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Schock am Check-in: Ryanair lässt bestimmte Passagiere nicht ins Flugzeug - das ist der Grund

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Von: Andree Wächter

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Der Kunde ist König - scheinbar nicht bei Ryanair. Die Billigfluglinie hat einigen Passagieren die Mitnahme verweigert - aufgrund äußerst fragwürdiger Praxis.

Dublin - Da haben die Flugreisenden ungläubig geschaut, als sie bei Ryanair einchecken wollten. Ihnen wurde der Zugang verweigert. Angeblich gab es „nicht bezahlte“ Tickets. Erst nach dem Begleichen der offenen Forderungen konnten sie einsteigen. Dies berichteten verschiedene Medien wie der Guardian. Die Frage lautet: Gab es überhaupt nicht bezahlte Tickets? Oder hat Ryanair eine freche Forderung aufgestellt?

Ryanair-ChefMichael O‘Leary
Genutzter FlugzeugtypBoeing 737
SitzDublin (Irland)
GründerTony Ryan

Im vorliegenden Fall geht es um sogenannte Chargebacks, also Rückbuchungen. Während Corona haben Reisende ihren Flug nicht antreten können. Ryanair verweigerte, wenig überraschend, die Erstattung der Kosten. Die Reisenden nutzten daher ihre Kreditkartenfirma, um sich das Geld zurückzuholen. Der Vorteil: Der Reisende muss nicht - in diesem Fall mit der Fluggesellschaft - streiten. Das Kreditkartenunternehmen kümmert sich dann um die Auseinandersetzung mit der Fluggesellschaft, heißt es bei Reiserecht.com. Zu beachten ist eine Frist von 120 Tagen. Danach geht es nicht mehr.

Die Namen und Daten der Passagiere, die Chargeback gemacht haben, hat Ryanair sich offenbar gemerkt und verweigerte ihnen das Boarding bei später gebuchten Flügen. Dass sie auf einer Art schwarzen Liste stehen, wussten die Passagiere nicht. Da nur britische Medien darüber berichteten, ist nicht bekannt, ob auch Deutsche betroffen sind. Dies wäre möglich, da Ryanair von Bremen nach London fliegt.

Ryanair: 850 Passagiere von Sperrung betroffen

Ryanair sieht sich mit der Aktion im Recht. Die Betroffenen hätten nicht erstattungsfähige Tickets für Flüge gekauft, die trotz der Pandemie wie geplant durchgeführt wurden, sagte eine Ryanair-Sprecherin der Irish Times. Die Rückbuchungen über das Kreditkartenunternehmen seien „unrechtmäßig“ erfolgt und verweist auf die Geschäftsbedingungen. Angeblich sollen nur 850 Personen von der Sperrung betroffen gewesen sein.

Diese Passagiere würden erst wieder mitgenommen, wenn sie ihre Schulden beglichen hätten. Wie Irish Times und Guardian berichteten, erfuhren viele Betroffene erst kurz vor Reiseantritt von der Sperrung. Den neuen Flug hatten sie trotzdem buchen können.

Erst vor Kurzem hatte die britische Wettbewerbsbehörde Ermittlungen gegen Ryanair und den britischen Marktführer British Airways in diesen Fällen mit Verweis auf die unklare Rechtslage eingestellt. Inwieweit in diesem Fall die europäische Fluggastreglung greift, ist unklar.

Ryanair hat nicht alle Passagiere mitgenommen. Wer Chargeback gemacht hatte, bekam beim Einchecken Probleme.
Ryanair hat nicht alle Passagiere mitgenommen. Wer Chargeback gemacht hatte, bekam beim Einchecken Probleme. © rtr

Ryanair ist eine Billigfluggesellschaft. Sie wurde 1984 in Irland gegründet. Die Fluggesellschaft ist zwar super billig, fällt aber immer wieder durch ungewöhnliche Praktiken auf. Wer aktuell mit ihnen fliegen will, ist wegen Corona auf sich alleine gestellt. Auf der Homepage heißt es: „Reisebeschränkungen ändern sich regelmäßig. Leider können unsere Kundendienstmitarbeiter Ihnen bei Fragen zu spezifischen Beschränkungen an Ihrem Reiseziel nicht weiterhelfen. Sie müssen sich selbst informieren.“

Ryanair sorgte 2010 für Aufsehen, als der Chef der Airline über Stehplätze im Flieger sprach, um Kosten zu sparen. Zwar gibt es sie immer noch nicht, aber es wurde tagelang darüber berichtet - und somit kostenlos Werbung für den Billigflieger gemacht.

Das Unternehmen macht immer wieder mit aggressiver Werbung auf sich aufmerksam und polemisiert gegen Konkurrenten („Auf Wiedersehen Späthansa“ oder „Bye Bye Latehansa“ als Anspielung auf Lufthansa). Einen Höhepunkt dieser Werbestrategie gab es im Mai 2003, als Ryanair-Mitarbeiter mit einem Weltkriegspanzer zum Flughafen London-Luton fuhren, um den „Preiskrieg“ gegen EasyJet in Szene zu setzen. Galionsfigur der Medienpräsenz der Ryanair ist Geschäftsführer Michael O’Leary. (mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist Angebote von IPPEN.MEDIA.

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