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Klimadiesel dk25: Hersteller widerspricht der Umwelthilfe

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Von: Andree Wächter

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Über die Ansichten der DUH zum Klimadiesel dk25 ist der Hersteller anderer Meinung. Dabei wollen beide das Gleiche: weniger CO₂-Ausstoß.

Hoya – Ist der Klimadiesel dk25 wirklich so klimafreundlich? Die Redaktion von kreiszeitung.de ist dieser Frage nachgegangen. Auf die Aussagen der Deutschen Umwelthilfe (DHU) zu dk25 hat der Hersteller, die Firma Klima Kraftstoffe reagiert und eine Stellungnahme verfasst. Beide Aussagen haben wir in diesem Text gegenübergestellt.

Klimadiesel dk25: Hersteller widerspricht der Umwelthilfe

In der Stellung der Firma Klima Kraftstoffe heißt es: Die Darstellung der Deutschen Umwelthilfe ist aus unserer Sicht irreführend. Fakt ist, dass es unterschiedliche HVO-Produkte gibt. Das HVO-Produkt Klimadiesel, das die Mitglieder des Konsortiums Klima Kraftstoffe an ihren Tankstellen vertreiben, wird aus Abfall- und Reststoffen wie beispielsweise benutzten Frittenfett hergestellt. Es ist übrigens ebenfalls möglich, einen HVO-Kraftstoff (Hydrotreated Vegetable Oils, also hydrierte Pflanzenöle, Anm. d. Red.) aus Plastikabfällen oder Klärschlamm herzustellen.

Der Einsatz von Palmöl ist seit diesem Jahr grundsätzlich verboten. Die Aussage der Deutschen Umwelthilfe, dass es „zu einem verstärkten Verlagerungseffekt kommen (könnte) – weg von der Nahrung hin zum Diesel“ ist deshalb nicht nur irreführend, sondern fachlich falsch. Für die Herstellung von Klimadiesel werden keine essbaren Nahrungsmittel verwendet. Hier wird ohne Not die alte „Tank-Teller-Diskussion“ wiederbelebt. 

Die DUH hatte gesagt: Solange die verwendeten Fette aus Deutschland und der EU kommen, ist alles gut. Durch die staatliche Förderung werden aber falsche Anreize geschaffen, um die CO₂-Ziele zu erreichen. Denn Altspeiseöle werden auf die Treibhausgasminderungsquote angerechnet. Und es könnte zu einem verstärkten Verlagerungseffekt kommen – weg von der Nahrung hin zum Diesel.

Biodiesel Raps steckt in einem Zapfhahn. (Symbolbild)
Sind die Biokraftstoffe wie Agro- oder Klimadiesel doch nicht so klimafreundlich? (Symbolbild) © blickwinkel/Imago

Nach Erkenntnis der Umwelthilfe stammen Teile der benötigten Öle aus Asien. Dort werden Palmöle einfach als Altspeiseöle deklariert, und nach Europa verschifft, so die DUH gegenüber kreiszeitung.de. Hier werden sie dann zu Kraftstoffen weiterverarbeitet. Die falsche Deklaration ist nur schwer zu kontrollieren. Diese Aussage bezog sich auf alle (Agro-) Dieselsorten, nicht explizit auf dk25.

In Bezug auf die oben genannten Abfall- und Reststoffe sagte die DUH: Es ist gut, für die Abfallprodukte aus den Schlachtbetrieben eine Verwendung zu finden. Auch hier ist der Weg von klimafreundlich zu klimaschädlich nicht weit. Um die Mengen an tierischen Fetten zu bekommen, könnte die Massentierhaltung ins Spiel kommen. Es könnte unter dem Deckmantel von Umweltschutz die Massentierhaltung quersubventioniert werden, so die Befürchtung der DUH.

