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Hohe Heizkosten im Winter: Wie sich in der Heizperiode Geld sparen lässt

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Von: Mirja Mader

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Seit Anfang des Jahres steigen die internationalen Energiepreise rasant. Vielen Verbrauchern droht ein teurer Winter.
Seit Anfang des Jahres steigen die internationalen Energiepreise rasant. Vielen Verbrauchern droht ein teurer Winter. © Rainer Droese/Imago

Die Strom- und Gaspreise steigen weiter. Mit dem Beginn der Heizperiode wird es daher Zeit, zu überlegen, wie sich beim Stromverbrauch und Heizen Geld sparen lässt.

Hannover – Mit Aussicht auf die nun anlaufende Heizperiode und vor dem Hintergrund der steigenden Strom- und Gaspreise sollte man sich zur Beruhigung erstmal einen Kamillentee machen. Der wärmt auch und man kann die Heizung vielleicht noch ein bisschen länger abgeschaltet lassen. Wärmflaschen gibt es auch manchmal im Angebot und sogar in verschiedenen Formen…

Aber verzweifelte Herangehensweisen beiseite. Ja, Tee ist entspannend und wärmt ähnlich wie eine Wärmflasche. Auf die Heizung oder das elektrische Licht sollte man trotz steigender Preise allerdings trotzdem nicht verzichten müssen. Zum Glück lässt sich mit strategischen Anbieter-Vergleichen und einfachen Gadgets an verschiedenen Ecken das berühmte Kleinvieh sparen, das bekanntlich auch Mist macht.

Verein:Verbraucherzentrale Bundesverband
Rechtsform:eingetragener Verein
Gründung:1. November 2000
Sitz:Berlin
Zweck:Verbraucherschutz; Dachorganisation

Gründe für den Preisanstieg gibt es verschiedene*. Unter anderem ist die Nachfrage nach Energie während der Erholung von der Corona-Pandemie weltweit gestiegen. Die Wirtschaft produziert wieder mehr. Gleichzeitig ist das Angebot etwa durch Dürren in Brasilien, wo viel Strom aus Wasserkraft produziert wird, gesunken. Auch wird vermutet, dass die Ostseepipeline Nord Stream 2* so schneller in Betrieb genommen werden soll. Sicher ist, dass der Großhandelspreis von Erdgas zwischen Januar und Oktober um rund 440 Prozent gestiegen ist. Annähernd jeder zweite Haushalt in Deutschland beheizt seine Wohnung mit Gas*.

Strom- und Gaspreis: Heizkosten berechnen und Anbieterwechsel in Betracht ziehen

Ein Weg, um die Kosten zu senken, ist es, die Anbieter von Strom und Gas zu vergleichen und einen Wechsel in Betracht zu ziehen. Beratung dazu und zu anderen Themen wie Abrechnungsfehler oder versteckte Preiserhöhungen gibt es unter anderem bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Strom- und Gasanbieter lassen sich frei wählen, was auch einen Wechsel möglich macht. Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass auch Vermieter verpflichtet sind, kostengünstigere Alternativen für ihre Mieter nicht nur zu suchen, sondern auch zu berücksichtigen.

Ein wichtiger Hinweis der Verbraucherschützer ist es, dass man in der Regel in der Grundversorgung ist, sofern man noch nie seinen Tarif oder Anbieter gewechselt hat. Man zahlt einen allgemeinen Preis. Das bedeutet auch, dass der Wechsel in einen günstigeren Tarif bereits beim Grundversorger möglich ist. Dazu lohnt oftmals schon ein kurzer Blick auf die Website des Anbieters, um herauszufinden, ob es günstigere Möglichkeiten gibt. Wer sich die Mühe macht, kann beim Vergleich mehrerer Anbieter vielleicht noch ein besseres Angebot finden. Wer ein Vergleichsportal nutzen möchte, sollte dabei jedoch einiges beachten, wie die Verbraucherzentrale erklärt.

