Letzter Monat 9-Euro-Ticket: Jetzt könnte ein norddeutscher Nachfolger kommen

Der August ist vorerst der letzte Monat für das 9-Euro-Ticket. Niedersachsens Regierung schlägt deshalb als Nachfolger ein norddeutsches Modell vor.
Berlin/Hannover – Das 9-Euro-Ticket aus dem Entlastungspaket 2022 hat Deutschland bisher zwei Monate mit vollen Zügen und Verspätungen gebracht. Für die Politik war die günstige Monatskarte allerdings dennoch ein großer Erfolg. Bereits seit Wochen wird deshalb über einen möglichen Nachfolger vom 9-Euro-Ticket diskutiert. Während bereits verschiedene Alternativen auf dem Tisch liegen, kommt nun ein neuer Vorschlag aus Niedersachsens Verkehrsministerium: Sollte sich der Bund nicht für eine deutschlandweite Lösung aussprechen, könnte vielleicht ein norddeutsches Modell die Nachfolge vom 9-Euro-Ticket übernehmen.
Nachfolge vom 9-Euro-Ticket: Niedersachsen bringt norddeutsche Lösung ins Gespräch
Angesichts des Ukraine-Kriegs und der Gaskrise in Deutschland sind schon länger die Rufe nach einem neuen Entlastungspaket 2022 laut geworden. Auch ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets wird von vielen Seiten gefordert. „Sollte ein bundesweites Ticket nicht umsetzbar sein, könnten alternativ auch die fünf norddeutschen Bundesländer etwas auf die Beine stellen“, hieß es nun aus dem Verkehrsministerium in Hannover. Wie das Modell konkret aussehen könnte, wurde hingegen nicht gesagt. Allerdings: Eine Anschlusslösung des Bundes sollte bis Jahresende stehen, forderte das Ministerium.
Eigentlich ist sogar noch mehr Eile geboten, wenn die Politik eine übergangslose Nachfolge zum 9-Euro-Ticket anstrebt. Das günstige Monatsticket für den deutschen Nahverkehr ist nämlich nur für die Monate Juni, Juli und August vorgesehen. Dementsprechend beginnt in diesen Tagen der vorerst letzte Monat des 9-Euro-Tickets. „Es kann ja nicht sein, dass der Bund das Ticket initiiert, die Umsetzung den Ländern überlässt, sich für den Erfolg feiern lässt und dann keine Verantwortung für eine Anschlusslösung übernehmen will“, kritisierte Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU).
Statt 69-Euro-Ticket oder 365-Euro-Ticket: Idee aus Niedersachsen beinhaltet norddeutsches Modell
Anfang Juli sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass er nicht einer Verlängerung des 9-Euro-Tickets rechne. Die Länder würden nicht in der Lage sein, das Ticket fortzusetzen, wenn der Bund das Angebot nicht mit viel Geld bezuschussen würde. Auch Althusmann hält eine Nachfolge zum 9-Euro-Ticket nur mit einer deutlichen Anhebung der Bundesgelder für umsetzbar. Alternativen zum 9-Euro-Ticket gibt es indes immer wieder: Vorschläge für ein 365-Euro-Jahresticket, ein 29-Euro-Ticket, ein 69-Euro-Ticket oder gar ein 0-Euro-Ticket stehen im Raum.
CDU-Fraktionschef Dirk Toepffer forderte laut dpa aus diesem Grund den Bund auf, Vorschläge für ein Anschlussmodell zu entwickeln. Der SPD-Verkehrspolitiker Christoph Bratmann sagte ergänzend, das 9-Euro-Ticket zeigt, dass die öffentlichen Verkehrsmittel für die meisten Bürger eine echte Alternative zum Auto seien. Entscheidend seien günstige und einheitliche Tarife. „Eine Rückkehr zum unübersichtlichen Tarif-Dschungel und Einzelfahrten für über drei Euro innerhalb einer Kommune darf es nicht geben.“
Alternative zum 9-Euro-Ticket: Politik streitet über Nachfolger
Während nun der letzte Monat für das 9-Euro-Ticket anbricht, sehen insbesondere Politiker der Grünen dringenden Handlungsbedarf, um Verbraucher in Zeiten steigender Kosten bestmöglich zu entlasten. Grünen-Fraktionsvorsitzende Julia Willie Hamburg betonte, das Ticket entlaste alle, die sonst viel Geld für Monatskarten ausgeben müssten. Für eine Mobilitätswende zum Klimaschutz bestehe großer Handlungsbedarf. Nach ihrer Einschätzung sollte die Landesregierung handeln, wenn der Bund keine Weiterführung für den günstigen Nahverkehr hinbekomme. Eine Alternative zum 9-Euro-Ticket wäre wohl auch die Einführung eines Tickets, das zwei Euro pro Tag kosten würde.