Hersteller von Klimadiesel dk25: Jedes Gramm weniger CO₂ zählt

Außerdem kommt es nicht darauf an, wo der Abfall für die Produktion entsteht, schreibt Klima Klimakraftstoffe. Vielmehr ist entscheidend, dass weltweit Abfälle genutzt werden können, um Energie zu erzeugen. Heutzutage werden beispielsweise aus den OPEC-Staaten (Organisation erdölexportierender Länder, Anm. d. Red.) fossile Kraft- und Brennstoffe per Schiff nach Europa gebracht. In Zukunft könnten dieselben Tanker CO₂-neutrale flüssige Energieträger nach Europa transportieren und einen wesentlichen und schnellen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Denn jedes Gramm weniger CO₂ zählt. Es geht um die sogenannte Hebelwirkung, also schnellstmöglich zum Ziel zu kommen.

Die Deutsche Umwelthilfe hat mit der Aussage recht, dass die CO₂-Emissionen sinken, wenn der Verkehr reduziert wird. Dieses Ziel muss aber global gesehen erreicht werden. Insgesamt gibt es weltweit 1,4 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, deren CO₂-Emissionen schnellstmöglich reduziert werden müssen. Der Einsatz von HVO ist der kosten-, zeit-, ressourcen- und klimaeffizienteste Weg zur Verkehrswende. Die positive Hebelwirkung für das Klima ist bei der Verwendung von HVO am größten, denn schon jetzt sind Millionen von Tonnen im Markt verfügbar, heißt es weiter.

Der Einsatz von HVO ist der kosten-, zeit-, ressourcen- und klimaeffizienteste Weg zur Verkehrswende

Stellungnahme von Klima Kraftstoffe

Die Umwelthilfe hatte keine Aussage zum weltweiten Verkehrsaufkommen und deren Folgen gemacht. In einer der Redaktion vorliegenden Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg wurden Energiemengen und Flächenverbrauch in Relation gestellt. In der Studie heißt es: In Deutschland werden derzeit jährlich 942 Mio. Liter Biodiesel und 621 Mio. Liter Bioethanol produziert. Damit kann man 33.200 Mio. Kilometer weit fahren. Weiter haben die Forscher herausgefunden, dass für diesen Biodiesel rund 450.000 Hektar Ackerfläche benötigt werden.

Wollte man die gleiche Strecke mit E-Autos fahren, würde man 6,1 TWh Strom benötigen. Mit einer Freiflächen-Photovoltaik würden etwas mehr als 10.000 Hektar benötigt, also etwas weniger als drei Prozent der Fläche für Diesel aus Pflanzen.

Klimadiesel dk benötigt wenig Energie in der Herstellung

Hinsichtlich der Energieeffizienz sind HVO-Kraftstoffe unerreicht, behauptet die Firma Klima Kraftstoffe. Diese Effizienz lässt sich am besonders geringen Energiebedarf für den Herstellungsprozess von Klimadiesel ablesen. Nach Berechnungen von Prof. Thomas Willner von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) benötigt man für die Herstellung von einem Liter Klimadiesel nur zirka 1 bis 1,5 Kilowattstunden.

Ein Mittelklassewagen, wie beispielsweise ein VW Golf, benötigt rund fünf Liter auf 100 Kilometer. Dies ergibt rund fünf bis acht Kilowattstunden benötigten Strom auf 100 Kilometer. Ein Elektroauto liegt bei etwa 15 bis 30 Kilowattstunden pro 100 Kilometer und damit um Faktor zwei bis fünf höher. Das bedeutet: Wenn man schnell viel CO₂ sparen und wenig grüne Energie verbrauchen will, sollte man eher Klimadiesel als Elektroautos den Vorzug geben.

Die Zapfsäulen für den KlimaDiesel befinden sich im hinteren Bereich der Classic-Tankstelle in der Nähe der Waschanlage.
Zapfsäulen für den Klimadiesel an der Classic-Tankstelle in Hoya (Landkreis Nienburg/W.). © nala harries

Die DUH hatte grundsätzlich gesagt, dass alles, was den CO₂-Ausstoß mindert, erst einmal gut ist. Sie sagt aber auch: Man muss das Für und Wider abwägen. Was die Umwelthilfe allgemein kritisiert, ist, dass bei der Beschreibung der Herstellung von Klima- oder Agrodiesel in der Regel nur die für diesen Prozess aufgewendete Energie angegeben wird. Die DUH vertritt die Auffassung, dass man auch die vorgelagerte Produktion wie der Anbau von Soja oder Raps mit in die Energiebilanz mit einfließen lassen müsste.

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