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Mehr Impfzertifikate als Coronaimpfungen – Gründe kaum erklärbar

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Von: Andree Wächter

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Wer seine Corona-Impfung erhalten hat, bekommt einen Stempel im Impfpass und ein Zertifikat. Nur ist das Verhältnis nicht 1:1. Es gibt Gründe.

Berlin – Die Coronaimpfungen laufen in Deutschland auf Hochtouren. Viele Männer und Frauen haben sogar schon den Booster bekommen (dritte Impfung). Nach der Spritze bekommt man ein Zertifikat – entweder vor Ort oder in einer Apotheke. Theoretisch müsste das Verhältnis zwischen verabreichten Spritzen und ausgestellten Zertifikaten 1:1 sein. Die Realität sieht aber so aus, dass deutlich mehr Zertifikate ausgestellt wurden als Impfungen verabreicht, berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) und beruft sich auf das Bundesgesundheitsministerium.

VirusCoronavirus, COVID-19
Vorkommenweltweit
aktuelle VarianteOmikron BA.2
KrankheitserregerSARS-CoV-2

Nun könnte man meinen, bei so vielen Impfungen und Zertifikaten, dass es sich um Rundungsungenauigkeiten handelt oder um verzögerte Datenübermittlung. Doch die Lücke ist vermutlich zu groß, um es so zu erklären. Konkret heißt das: Bis zum vergangenen Freitag, 21. Januar 2022, wurden 204,7 Millionen digitale Zertifikate über erfolgte Corona-Impfungen ausgegeben, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilt. Allerdings wurden dem Ministerium zufolge bis zu diesem Montag, 24. Januar, „nur“ 162,1 Millionen Dosen für Erst-, Zweit- und Boosterimpfungen gespritzt. Macht einen Unterschied von 42,6 Millionen.

Corona: Verschiedene Gründe für Differenz zwischen Impfungen und Impfpass

Das Ministerium sieht dem Bericht zufolge in der Differenz weder einen Hinweis auf Fake-Impfpässe, wie sie Ex-Werder-Trainer Markus Anfang* verwendet hat, noch auf millionenfach nicht gemeldete Impfungen. Ein Ministeriumssprecher nannte auf Nachfrage „verschiedene Gründe“.

Zu sehen ist einer Spritze, die auf einem Impfpass liegt.
Derzeit werden die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, sich gegen das Coronavirus boostern zu lassen. © Rene Traut/imago

Zum einen seien „insbesondere zu Beginn der Anwendung viele Zertifikate automatisch durch Impfzentren erstellt und an die geimpften Personen geschickt“ worden, während die betroffenen Personen oftmals bereits ein Zertifikat in einer Apotheke ausgestellt bekommen hätten. Des Weiteren könnten Zertifikate „auch mehrfach ausgestellt werden, wenn beispielsweise eine Person ihr Zertifikat verliert“.

Corona-Impfungen in Deutschland: Zahl der „Überhangszertifikate“ steigt deutlich an

Für die Erst- und Zweitimpfungen mag diese Begründung durchaus logisch sein. Allerdings ist der Berg an „Überhangzertifikaten“ seit Mitte Dezember 2021 deutlich gestiegen. So waren laut Ministerium bis zum 15. Dezember 162.397.255 digitale Impfzertifikate ausgestellt und nach Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI) 136.641.993 Impfdosen verabreicht worden.

Mitte Dezember betrug der „Überhang“ an Zertifikaten demnach knapp 26 Millionen gegenüber aktuell mehr als 42 Millionen. Nebeneffekt: Mit einer Coronaimpfung haben viele einen Blick in ihren Impfpass geworfen und fehlenden Schutz festgestellt.

Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) kann sich Lücken nicht erklären

Die Impfungen der niedergelassenen Ärzte werden von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) organisiert. Diese kann die Lücke laut NOZ nicht erklären.

Wir gehen auf Basis der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten davon aus, dass eine Untererfassung durch das digitale Impfquoten-Monitoring (DIM) nicht generell gegeben ist und damit die dargestellte Lücke nicht erklären kann.

Ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) spricht über Impflücken

„Um diese Lücke zu erklären, sind vertiefende Analysen der Daten zur Zertifikatsausstellung nötig, die aktuell nur das Robert-Koch-Institut durchführen kann.“ Das RKI hat sich zu den Zahlen nicht geäußert.

Impfquote in Deutschland: Über 73 Prozent der Bevölkerung bereits zweimal gegen Corona geimpft

Laut dem Robert Koch-Institut hatten bis zum Sonnabend, 22. Januar, mindestens 61 Millionen Menschen ihre Grundimmunisierung mit der meist nötigen zweiten Spritze erhalten. Das sind 73,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mindestens 41,7 Millionen Menschen haben zusätzlich eine Auffrischimpfung (Booster) erhalten. * kreiszeitung.de und deichstube.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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