Steigene Heizkosten: Beim Anbieterwechsel Vergleichsportale mit Vorsicht nutzen

Blindes Vertrauen in die Portale zahlt sich selten aus. „So manch voreingestellte Kriterien sind für die Stromabnehmenden eher nachteilig“, so die Verbraucherschützer. Besonders achten sollte man auf Bonuszahlungen. Besondere Tarife gibt es für Neukunden, für die Treue oder einfach nur, weil man wechselt. Dieser günstigere Tarif gilt aber oftmals nur für einen bestimmten Zeitraum. Ist der abgelaufen, steigt der Preis und ist möglicherweise gar nicht mehr so günstig. Vergleichsportale verrechnen diese Boni oft bereits im Jahrespreis und macht einen tatsächlichen Vergleich der Angebote schwierig. Über die Einstellungen lässt sich kontrollieren, was mit eingerechnet werden soll.

Die Verbraucherzentrale warnt auch vor der Nutzung von Vorkasse und Pakettarifen. Im Ernstfall gibt es bei beiden kein Geld zurück, aber es könnte eine Summe nachgezahlt werden müssen. Pakettarife seien nur sinnvoll, wenn der Verbrauch wirklich genau eingeschätzt werden kann. Auch eine Preisgarantie sollte genau angesehen werden. Sie sollte die Mindestvertragslaufzeit abdecken, raten die Verbraucherschützer, alles darüber hinaus sei nicht empfehlenswert. Die Preisentwicklung sei zu unsicher und könnte sich auch nachteilig auswirken. Vorsicht auch beim Kleingedruckten. Dort sei die Preisgarantie häufig eingeschränkt.

Sonnenblumen blühen in der Nähe vom Kohlekraftwerk Mehrum im Landkreis Peine.
Beim Vergleich von Anbietern, lässt sich auch die Energiequelle einbeziehen. © Julian Stratenschulte / picture alliance / dpa

Voraussetzung für einen Anbieterwechsel ist natürlich auch die Laufzeit und Kündigungsfrist des abgeschlossenen Vertrags. Daher bereits beim Vorab-Vergleich darauf achten. Empfohlen ist eine Laufzeit von sechs bis maximal zwölf Monaten, um auch auf Preisentwicklungen kurzfristig reagieren zu können. Wer sich ohnehin informiert, kann auch prüfen, ob es Tarife mit erneuerbaren Energien in die engere Wahl schaffen. Das ist im besten Fall nicht nur für das Konto, sondern auch die Umwelt ein Vorteil.

Heizkosten im Vergleich: Am Ende des Jahres genau hinsehen

Ob ein Anbieterwechsel in Betracht gezogen werden sollte, zeigt sich spätestens mit der Jahresabrechnung. Aber auch bei der Abrechnung selbst lohnt ein genauerer Blick, denn dort passieren durchaus mal Fehler. Die Verbraucherschützer geben auch hier Tipps und nennen typische Fehlerquellen. Es komme häufiger vor, – insbesondere in Mehrfamilienhäusern – dass Zähler oder Kundennummer verwechselt werden. Bei Ankunft der Post also erstmal den Adressaten überprüfen, bevor man als Singlehaushalt plötzlich die Rechnung einer vierköpfigen Familie bezahlen soll.

Zu prüfen seien auch die Abrechnungszeiträume, der abgeschlossene Tarif und die Preise – also Grund- plus Verbrauchspreis. Im Zusammenhang mit dem Abrechnungszeitraum sollten auch die angegebenen Zählerstände geprüft werden. Bezahlt wird die Differenz zwischen dem ersten und zweiten. Manchmal passieren Fehler beim Ablesen oder der Übermittlung, wie es so oft passiert, wenn mit einer längeren Zahlenfolge ohne Leerzeichen gearbeitet wird. Die erfolgte Abrechnung einmal selbst mit Grundpreis und Verbrauchspreis nachrechnen, kann auch Fehler aufzeigen. Und wer beim Vergleich auf Bonuszahlungen angesprungen ist, sollte bei der Abrechnung sicherheitshalber prüfen, ob diese auch tatsächlich berücksichtigt wurden.

Eine Frau schreibt den Zählerstand eines Stromzählers auf ein Erfassungsformular eines Stromanbieters.
Bei der Jahresabrechnung können durchaus Fehler passieren, daher sollte diese genau überprüft werden. © Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen weist darauf hin, dass auf Verlangen des Kunden eine Prüfung veranlasst werden kann. Wird dabei jedoch kein Fehler gefunden, muss mit Kosten von bis zu 400 Euro gerechnet werden. Eine Prüfung sollte daher nicht ohne vorherige Beratung beantragt werden.

