Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Landkreisen in Niedersachsen entschied sich der Landkreis Verden gegen einen Unterrichtsausfall. Das hätte am Donnerstagmorgen übel enden können. Ausgerechnet an einem Zugang zum Schulgelände des Cato-Bontjes-van-Beek-Gymnasiums und der benachbarten Erich-Kästner-Schule in Achim kippte eine 15 Meter hohe Birke um und fiel in einen anderen Baum.
Glücklicherweise fiel der Stamm nicht auf den Schulweg. Ein Hausmeister bemerkte den Sturmschaden und rief die Feuerwehr. Mit Hilfe einer Drehleiter wurde der Baum von oben nach unten gefällt. „Bei Windstärke neun ist das für uns eine gefährliche Situation“, sagt Achims Ortsbrandmeister Thomas Köster. Laut ihm waren Menschen gefährdet, da der Baum direkt zu Schulbeginn an einem wichtigen Schulweg umgekippte.
Auch im Landkreis Rotenburg tobte der Orkan, aber bislang blieb es nur bei kleineren Rettungseinsätzen. Es kam zu Überschwemmungen, Verkehrsunfällen und zahlreichen Einsätzen wegen umgekippter Bäume. Auf der Hansalinie A1 zwischen Bremen und Hamburg sei es sturmbedingt zu keinen nennenswerten Vorfällen gekommen, teilte die Polizei mit.
Auf einer Autobahnbrücke bei Oldenburg hat eine Sturmböe einen Lastwagen erfasst und umgekippt. Der Fahrer blieb unverletzt, wie ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen sagte. Da der Sattelzug nun mitten auf der Brücke liege, gestalte sich die Bergung schwierig. Ein Kran wurde angefordert. Die Huntebrücke der A29 wurde in Richtung Wilhelmshaven gesperrt. In der Gegenrichtung Osnabrück fließe zwar der Verkehr, sagte der Polizeisprecher – doch für Lastwagen und Gespanne sei die Brücke nun wegen des Sturms gesperrt.
Im Raum Oldenburg rückten die Feuerwehren seit dem Mittwochabend zu vielen Einsätzen aus, vor allem um umgekippte Bäume zu beseitigen. Die Großleitstelle twitterte am Donnerstag um 9.30 Uhr, dass seit Mittwoch um 19 Uhr bis Donnerstag um 8.15 Uhr mehr als 350 Feuerwehreinsätze aufgenommen und durch die Einsatzkräfte abgearbeitet wurden.
Keine Verletzten, dafür zahlreiche Verkehrsunfälle, vermeldete die Polizei Nienburg/Schaumburg. In Diepenau (Mindener Straße) und in Rehburg-Loccum (Auf der Horst) stürzten Bäume auf fahrende Autos, in Rodewald (B 214) war ein LKW betroffen. Auch hier wurde niemand verletzt.
In Bückeburg fuhr ein Auto gegen einen umgestürzten Baum. Die Fahrerin blieb unverletzt, ihr Wagen wurde allerdings beschädigt.
Auch auf der B83 krachte ein Fahrzeug gegen einen dicken Ast.
Insgesamt erhielt die Polizei bislang zirka 70 Meldungen über Bäume, die auf die Straßen und Gehwege zu stürzen drohten oder bereits auf diese gefallen waren, sowie größere Äste und Büsche, welche die Sicherheit des Straßenverkehrs beeinträchtigten.
Zusätzlich meldeten Bürgerinnen und Bürger auch Mülltonnen, größere Müllreste, Folien sowie Trampoline, die durch den Sturm auf die Straße geweht wurden. Auch Straßenlaternen wurden teilweise beschädigt. In vielen Fällen rückten auch die Freiwilligen Feuerwehren, der Bauhof und die Straßenmeisterei aus.
Zu einem schrecklichen Unfall kam es am Donnerstagmorgen um kurz nach 9 Uhr auf der L252 zwischen Sasendorf und dem Seedorfer Kreuz (B4): Dort stürzte eine Eiche auf die Fahrgastzelle eines Fahrzeugs* eines Bevenser Unternehmens, wie az-online berichtet. Der Fahrer, nach Erkenntnissen der Polizei ein 37-jähriger Mann aus Lüchow, war sofort tot.
Nahe der Delmenhorster Stadtmitte riss eine kräftige Böe einen massiven Baum um, woraufhin der Baum auf eine große Mehrfachgarage stürzte, berichtet das Nachrichtenportal „NonstopNews“.
Menschen wurden dabei nicht verletzt; die Garage jedoch erheblich beschädigt. Die Feuerwehr rückte aus und musste den Baum mithilfe einer Drehleiter entfernen.
