Nordsee oder Ostsee: Traum-Urlaub und Meer genießen zwischen Watt und Wurm
Wasser und Strandkörbe haben sie beide, aber was unterscheidet Nordsee von Ostsee und welches Meer ist das bessere Ziel für einen Urlaub an der Küste? Zum Wochenstart gab es freie Plätze.
- Am Montag genügend freie Plätze am Strand.
- 2019 kamen fast doppelt so viele Touristen an die Ostsee wie an die Nordsee.
- Die Ostsee bietet eher die typischen Badestrände.
Update 10. August: Nach den vollen Badestränden vom Wochenende ist am Montag an Schleswig-Holsteins Küsten wieder Ruhe eingekehrt. An der Ostsee gab es in der Lübecker Bucht trotz Super-Strandwetters am Mittag noch genügend Plätze für Ausflügler. Nach dem Ende der Ferien in Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein am Wochenende beziehungsweise am Dienstag in Nordrhein-Westfalen standen an dem rund 30 Kilometer langen Strand die Strandampeln der Webseite strandticker.de überwiegend auf Gelb oder Grün.
An der Nordsee ein ähnliches Bild: Am Strand von St. Peter-Ording gab es bei wolkenlos-blauem Himmel für jeden Sonnenhungrigen ausreichend Platz mit viel Sicherheitsabständen zu den Nachbarn. Auch in Büsum war die Situation am Hauptstrand sowie in der Familienlagune Perlebucht entspannt.
Ursprüngliche Meldung vom 29. Juli: Ein Ausflug ans Meer - ob als kurzer Urlaub oder nur ein Tagestrip - kann die perfekte Abwechslung vom Alltag bieten. Ob entspannter Wellness-Urlaub, Ausflug zum Windsurfen oder Spaziergang vor berühmter Kulisse: Was man in seiner freien Zeit unternehmen möchte ist entscheidend dafür, an welches Meer es gehen soll. Für den ruhigeren und romantischeren Urlaub bietet sich die Ostsee an. Etwas wilder kann es hingegen an der Nordsee werden. Beide Küsten bieten unterschiedliche Ziele.
Nordsee: Naturereignis Gezeiten - wenn das Wasser verschwindet
Art: | Randmeer |
Ozean: | Atlantischer Ozean |
Lage: | Nordwesteuropa |
Zuflüsse: | Humber, Themse, Schelde, Seine, Rhein, Ems, Elbe, Weser, Glomma, Drammenselva |
Größter Unterschied von Nordsee zu Ostsee ist die Tatsache, dass die Ostsee nur sehr geringe Gezeiten aufweist. An der Nordsee hingegen können Besucher erleben, wie im Takt von etwa sechs Stunden und zwölf Minuten auf Ebbe Flut folgt. Wo eben noch Land war, ist Wasser. „Diese unfassbare Dynamik, dass Sie wirklich Stunden später auf denselben Ort gucken können, und der sieht total anders aus - das find‘ ich total faszinierend“, erklärt Göran Sell, der auf der Ostfriesischen Insel Borkum die Tourismusorganisation leitet. „Die Naturereignisse spürt man hier viel elementarer und viel intensiver.“ Der Nordseeurlauber weiß, dass er oder sie nicht jederzeit in die Fluten springen kann. Das gehört einfach dazu.

Die Nordsee ist zudem das größte und artenreichste Wattenmeer der Welt. Bei Wattenmeeren handelt es sich um Küstenbereiche, die unter starkem Gezeiten-Einfluss stehen. Das Weltnaturerbe zieht sich von Dänemark über Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen bis in die Niederlande. Eines der Merkmale eines Wattenmeeres ist der besonders flache Boden ohne großes Gefälle. Das eigentliche Watt sind die Flächen, die während der Flut unter Wasser, bei Ebbe jedoch oberhalb liegen. Wattwanderungen gibt es in vielfältiger Form, auch sitzend in einer Kutsche, gezogen von Pferden.
