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LNG-Terminals können „40 Prozent der russischen Erdgaslieferungen ersetzen“

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Von: Felix Busjaeger

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LNG-Terminal in Rotterdam: Ähnliche Anlagen sollen künftig auch in Deutschland entstehen und die Energieversorgung sichern.
LNG-Terminal in Rotterdam: Ähnliche Anlagen sollen künftig auch in Deutschland entstehen und die Energieversorgung sichern. © Federico Gambarini/dpa

Weg von Putins Gas: Seit der Ukraine-Krieg tobt, sucht Deutschland Alternativen bei der Energieversorgung. Stephan Weil bringt die Nordsee ins Spiel.

Berlin/ Hannover – Deutschland ist abhängig vom russischen Gas. Doch angesichts des Kriegs in der Ukraine soll sich das schnellstmöglich ändern. Dass sich die Bundesrepublik aus den Fängen von Wladimir Putin lösen kann, wird womöglich auch an Niedersachsen liegen. Die Pläne in Hannover klingen ambitioniert: Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kündigte an, dass er bis zu 40 Prozent der russischen Gaslieferungen an Deutschland durch Import-Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) ersetzen will. Das sagte er in einem Interview der Welt.

LNG-Terminals in Niedersachsen sollen Alternative zu russischem Gas schaffen

Deutschland gilt seit Jahren als abhängig von den russischen Gaslieferungen. Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 sollte vor dem Ukraine-Krieg eine wichtige Trasse für die deutsche Energieversorgung werden, doch Putins Agieren scheint künftige Gasgeschäfte zwischen Russland und Deutschland wohl unmöglich zu machen. Mit LNG-Terminals, die auch in Niedersachsen gebaut werden sollen, könnte eine Alternative geschaffen werden. Als Standort in Niedersachsen kommt Wilhelmshaven infrage. .

Die Auswirkungen auf den deutschen Energiemarkt sind bereits jetzt so gewaltig, dass die Bundesregierung mit einem Entlastungspaket entschieden gegensteuern und Verbraucher in Deutschland entlasten will. Unter anderem sieht das Entlastungspaket 2022 auch ein 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn vor.

Derzeit stammt gut ein Drittel des in Deutschland verarbeiteten Öls aus Russland. Beim Erdgas sollen es laut Claudia Kemfert vom DIW in Berlin mehr als 50 Prozent sein. Angesichts dieses enormen Anteils scheint ein Umstieg auf andere Energielieferanten mit viel Aufwand und Zeit verbunden zu sein. Stephan Weil sieht allerdings in niedersächsischen LNG-Terminals eine gute Alternative, deren Infrastruktur schnell ausgebaut werden sollte.

Ministerpräsident Weil über LNG-Terminals in Niedersachsen: „Können 40 Prozent der russischen Erdgaslieferungen ersetzen“

„Dadurch allein sollten wir bis zum ersten Quartal kommenden Jahres etwa 20 und ab Sommer etwa 40 Prozent der russischen Erdgaslieferungen ersetzen können“, sagte Ministerpräsident Weil der Welt über die geplanten LNG-Terminals in Niedersachsen. Sein Energieminister Olaf Lies sprach sich bereits länger für eine Gasförderung in der Nordsee aus und sagte dem Spiegel, dass die geplanten Terminals nun im Eiltempo entstehen müssten, um Deutschland aus der Abhängigkeit Russlands zu lösen. „Wir werden bauen müssen, bevor die Genehmigung da ist“, sagte er dem Nachrichtenmagazin.

Während die LNG-Terminals künftig eine wichtige Säule in Deutschlands Energieversorgung darstellen könnten, schlägt Weil auch eine weitere Möglichkeit vor. Zwar stand das Land Niedersachsen in der Vergangenheit einer Erdgasförderung im Wattenmeer kritisch gegenüber, allerdings könnte sich dies angesichts der gegenwärtigen Lage verändern. Neben Gesprächen mit Rohstoffunternehmen, die bereits jetzt in Niedersachsen Erdöl und Erdgas fördern, steht Weil auch der Idee, Gasfelder in der Nordsee anzubohren, nicht mehr komplett ablehnend gegenüber. „Wenn der Umweltschutz gesichert ist, denke ich schon, dass das realisiert werden wird.“

Niedersachsens Ministerpräsident Weil über Erdgas aus dem Wattenmeer: Einstich im Seegebiet der Niederlande

Wie aus dem Welt-Interview hervorgeht, erklärte Niedersachsens Ministerpräsident Weil, dass es nicht möglich wäre, mehr Gas von den Niederlanden zu erwarten und gleichzeitig die Möglichkeit zu verweigern, das Gas im Grenzgebiet zu fördern. Offenbar würde ein Einstich in das Gasvorkommen zudem außerhalb des Wattenmeers im Seegebiet der Niederlande und nicht direkt im Wattenmeer erfolgen. „Letzteres wäre aus ökologischer Sicht ein sehr viel größerer Schaden.“

Neben harscher Kritik und das Einräumen von Fehlern an dem Deutschlands Umgang mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin machte Weil deutlich, dass bei der Sicherung der deutschen Energieversorgung Eile geboten ist. Und tatsächlich: Die Zeit drängt. In Zuge des geplanten Atomausstiegs Deutschlands wird auch das letzte Kernkraftwerk in Niedersachsen planmäßig zum Jahresende vom Netz gehen. Dann könnte sich die Lage um die Energieversorgung in Deutschland nochmals verschärfen, wenn es nicht rechtzeitig gelingt, verlässliche Alternativen zu finden. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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