Bei Heizkosten sparen: Gadgets zum Senken der Strom- und Gaskosten

Natürlich kann man, um Heizkosten zu sparen, das eigene Haus mit einer besonderen Wärmedämmung versehen und über installierte Fotovoltaikanlagen auf dem Dach* den eigenen Strom produzieren. Die Verbraucherzentrale empfiehlt auch, über den Austausch alter Heiztechnik nachzudenken. Aber auch, wenn man kein Eigenheimbesitzer oder Vermieter ist, gibt es Möglichkeiten, Geld zu sparen. Einige Anbieter haben auch selbst kleine Gadgets zum Sparen für ihre Kunden im Angebot, ein Blick auf die jeweilige Website gibt Auskunft.

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Nun, da die kalten Jahreszeiten bevorstehen, lohnt es, sich die klassischen Heizungstipps ins Gedächtnis zu rufen. Eine Nachtabschaltung oder ein Thermostat, das automatisch nach Uhrzeit die Heizung runterregelt, können bereits einen großen Unterschied machen. Für einen guten Schlaf wird eine Temperatur von 18 °C empfohlen, warum also nicht für die Nacht die Heizung ein wenig runterregeln (lassen). Regler ermöglichen auch, dass die Heizung erst ab einer bestimmten Temperatur wieder nachlegt oder es können Programme für Arbeitstage und Wochenende eingestellt werden.

Man sollte zudem darauf achten, dass die Heizkörper nicht zugestellt sind. Dann kann die Wärme nämlich nicht richtig in den Raum geleitet werden und der Energieverbrauch steigt. Einige Wartungsarbeiten können auch helfen, die Leistung der Heizung* zu beeinflussen. Bevor es wirklich kalt wird, reicht es aber oftmals tatsächlich, wenn man sich erstmal dicke Socken und einen dickeren Pulli anzieht. Wie lange man so Heizkosten sparen möchte, hängt nicht nur vom eigenen Kälteempfinden ab. Auch wenn vermutlich niemand freiwillig bei 16 °C länger im Wohnzimmer sitzen möchte, diese Temperatur sollte insbesondere bei kälterer Witterung nicht unterschritten werden. Auf Dauer kann das auch Schimmelbildung begünstigen. Auch darum ist es wichtig, trotz Kälte im Freien, regelmäßig zu lüften.

Stoßlüften bringt frische Luft in den und feuchte Luft aus dem Raum. Ein Hygrometer ist eine gute Orientierung. Es zeigt die Luftfeuchtigkeit an und man kann lüften, wenn sie zu hoch ist. Dadurch verliert man auch nicht unnötig warme Luft nach draußen. Also nicht übertreiben mit der Sparsamkeit und den Frostschutz nicht vergessen.

Richtige Beleuchtung im Homeoffice: Nicht zu sehr auf Nostalgie setzen und LED-Lampen nutzen

Insbesondere in der Pandemie und der damit angestiegenen Zeit im Homeoffice ist auch der Strombedarf zu Hause angestiegen. Je mehr Zeit man zu Hause verbringt, desto mehr Strom wird genutzt. Eine logische Entwicklung. Verbunden mit der startenden Heizperiode ist auch, dass es früher dunkel und später hell wird. Der Lichtschalter kommt häufiger oder zumindest eher zum Einsatz, als das im Sommer der Fall wäre. Keine Sorge, der Tipp wird nun nicht darauf hinauslaufen, einen Jahresvorrat an Kerzen zu kaufen. Stattdessen gilt, für die Beleuchtung auf LED-Lampen zu setzen.

Neue EU-Energielabel für Leuchtmittel.
Seit September gibt es ein neues Energielabel für Lampen. © picture alliance/dpa/European Commission

Natürlich sollen nun nicht noch funktionierende Halogen-, Energiesparlampen oder – falls sie tatsächlich noch jemand aus einem alten Vorrat besitzt – Glühbirnen weggeschmissen werden. Der Tipp ist auch nicht neu, aber LED-Lampen verbrauchen im Vergleich zu ihren Verwandten nur etwa ein Zehntel des Stroms. Und sie haben eine viel größere Lebensdauer. Das Zusammenzucken, wenn die Glühbirne durchknallt, fällt somit weg. Nostalgie hin oder her, beim Kauf der Lichterketten für die Weihnachtsdeko lohnt es, auf LED zu setzen.