Ostsee: Naturerlebnis Kreideküste - wenn Bilder Realität werden
Art: | Binnenmeer |
Ozean: | Atlantischer Ozean |
Lage: | Nordosteuropa, zwischen Skandinavien und dem Baltikum |
Zuflüsse: | Oder, Weichsel, Pregel, Memel, Düna, Narva, Newa, Torne älv, Lule älv, Motala ström u.v.m. |
Ein Wattenmeer ist die Ostsee nicht, ein Weltnaturerbe kann sie auf der Insel Rügen aber dennoch vorweisen. Die alten Buchenwälder im Nationalpark Jasmund hat die Unesco 2011 als Weltnaturerbe anerkannt. Direkt darunter befindet sich die berühmte Kreideküste der Insel mit dem rund 118 Meter hohen Königsstuhl. Für Wanderer bietet sich ein weiter Blick über das Wasser, aber auch Kunstliebhaber kommen auf ihre Kosten. Nicht nur ihnen dürfte der Ausblick von Caspar David Friedrichs Gemälde bekannt vorkommen.

Auf die Küstenwälder an der Ostsee machen im Übrigen Mediziner aufmerksam, da diese für eine besonders sauerstoffreiche Luft sorgen. Für einen Wellness-Urlaub eignet sich daher die Insel Usedom. Dort befindet sich Europas erster Kur- und Heilwald im Seebad Heringsdorf. In diesem findet auch die Rügener Heilkreide Anwendung.
Urlaub im Strandkorb: Wohin zum Sonnen und Baden?
Das Ziel nach den Temperaturen auswählen ist natürlich ebenfalls eine Möglichkeit. An der Ostsee bietet sich Urlaubern im Sommer eine durchschnittliche Temperatur zwischen 14 und 17 Grad Celsius. Im Juli und August wird außerdem die wärmste Wassertemperatur gemessen. Bei 17 Grad Celsius lässt sich bereits ans Baden denken.
An der Nordsee finden sich ähnliche Werte. Dort schwankt der Wert im Sommer zwischen 15 und 18 Grad Celsius. Das Wasser kann in Küstennähe auch auf 20 Grad steigen, aber im Durchschnitt liegt die Wassertemperatur bei 18 Grad Celsius im Sommer. Natürlich kann es an der Küste sehr windig sein. Strandkörbe gibt es sowohl an der Nord- als auch an der Ostsee und solange es nicht zu stürmisch wird, bieten sie einen Rückzugsort bei gutem, aber auch trüberem Wetter.
In Heringsdorf auf Usedom befindet sich Deutschlands älteste Strandkorbmanufaktur. Prokurist Dirk Mund schätzt, dass zwischen Norderney und Usedom etwa 110 000 Strandkörbe stehen. Und auch, wenn die markanten Sitzgelegenheiten von keiner der Küsten wegzudenken sind, sind sie nicht gleichen: „Man unterscheidet sie an den Seitenteilen“, erklärt Mund. „Beim Ostseemodell sind sie geschwungen wie eine Ostseewelle, beim Nordseemodell gerade und flach wie die Ebbe“, verrät der Prokurist seine Eselsbrücke.
Nordsee oder Ostsee: Die Zahl der Touristen hat einen klaren Favoriten
Die Touristen zog es im vergangenen Jahr eher an die Ostsee und der zahlenmäßige Unterschied ist nicht gering. Laut der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein kamen 1,96 Millionen Gäste an die Nordsee. Fast doppelt so viele zog es hingegen an die Ostseeküste. Astrid Koch von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen erklärt jedoch, dass die Mehrheit nicht zum absoluten Nord- oder Ostseetyp zählt. Von den für die Reiseanalyse befragten Nordseeurlaubern gaben 73 Prozent an, sich auch für einen Urlaub an der deutschen Ostseeküste zu interessieren. Bei den Ostseeurlaubern sind es immerhin 63 Prozent, die der Nordsee nicht abgeneigt sind. Einer der entscheidenden Faktoren für die Wahl des Urlaubsziels scheint die Entfernung zu sein.
Festzuhalten ist, dass beide Küsten ihren Reiz haben und es sich sicher lohnt, beide zu erkunden. Für einen Favoriten kann man sich nach dem Urlaub immer noch entscheiden. Oder man testet in mehreren Urlauben. Nur um sicher zu gehen.