Mediziner und Müllmann: Zwei, die sich bei der AfD engagieren

Die Landtagsabgeordneten Jozef Rakicky und Dennis Jahn wollen die AfD nach Jahren des Streits voranbringen. Hier sprechen sie über ihre Motive.
Hannover – „Endlich einer, der aufräumt“: Dennis Jahn zeigt in seinem Büro in einem Nebengebäude des niedersächsischen Landtages auf eines seiner Wahlplakate, das ihm besonders gut gefällt. In orangefarbenem Shirt zieht der Müllwerker eine blaue Tonne hinter sich her. Schwarz, Rot, Gold: Auch eine deutsche Flagge ist angedeutet. Natürlich. Schließlich sitzt Jahn für die rechtspopulistische AfD im Landtag.
Der 30-Jährige kommt aus Wietze im Kreis Celle und gehört zu den Neuen in der AfD-Fraktion, die nach der Landtagswahl im Oktober vorigen Jahres auf insgesamt 18 Mitglieder angewachsen ist. Ebenso wie der Mediziner Jozef Rakicky aus dem Landkreis Helmstedt (66), Arzt für Neurologie. Warum hat es diese beiden ausgerechnet zur AfD gezogen?
„In meiner Familie hatten wir schon immer eine konservative Haltung“, sagt Jahn, der nach der Flüchtlingskrise 2015 im Folgejahr in die AfD eingetreten ist. „Dass ungeordnet Menschen zu uns ins Land kommen, habe ich damals schon kritisch gesehen“, sagt der Abgeordnete, der nach der Mittleren Reife eine Ausbildung zum Verkäufer im Lebensmitteleinzelhandel absolviert hat, auch schon als Berufskraftfahrer gearbeitet hat und zuletzt als Müllwerker tätig war. „Ich möchte aufgrund meines Berufes die Arbeiterschicht vertreten“, sagt Jahn, der sich innerhalb der AfD der „gemäßigten Strömung“ zugehörig fühlt.
Für den Abgeordneten Rakicky – früher nach eigenen Worten Wechselwähler zwischen CDU und FDP – war ebenfalls die Flüchtlingskrise 2015 der Anlass, in die AfD einzutreten. Unter Angela Merkel sei die CDU ihm „zu weit nach links gerückt“, sagt Rakicky, der aus der ehemaligen Tschechoslowakei stammt und in den 80er-Jahren nach Deutschland kam. Sein Leitmotiv: „Den Zustrom von Asylbewerbern bremsen.“ Einem Lager innerhalb der Partei will der Mediziner sich nicht zuordnen lassen.
Schlagzeilen machte Rakicky Anfang 2022 noch vor seinem Einzug in den Landtag. Bei einer Demo in Sachsen-Anhalt wetterte der Chefarzt der Helios-Klinik in Helmstedt gegen Corona-Schutzimpfungen, woraufhin das Klinikum sich ausdrücklich von seinen Äußerungen distanzierte.
Unter anderem dementierte die Klinik ausdrücklich, man würde „täglich Menschen mit schweren Impfschäden behandeln“. Dass man entsprechende Fälle aktiv vertuschen würde, wies die Krankenhausleitung entschieden zurück.
Rakicky sitzt in seiner Funktion als Abgeordneter mittlerweile im Gesundheitsausschuss des Landtages und will nach eigenem Bekunden hier nun seinen „medizinischen Fachverstand“ einbringen.