Apropos Kauf: Seit September dieses Jahres gibt es ein neues Energieeffizienzlabel für Lampen. Neben dem Austausch der Plusklassen gegen zwei weitere Buchstaben des Alphabets gibt das neue Label nun unter anderem auch den Stromverbrauch in kWh pro 1.000 Stunden an.

Das Arbeiten im Homeoffice: 24 Stunden Stand-by-Modus braucht weder Mensch noch Maschine

Auch kein neuer Tipp, aber einer, der gerne vergessen oder nicht ernst genug genommen wird: Schalter-Steckdosen nutzen! Ja, der Stand-by-Modus ist praktisch, wenn ein Gerät schnell hochfahren soll, aber nehmen wir das Homeoffice als Beispiel. Der Tag hat 24 Stunden. Der normale Arbeitstag hat acht Stunden. Theoretisch werden also alle Geräte, die für die Arbeit benötigt werden, 16 Stunden am Tag nicht genutzt. Viele von ihnen dümpeln also einen Großteil des Tages ungenutzt vor sich hin und ziehen im Stand-by-Modus munter Strom.

Stecker sind in einem Wohnzimmer in eine Steckdosenleiste gesteckt.
Mit abschaltbaren Steckdosenleisten lässt sich viel Geld sparen. © Fernando Gutierrez-Juarez / picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild

Mit einer Steckdose, die sich abschalten lässt, lassen sich also bereits zwei Drittel des Stroms sparen, den man sonst ohne jeden Nutzen bezahlen würde. Wenn man die gleiche Überlegung für das Wohnzimmer anstellt, steigt die Ersparnis weiter. In der Regel schaut man nicht fern, während man arbeitet oder schläft. Außerdem gibt es Steckdosen mit Timer-Funktion oder Fernsteuerung.

Auf das Vermeiden des Stand-by-Modus und die Nutzung von abschaltbaren Mehrfachsteckdosen weist auch die Verbraucherzentrale Niedersachsen hin. Insbesondere für das Homeoffice empfiehlt sie zudem, eher einen Laptop oder ein Notebook zu nutzen. Ein PC verbrauche in der Regel „deutlich mehr Strom“. Am Laptop selbst lassen sich einige Einstellungen vornehmen, die Strom sparen. Die Entscheidung, wann sich das Gerät abschaltet, wenn es nicht genutzt wird oder auch, wie hell der Bildschirm leuchten soll, beeinflussen den Stromverbrauch.

Wäscheleine statt Trockner: Auch im Haushalt lassen sich Kosten sparen

Aber auch nach der Arbeit lassen sich einige Tipps nutzen, um Energie zu sparen. Die Waschmaschine läuft im Eco-Programm vielleicht etwas länger, aber da sie das ganz alleine macht, sollte die Nutzung einen selbst nicht weiter beeinflussen. Mit hoher Drehzahl beim Schleudern geht auch das anschließende Trocknen auf dem Wäscheständer schneller und ein Trockner ist nicht oder nur in Ausnahmefällen notwendig.

Frisch gewaschene Lama-Socken eines Kindes hängen auf einem Wäscheständer.
Die Wäscheleine ist dem Trockner vorzuziehen, wenn man Strom sparen möchte. © Patrick Pleul / picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild

Die Strom- und Gaspreise werden durch diese Tipps zwar nicht geringer, aber wer sich angewöhnt, nach der Arbeit oder beim Zubettgehen die Steckdosen im Arbeits- und Wohnbereich abzuschalten, der spart vermutlich mehr Geld, als beim Lesen der Tipps erwartet. Die Tasse Tee, Kerzen und die Decke sind dann keine Notwendigkeit mehr, um sich warmzuhalten und Licht zu haben, sondern einfach das Zubehör zum Abschalten bei einem gemütlichen Herbst- oder Winterabend auf dem Sofa. *kreiszeitung.de und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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