Auch in Bremerhaven stürzten Bäume um – in zwei Fällen ebenfalls auf Oberleitungen der Deutschen Bahn. In beiden Fällen sei es zu sogenannten elektrischen Überschlägen und damit zu Bränden gekommen, teilte die Feuerwehr mit. Das Feuer sei schnell unter Kontrolle gebracht und Menschen nicht verletzt worden. Um die Oberleitungen zu befreien, musste der Bahnverkehr ein- und der Strom abgestellt werden. Es kam dadurch zu Störungen des Bahnverkehres.
Für den Mittag hatte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie vor einer Sturmflut an der Unterelbe gewarnt, wie der Landkreis Stade mitteilte. Das Wasser sollte um rund 1,50 Meter über das mittlere Hochwasser ansteigen. Im Landkreis fielen Schülerbeförderung und Unterricht aus Sicherheitsgründen am Donnerstag aus.
In Wilhelmshaven sind Bäume auf zwei Häuser in Wohngebieten gestürzt. Niemand wurde dadurch verletzt, wie die Stadt Wilhelmshaven am Donnerstag mitteilte. Zudem wurde die Feuerwehr am Morgen an eine Grundschule gerufen, wo eine 25 Meter hohe Tanne drohte umzustürzen. „Hier ist gerade noch einiges los“, sagte eine Stadtsprecherin mit Blick auf die Einsatzlage. Die Feuerwehr in Wilhelmshaven rückte von Mittwochabend bis Donnerstagmorgen zu insgesamt 16 sturmbedingten Einsätzen aus.
Bei den meisten Alarmierungen in der Nacht zum Donnerstag ging es zunächst um umgestürzte oder vom Umstürzen bedrohte Bäume, wie die zuständigen Leitstellen berichteten. Auf der Bundesstraße 70 bei Westoverledingen (Landkreis Leer) konnte ein Lkw-Fahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr in einen umgestürzten Baum hinein. Der Mann sei nicht verletzt worden, sagte ein Sprecher der Polizei.
Die Polizei in Lüneburg meldete in Folge des Sturms vier leichte Verkehrsunfälle. Es wurde aber niemand verletzt. Die Polizei in Osnabrück registrierte rund 130 sturmbedingte Einsätze. In Emlichheim (Grafschaft Bentheim) war ein Mensch nach Angaben der Polizei bereits am frühen Mittwochabend leicht verletzt worden, als bei einem Unfall ein Anhänger wegwehte.
Umgekippte Bäume haben in der Nacht zum Donnerstag zahlreiche Straßen im Harz unpassierbar gemacht. Wie die Polizei mitteilte, versperrten besonders im Oberharz wegen des Sturmtiefs „Ylenia“ umgekippte Bäume die Fahrbahnen und sorgten für viele Polizeieinsätze. Bei Goslar seien am frühen Morgen etwa elf Straßen unbefahrbar gewesen. Betroffen sind etwa die Bundesstraße 4 zwischen Bad Harzburg und Torfhaus sowie die B248 bei Ildehausen.
Die Polizeiinspektion Goslar registrierte von Mittwochabend bis Donnerstagmorgen rund 30 sturmbedingte Einsätze. Die Aufräumarbeiten hätten bereits begonnen und der Verkehr laufe langsam wieder an, sagte eine Sprecherin der Polizei in Braunlage. Menschen seien nicht verletzt worden. Vereinzelt sei es zu Sachschäden an Häusern und Leitplanken gekommen.
Doch der Sturm wirbelt nicht nur das Einsatzgeschehen in Norddeutschland durch. Auch in anderen Bereichen kommt es zu teils massiven Beeinträchtigungen. Zahlreiche Landkreise kündigten am Donnerstag Schulausfälle in Niedersachsen an. Begleitet von heftigen Regenfällen, beeinträchtigt das Sturmtief aber auch den Reiseverkehr. Sturm „Ylenia“ legt den Bahnverkehr lahm, auch Flüge wurden gestrichen.
Auch in Hamburg wütet der Sturm, der Fischmarkt wurde überschwemmt. 24hamburg.de berichtet aktuell über den Sturm in Hamburg*.
Das Orkantief „Ylenia“ hat bis zum Donnerstagmorgen an der ostfriesischen Küste zu Dutzenden Einsätzen der Polizei und der Feuerwehren geführt. Im Zusammenhang mit dem Sturm registrierte die Polizei in den Landkreisen Aurich und Wittmund insgesamt 38 Einsätze und im Landkreis Leer und der Stadt Emden zusammen 36 Einsätze. Vor allem umgestürzte Bäume und auf die Straße gewehte Gegenstände hätten entfernt werden müssen, hieß es. Außerdem kam es zu sechs sturmbedingten Verkehrsunfällen - lediglich mit Sachschäden.
Der Kreisfeuerwehrverband Aurich teilte mit, weitere Sturmeinsätze zu erwarten. Bis zum Donnerstagabend sollte es an der Küste noch stürmisch bleiben. * kreiszeitung.de, 24hamburg.de und az-online.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.