverband Fußverkehr Deutschland anfangs noch freundlich begrüßt. Doch die Gefährte werden ebenso wie E-Roller einfach überall wildgeparkt – Gehwege sind da schnell blockiert. Stinksauer machen Fußgängeraktivisten dem Start-Up nun eine scharfe Ansage.

Berlin:Hauptstadt von Deutschland
Fläche:891,8 Quadratkilometer
Höhe:34 Meter
Gegründet:1237

Zoff um kleine Leih-Elektroautos: Wildes Parken der Mini-E-Autos auf Gehwegen

Die elektrisch betriebenen Mini-Autos vom Schweizer Start-up Enuu sind seit April 2021 in Berlin ausleihbar. Das Schweizer Unternehmen wurde 2016 gegründet und breitete sich auch europaweit aus. Bis 2030 will Enuu der meistgenutzte Mikromobilitätsanbieter werden. In einem Interview mit dem Magazin von „Grüne Startups“ beschreibt der Juniormanager von Enuu, Mark Duff, die Fahrzeuge als Hybrid zwischen E-Bikes und E-Autos. Die mini Elektroautos können auch per App ausgeliehen werden. Dahinter steht also das gleiche Leihprinzip wie bei E-Rollern: Freies Gefährt finden, losfahren, abstellen – und genau beim letzten Punkt kommt die nächste große Gemeinsamkeit: Die E-Minis werden dreist einfach überall abgestellt: mitten auf der Straße, in Einfahrten und eben auch auf Gehwegen.

Ein kleines Elektroauto steht auf dem Fußgängerweg.
und eben auch auf Gehwegen. Das Mini Elektroauto von Enuu wurde auf dem Gehweg geparkt, obwohl das in Deutschland verboten ist. © @fussverkehr_de/twitter(sreenshot)

 Die Berliner Abteilung des Fachverbands Fußverkehr Deutschland hatte die Mini-Elektroautos zunächst auf Twitter begrüßt, seien sie doch eine umweltfreundliche Alternative zu dauerndem Autofahren. Doch scho baöd machten die Enuu-Fahrzeuge Ärger. Die kleinen Leih-E-Autos haben in Deutschland zwar nichts auf den Gehwegen zu suchen und dürfen weder auf Gehwegen abgestellt noch gefahren werden. Daran halten sich die Berliner allerdings nicht.

Mini E-Autos blockieren Gehwege: „Heute wurde hier der erste auf den Fußweg gekotzt!“.

Der Vorsitzende des Berliner Fußverkehrvereins FUSS, Robert Stimpel, beschwerte sich über die Blockierung des Gehwegs durch die Mini Elektroautos. Das Personal von Enuu soll selber einige E-Gefährte auf dem Gehweg abgestellt haben, weil ihnen versichert wurde, dass dies rechtlich in Ordnung sei. Auf Twitter ließen die Fußgängeraktivisten vom Berliner FUSS e.V. Wut und Ärger über die Mini E-Autos freien Lauf: „Heute wurde hier der erste auf den Fußweg gekotzt“, mokiert sich der Verfasser des Tweets.

Ennu Mobility rechtfertigte die Parksünde damit, dass noch nicht alle Berliner über die korrekte Nutzungsweise aufgeklärt sind. Das Unternehmen sei an dem Standort noch nicht lange aktiv. Die Nutzer müssten sich erst daran gewöhnen, wo man richtig parken kann. 2019 wurden 130 der verfügbaren 150 kleinen Elektroautos aus der Schweiz verbannt aus demselben Grund: Parken auf den Gehwegen. Aktuell seien gar keine Wagen mehr verfügbar, berichtet die taz.

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Elektromobilität steht häufiger in der Kritik – Zukunft ist ungewiss

Roland Stimpel setzte sich in der Vergangenheit häufiger für die Verkehrssicherheit der Fußgänger ein und verlangt dafür so einiges: Erst kürzlich forderte Stimpel ein Tempo-Limit von 25 km/h für alle Verkehrsteilnehmer und eine hohe Geldstrafe für Verstöße. Ganz besonders Fahrer von E-Rollern ziehen öfters Ärger auf sich, weshalb in Hamburg strenge Regeln für E-Scooter durchgesetzt* wurden – wie zum Beispiel die Promillegrenze für E-Roller*. Gleichzeitig locken immer mehr Städte mit Prämien für alle, die auf ein eigenes Auto verzichten, wie eine Gemeinde, die Geld zahlt, wenn man sein Auto abmeldet. Da dürften zukünftig noch viel mehr Wildparker von Fahrrädern, Rollern und Co. unterwegs sein.

Immer wieder Ärger mit E-Autos

Nicht nur großen Ärger, sondern auch Schäden richteten Elektroautos an: Einige E-Autos halten den Mond für eine Ampel und bremsen einfach ab. Schlimmer ist jedoch, dass sich immer wieder Akkus der Elektro-Fahrzeuge entzünden und dann schnell großen Feuerschaden anrichten. So erging es erst neulich einem Familienvater: Der Akku von seinem E-Auto löste einen großen Brand aus und er konnte sich und sein Haus gerade so rechtzeitig retten. Auch für Kurt Enzingmüller bescherte der Akkuschaden von seinem elektrisch getriebenen Wagen sehr ärgerliche Probleme: Der Rentner muss nach Wechsel von Verbrenner zum E-Auto nun zum Idiotentest. Da könnte man doch meinen, bei all dem echten Ärger sei das bisschen Falschparken doch eine Bagatelle. Für das Start-Up Ennu kann das Ganze allerdings unlustig enden: Spätestens, wenn es seine Mini-E-Autos wieder aus dem Verkehr ziehen muss. *kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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