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Metallverband sieht Auto-Zulieferer in Niedersachsen unter Druck

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Von: Andree Wächter

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Die Autoindustrie stellt sich um: vom Verbrenner zu Elektro. Dies stellt die Zulieferer vor große Herausforderungen, gepaart mit hohen Energiekosten.

Hannover – Mit VW in Niedersachsen und Mercedes in Bremen gibt es zwei große Autobauer in Norddeutschland. Die für diese Industrie wichtige der Autozulieferer gerät nach Einschätzung der Metall-Arbeitgeber immer stärker unter Druck. Aus vielen Betrieben sei zu hören, dass es wegen zurückgehender Erträge oder sogar ausgeweiteter Verluste zunehmend schwieriger werde, überhaupt neue Investitionen zu finanzieren und damit die Zukunft zu sichern, sagte Niedersachsen-Metall-Chef Volker Schmidt am Freitag in Hannover. Für Betriebe, die nicht am Nabel der Autoindustrie hängen, sieht es besser aus, so der Metallverband.

Er stellte die Ergebnisse einer Umfrage zur Branchenkonjunktur vor. Demnach gibt es bei den Erwartungen für das laufende Jahr „signifikante Unterschiede“ zwischen den Einschätzungen von Unternehmen, die vom Geschäft mit der Autoindustrie abhängen, sowie denjenigen, die andere Wirtschaftszweige als Hauptabnehmer haben.

Metallverband sieht Auto-Zulieferer in Niedersachsen unter Druck: Verluste nicht ausgeschlossen

Während laut der Befragung des Metallverbandes 34 Prozent der Metall- und Elektrofirmen ohne Kunden in der Autobranche mit zumindest einem kleinen Zuwachs des Betriebsgewinns rechnen, sind es bei reinen Autozulieferern nur sechs Prozent. Umgekehrt glauben 38 Prozent der reinen Autozulieferer, dass 2023 Verluste auflaufen – unter den sonstigen Unternehmen sind es nur zwölf Prozent. Bei den Investitionen zeigen sich ähnliche Differenzen: 44 Prozent der nicht-autoorientierten Betriebe nehmen an, diese aufstocken zu können, aber lediglich 26 Prozent der autoorientierten, so die Niedersachsen-Metall.

Schmidt zufolge werden bei Letzteren auch häufiger drei Faktoren als Gründe für die steigenden Belastungen genannt: eine schlechtere Ertragslage wegen der hohen Kosten für Energie, Vorprodukte, Logistik und Löhne, hohe Planungsunsicherheit sowie Standortnachteile. In den Produktionszahlen und -erwartungen schlägt sich dies ebenso nieder. „Wir haben uns nach oben gerappelt aus den scharfen Einschnitten durch Corona“, sagte Schmidt. Stark an der Autobranche ausgerichteten Unternehmen sei das aber nicht im gleichen Ausmaß gelungen – und beim Fertigungsvolumen 2023 erwarteten diese ein Minus von sieben Prozent.

Volker Schmidt
Volker Schmidt, Chef vom Arbeitgeberverband Niedersachsen-Metall. © Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Autobauer in Niedersachsen in Bedrängnis: Branche steht vor Herausforderungen

Der grundlegende Umbau der Branche in Richtung mehr Klimaschutz und Digitalisierung sei eine „Operation am offenen Herzen“, die schon schwer genug sei, so Schmidt. Gleichzeitig kämen aus der Politik teils widersprüchliche Signale – etwa zur Weiterförderung von Elektroautos, während die EU-Kommission die neue Verbrenner-Abgasnorm Euro-7 mit strengeren Grenzwerten und teurer Technik vorantreibe. Dies dürfte die Ertragsspannen vieler Firmen weiter auszehren.

Elektro vs. Verbrenner: Druck auf Zulieferer nimmt zu

Für Elektrofahrzeuge seien die Gewinnanteile am Umsatz bisher oft eher überschaubar, es gebe daher eine Quersubventionierung aus dem Verbrennergeschäft. „Der Druck auf die Zulieferer nimmt also noch einmal zu.“ Es gelinge ihnen nicht mehr, gestiegene Kosten in die Preise weiterzugeben – zumal ihre Abnehmer in manchen Fällen große Einkaufsmacht hätten. „In vielen Unternehmen brennt der Dachstuhl. Und der Energiekostenanstieg wirkt wie ein Brandbeschleuniger.“ Hamburg hat jetzt das Aus für Verbrenner-Taxis angekündigt.

Laut Niedersachsen-Metall erzielt die Autobranche im Land ungefähr zwei Drittel der Wertschöpfung des gesamten verarbeitenden Gewerbes. Die aktuellen Herausforderungen bedeuteten einen Strukturbruch, so Schmidt. „Wir werden uns auf Jahre hinaus an deutlich niedrigere Wachstumsraten in Niedersachsen gewöhnen müssen.“

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