LNG-Terminals in Niedersachsen: Bund soll Bau finanziell unterstützen
Statt auf Erdgas aus Russland, will Deutschland künftig auf Flüssigerdgas setzen. Entsprechende LNG-Terminals in Niedersachsen in Planung. Bund mit Finanzhilfe?
Hannover – Die Zeichen verdichten sich, dass Deutschland zukünftig auf „Liquefied Natural Gas“ (LNG), also Flüssigerdgas, setzt. Es wäre die Abkehr vom Erdgas, das aus Russland importiert wird. Und ein Zeichen, dass man nicht länger Geschäfte mit Präsident Wladimir Putin macht, der Krieg in der Ukraine führt. Entsprechende LNG-Terminals sollen in Niedersachsen in Wilhelmshaven und Stade entstehen. Milliardenschwere Projekte, die erst noch finanziert werden müssen. Hier kommt der Bund ins Spiel.
LNG-Terminals in Niedersachsen: Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) nimmt Bundesregierung bei Finanzierung in die Pflicht
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) ist beim Bau von Flüssiggasterminals offen für finanzielle Unterstützungen durch das Land. Zunächst sieht er jedoch die Bundesregierung in der Pflicht. „Damit wir die bisherigen Investitionsrisiken schnellstmöglich überwinden, muss die Bundesregierung jetzt mehrere Maßnahmen zügig umsetzen“, hält Althusmann fest.

Konkret meint er damit, dass „regulatorische Hindernisse“ abgebaut werden müssen und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Zudem bräuchten alle Standorte „eine direkte finanzielle Unterstützung“, sagt Althusmann zur dpa. Er spricht gar von einer „immensen Aufgabe von nationaler Tragweite“ und bezieht sich damit konkret auf die Neuausrichtung der Energieimporte. Auf diesem Wege soll die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen verringert werden.
Niedersachsen offen für Beteiligung an Projektgesellschaft, um Bau von LNG-Terminals zu realisieren
Allein auf die neu formierte Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz (SPD) will sich Althusmann aber auch nicht verlassen. Denn auch die Niedersächsische Landesregierung werde ihren Beitrag leisten, um den geplanten Bau von LNG-Terminals umzusetzen und letztendlich die Versorgungssicherheit in Deutschland zu sichern.
Das Wirtschaftsministerium hatte bereits mitgeteilt, dass das Land für alle Vorschläge offen sei, die das LNG-Vorhaben in Niedersachsen beschleunigen könnten. Eine Option: die Beteiligung Niedersachsens an einer Projektgesellschaft, um Investitionsanreize zu verstärken.
Ukraine-Krieg: Deutschland will unabhängiger von Erdgas aus Russland werden – und setzt auf Flüssigerdgas
„Ob diese Möglichkeit der landesseitigen Unterstützung auch zielführend ist, werden die weiteren Gespräche mit allen niedersächsischen Projektträgern zeigen“, heißt es aus Ministeriumskreisen. De facto seien die finanziellen Handlungsspielräume des Landes Niedersachsen aber begrenzt. Deswegen brauche man ein „ehrgeiziges Förderprogramm“ des Bundes.
Zum Hintergrund: Als LNG wird tiefgekühltes, unter hohem Druck verflüssigtes Erdgas bezeichnet, das sich in Tankern transportieren lässt. In Europa soll es als Alternative zu Pipeline-Gas genutzt werden. Diese Alternative ist auch zwingend notwendig, schließlich hatte sich Deutschland im Rahmen des Ukraine-Kriegs dafür entschieden, kein Erdgas mehr aus der Pipeline Nord Stream 2 zu beziehen. Mittlerweile musste das Unternehmen auch Insolvenz anmelden.
LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel geplant – Bund will sich beim Bau mit 500 Millionen Euro beteiligen
Bislang bezieht die Europäische Union (EU) knapp die Hälfte ihres herkömmlichen Bedarfs an Erdgas aus Russland. Diese Abhängigkeit soll nun so schnell wie möglich verringert werden. Mit der Betriebsaufnahme der LNG-Terminals in Deutschland wird jedoch nicht vor 2024 gerechnet.
Dabei hatte Kanzler Scholz als unmittelbare Reaktion auf den von Wladimir Putin geführten Ukraine-Krieg* explizit den schnellen Bau von zwei LNG-Terminals in Deutschland angekündigt. Als konkrete Standorte wurden vom Bundeskanzler Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und Wilhelmshaven in Niedersachsen genannt.
Die Planungen für das LNG-Terminal in Brunsbüttel wurden bereits konkreter. Dort will sich der Bund über die Förderbank KfW mit 50 Prozent an dem Terminal beteiligen. Laut der dpa würde der Anteil rund 500 Millionen Euro kosten. Die Betreiberin wird dabei Gasunie, eine Fernleitungsnetzbetreiberin für Erdgas, die zu 100 Prozent der Niederlande gehört.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann fordert Wettbewerbsgleichheit beim Bau von LNG-Terminals
Die angekündigte finanzielle Hilfe der Bundesregierung für Brunsbüttel wird vom Wirtschaftsministerium in Hannover begrüßt. Und doch macht die Politik in Niedersachsen eines deutlich:
Allerdings müsste bei vergleichbaren Anträgen aus Niedersachsen ebenfalls eine derartige Förderung erfolgen, damit keine Wettbewerbsverzerrung entsteht
Neben dem Bau von LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven, kommt aber noch einem dritten Standort eine große Relevanz zu. Althusmann verweist auf den Bau einer entsprechenden Anlage zur Förderung von Flüssigerdgas im niedersächsischen Stade.
Auch Stade als Standort für LNG-Terminal im Gespräch – wegen „des immensen Energiebedarfes in Deutschland“ notwendig
„Ein LNG-Standort allein wird diese große Aufgabe angesichts des immensen Energiebedarfes in Deutschland wahrscheinlich nicht erfüllen können, es wird der Bau von Terminalprojekten in Wilhelmshaven und in Stade nötig sein“, wird Althusmann von der dpa zitiert. Für den Wirtschaftsminister von Niedersachsen seien beide Standorte dabei gleichwertig.
Die Projektplanungen für das LNG-Terminal sind nach Angaben des Ministeriums bereits vorangeschritten. Noch vor Ostern sollen die Genehmigungsunterlagen für den Hafen und das Terminal eingereicht werden. Dieser Schritt war zunächst erst für den Sommer geplant gewesen. Für das von der Hanseatic Energy Hub GmbH geplante Projekt unmittelbar an der Elbe wird rund eine Milliarde Euro veranschlagt. (mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.