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Wahl in Niedersachsen: Der Weil-Wumms rettet die SPD

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Von: Jens Kiffmeier

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In harten Zeiten kann die SPD noch Wahlen gewinnen – dank Stephan Weil. Er allein hat dem Krisen-Kanzler eine Verschnaufpause verschafft. Ein Kommentar.

Hannover – Er hat sich nicht kirre machen lassen. Dabei hätte Stephan Weil (SPD) allen Grund dazu gehabt. Denn die Landtagswahl in Niedersachsen war überlagert von internationalen Krisen wie keine andere zuvor. Und die SPD mit ihrem Kanzler Olaf Scholz irrlichterte und konnte den Deutschen zuletzt nicht wirklich die Sorgen und Nöte nehmen. Die Folge: Im Bundestrend ging es abwärts. Doch Stephan Weil hielt seine Partei trotzdem auf Kurs und gewann am Sonntag die Wahl.

Dass es im Willy-Brandt-Haus etwas zu feiern gab und nicht die dritte Niederlage in einem Jahr verkraftet werden musste, ist schon ein kleines Kunststück – und einzig und allein der Verdienst des 63-Jährigen. Doch darauf ausruhen darf er sich nicht. Weil muss jetzt liefern.

Wahl in Niedersachsen: Mit Ruhe hat Ministerpräsident Stephan Weil die SPD in die Regierung geführt – ein Kommentar

Stephan Weil, seit 2013 im Amt des Ministerpräsidenten, spielte bei der Wahl in Niedersachsen voll seinen Amtsbonus aus. In der Krise ist das ein alt bekanntes Phänomen. Wenn um die Wählerinnen und Wähler herum die Welt zusammenbricht, dann stützen sie sich gerne auf Verlässlichkeit und Kontinuität. Und bei Stephan Weil haben sie genau das gefunden.

Kanzler Olaf Scholz weiß, bei wem er sich bedanken muss: Wahlsieger Stephan Weil (beide SPD).
Kanzler Olaf Scholz weiß, bei wem er sich bedanken muss: Wahlsieger Stephan Weil (beide SPD). © Moritz Frankenberg/dpa

Der Regierungschef ließ sich über Wochen nicht von der Aufgeregtheit in der Republik anstecken. Als das Chaos um die Gasumlage die Deutschen nur noch nervte, widerstand er dem Versuch, sich wortgewaltig von den Bundesparteien der Ampel-Koalition abzugrenzen. Stattdessen legte er einen eigenen Vorschlag für eine Lösung auf den Tisch und versprach staatliche Hilfen.

Stephan Weil (SPD): Die Ergebnisse und Hochrechnung sind eine Genugtuung nach den Angriffen der CDU

Den billigen Versuch von FDP und CDU, die Landtagswahl zu einer bundespolitischen Abstimmung über AKW-Laufzeiten und Fracking hochzustilisieren, schmetterte er ab. Angriffe auf seine Person, in der seine Gegner ihn als amtsmüde bezeichneten, lächelte er weg – auch wenn es ihm schwerfiel, wie er am Wahlabend durchblicken ließ. „Der Wahlkampf war hart“, sagte er in seiner ersten Reaktion nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses.

Unter dem Strich haben die Menschen in Niedersachsen dies aber goutiert. In der aktuellen Situation erwarten sie von der Politik ernsthafte Lösungen. Sie wollen keine Folklore. Weil hat das verstanden – im Gegensatz zu CDU und FDP, die für ihren Krawall-Wahlkampf abgestraft worden sind. Noch am Abend kündigte CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann seinen Rücktritt an.

Niedersachsen-Wahl 2022: Ministerpräsident Stephan Weil muss mit seiner neuen Regierung jetzt liefern

Vor diesem Hintergrund darf sich die SPD durchaus über den Weil-Wumms bei der Niedersachsen-Wahl 2022 freuen, wie der Wahlsieg auf Twitter bereits gefeiert wurde. Aber nur kurz. Denn der Ministerpräsident muss nun beweisen, dass er mit seiner Erfahrung mehr als nur Wahlen gewinnen kann. Vor der neuen Regierung warten riesige Aufgaben. Niedersachsen kommt bei der Bewältigung der Krisen eine Schlüsselrolle zu. Weil muss sein Wahlversprechen wahrmachen und das Land zum Energieland Nummer eins ausbauen. Er muss jetzt die Führung noch einmal übernehmen. Das ist keine leichte Aufgabe. Da darf er sich weiterhin nicht kirre machen lassen.

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