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Weihnachtsmärkte in Gefahr: Streit um die Corona-Regeln könnte sie kippen

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Von: Andree Wächter

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Die ersten Orte planen fest mit einem Weihnachtsmarkt. Andere wollen noch abwarten, denn die vorhandenen Regeln sind (noch) unpraktisch.

Hannover - Es war einer der Streitpunkte während der Sitzungswoche im Landtag in Hannover: Die Durchführung von Weihnachtsmärkten in Niedersachsen. Die Landesregierung hatte ein entsprechendes Papier veröffentlicht. Prompt hagelte es Kritik. Nicht nur von der Opposition, sondern auch vom Städtetag. Ihr Kritikpunkt: Zu unpraktisch, zu aufwändig und zu teuer. „Besonders die Idee der Absperrungen ist nicht zielführend. Ein Weihnachtsmarkt, der außerhalb umzäunt und mit Zugangskontrollen stattfindet, büßt automatisch an Attraktivität ein“, heißt es in einem FDP-Antrag.

BundeslandNiedersachsen
HauptstadtHannover
GesundheitsministerinDaniela Behrens
MinisterpräsidentStephan Weil

Knackpunkt sind die Kontrolle von 2G oder 3G. Wer auf den Weihnachtsmärkten etwas essen oder trinken möchte, muss geimpft, genesen oder negativ getestet sein. Unter 18-Jährige sind ausgenommen. Für die Betreiber von Weihnachtsmärkten gibt es mehrere Möglichkeiten, den Status der Geimpften, Genesenen oder Getesteten zu kontrollieren: Das Gelände kann laut Corona-Landesverordnung mit zentralen Ein- und Ausgängen versehen werden. Ebenfalls können Bändchen oder Stempel als Nachweis ausreichen, die sich Besucher an einem Stand abholen müssen. Als dritte Option kann direkt an den Ständen vom Verkaufspersonal kontrolliert werden.

Der Städtetag hatte Anfang der Woche deutliche Kritik an den Weihnachtsmarkt-Regeln geäußert. „Eine Einzäunung des Marktes mit Zugangskontrollen widerspricht dem Charakter der Weihnachtsmärkte. Die alternativ vorgeschlagene Bändchen-Ausgabe ist organisatorisch aufwendig, personal- und damit sehr kostenintensiv“, hatte Städtetagspräsident Ulrich Mädge (SPD) gesagt. Das hält die Rotenburger nicht davon ab, ihren Nikolausmarkt für Anfang Dezember zu planen.

Weihnachtsmarkt: Wartezeiten sorgen für Unmut

„Auch die Überwachung allein durch die Standbetreiber halten wir für schlicht ungeeignet. Diese Kontrollmaßnahmen können wegen der damit verbundenen Wartezeiten zu großem Unmut bei den Besuchern und zu erheblichen Konflikten zwischen Besuchern und Standbetreibern führen“, sagte Frank Klingebiel (CDU), Vize-Präsident des Städtetags.

„Es kann nicht sein, dass nach anderthalb Jahren Pandemie in der Staatskanzlei und dem Sozialministerium eine Regelungsfreude herrscht, bei der man jeden Lebensbereich bis ins kleinste Detail regeln will“, so die FDP. Eine Einzäunung der Weihnachtsmärkte sei nicht sinnvoll. Stattdessen sollten die Kommunen mehr Entscheidungsfreiheit bekommen. Weiteres Argument: Wenn diese Märkte beginnen, seien noch mehr Menschen geimpft und hielten sich bei den Weihnachtsmarktbesuchen draußen auf.

Dieses Jahr soll es an vielen Orten wieder möglich sein: Glühweintrinken auf einem Weihnachtsmarkt.
Dieses Jahr soll es an vielen Orten wieder möglich sein: Glühweintrinken auf einem Weihnachtsmarkt. © Christoph Schmidt/dpa/Symbolbild

Burkhard Jasper von der CDU-Fraktion sagte, dass die Kommunen bei den Regeln einen gewissen Gestaltungsspielraum hätten. Eine Vorweihnachtszeit ähnlich wie vor der Pandemie werde somit ermöglicht. Meta Janssen-Kucz von der Grünen-Fraktion wies darauf hin, dass die Regeln zusammen mit Schaustellern erarbeitet wurden. Sie mahnte zu weiterer Vorsicht. „Wir haben die Pandemie-Lage noch nicht hinter uns gelassen.“

„Zur Minimierung des Infektionsrisikos geben wir mit der 3G-Regel klare Leitplanken vor. Gleichzeitig ermöglichen wir den Kommunen vor Ort, flexible und situationsangepasste Regelungen zu treffen, was beispielsweise die Abstände zwischen den Ständen oder die Frage der Kontrolle der Besucher angeht“, erklärte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Diese Aspekte seien bei einem kleinen Weihnachtsmarkt im ländlichen Raum sicher anders zu bewerten und zu organisieren als bei Märkten in Ballungsräumen mit tausenden Besuchern am Tag.

Zahlreiche Städte wollen Weihnachtsmärkte anbieten

Zahlreiche Städte im Bundesland hatten bereits angekündigt, dass sie Weihnachtsmärkte ermöglichen wollen. Mehrere Städte planen mit mehr Flächen für die Märkte und einer vergleichbaren Anzahl von Ständen im Vergleich zu Zeiten vor der Corona-Pandemie.

Die Stadt Oldenburg trotz der noch andauernden Pandemie den Lamberti-Markt wieder ausrichten – allerdings mit einem „luftigeren“ Aufbau der Buden und Stände als es die Besucher in den sonstigen Jahren gewohnt waren. In Weyhe stehen die Zeichen für einen Weihnachtsmarkt eher auf Grün als auf Rot. Das haben Vertreter der Leester Werbegemeinschaft und des Marktplatz-Vereins gesagt. Ob und wie ein Markt organisiert werden könnte, wollen sie in den kommenden Tagen besprechen.

Auch in Leeste wünschen sich die Bürger, dass die Werbegemeinschaft ihren Weihnachtsmarkt veranstaltet. Vorsitzender Carsten Hauch sagt, dass die Tendenz da sei, einen Markt anzubieten. Einen Schritt weiter ist man in Wildeshausen. Dort soll es ab dem 10. Dezember einen Weihnachtsmarkt geben. (Mit Material der dpa) *kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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