Kein Öl und Gas aus der Nordsee: Niedersachsen will Wattenmeer gesetzlich schützen

Öl und Erdgas aus der Nordsee? Aufgrund des Ukraine-Konflikts wird das interessanter. Im Nationalpark Wattenmeer soll aber nicht gebohrt werden. Dem BUND reicht das nicht.
Update vom 16. März 2022, 15:05 Uhr: Das von der Landesregierung geplante Verbot von Öl- und Gasbohrungen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer geht nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nicht weit genug. Der Landesverband in Hannover kritisierte am Mittwoch, dass ein zurzeit diskutiertes Erdgasfördervorhaben des niederländischen Unternehmens One-Dyas vor Borkum – nahe, aber außerhalb der Nationalparkgrenzen - von einer Gesetzesänderung unberührt bleibe.
Kein Öl und Gas aus der Nordsee: Durch Bohrungen könnte es zu Erdbeben und Landabsenkungen kommen
„Das Vorhaben von One-Dyas würde die Meeresumwelt und das Weltnaturerbe Wattenmeer massiv beeinträchtigen“, sagte BUND-Geschäftsführerin Susanne Gerstner in einer Mitteilung. „Wir fordern daher die Landesregierung dringend auf, dieses und ähnliche Vorhaben auch in Zukunft konsequent abzulehnen.“
BUND-Geschäftsführerin Gerstner sieht eine Kehrtwende und kritisiert die Entscheidung: „Noch im Juni 2021 hat Minister Lies das geplante Vorhaben von One-Dyas aus guten Gründen strikt abgelehnt. Diese Gründe gelten heute mehr denn je: Neue Bohrungen schaffen Fakten für die nächsten Jahrzehnte und sind keine Antwort auf die akute Krisensituation.“
Als Folge von Bohrungen könne es zum Austritt von Schadstoffen wie Bohrschlämmen oder zu Erdbeben und Landabsenkungen kommen. Statt auf fossile Energie sollten sich alle Anstrengungen aus Sicht des BUND auf den Ausbau erneuerbarer Energien sowie auf Maßnahmen zum Energiesparen konzentrieren.
Erstmeldung vom 16. März 2022, 10:40 Uhr: Hannover – Aufgrund des Ukraine-Konflikts explodieren derzeit die Energiepreise weltweit in schwindelerregende Höhen. Benzinpreise weit jenseits der 2-Euro-Marke lassen aktuell in Deutschland sogar einen FDP-Finanzminister darüber nachdenken, diese Energiekosten zu subventionieren. In normalen Zeiten ein Vorschlag aus Parteikreisen, der eigentlich so gut wie nicht vorstellbar ist. Doch, besondere Zeiten erfordern eben auch besondere Maßnahmen, wie der Volksmund zu sagen pflegt.
Kein Öl und Gas aus der Nordsee: Niedersachsen will Wattenmeer gesetzlich schützen
Und der wirft dieser Tage auch die Frage auf: Wie lange werden die Gasreserven der Bundesregierung – die de facto eigentlich nicht da sind – noch reichen und, wie lange werden die Bürger die aktuellen Preise, die aufgerufen werden, zahlen können und vor allen Dingen: wollen?
Fragen, die in der jüngsten Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Gas- und Erdölreserven, die im Niedersächsischen Wattenmeer schlummern, in den Fokus rückten. Öl- und Gasreserven, die wir laut Bundesfinanzminister Christian Lindndr noch bitte benötigen werden. Aufgrund dessen hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bereits eine nationale Gasreserve angekündigt, die es nun anzulegen gilt.
Nachdem Umweltminister Olaf Lies (SPD) noch in der vergangenen Woche die Debatte nicht umgehen und die Option der Gas- und Ölförderung nicht ausschließen wollte, hat die Landesregierung in dieser Woche beschlossen, dass es keine neuen Tiefbohrungen nach Öl und Gas im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ geben soll. Dies will man nun in ein Gesetz gießen.
Anlass für den Gesetzesvorschlag ist die Entscheidung der Landesregierung, den Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ vor den Gefahren, die durch Tiefbohrungen in seinem Gebiet für die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt hervorgerufen werden können, zu schützen. Außerhalb des Nationalparks liegende Projekte, wie das derzeit in den Medien viel diskutierte Vorhaben des niederländischen Unternehmens One-Dyas, sind von diesem Verbot von Tiefbohrungen im Nationalpark zunächst nicht betroffen.
Kein Öl und Gas aus der Nordsee: Wattenmeer in seiner Bedeutung als einzigartiger Naturraum schützen
Mögliche Förderungen von Gas und Öl im Nationalpark Niedersächsischen Wattenmeer hatten in der vergangenen Woche auch die Inseln auf den Plan gerufen. Unter anderem aus der Verwaltung der Nordseeinsel Borkum kamen kritische Töne mit Hinblick auf eine mögliche Förderung der fossilen Energieträger.
Das Gesetz könnte so noch vor der Sommerpause vom Landtag in Niedersachsen abschließend beraten und beschlossen werden. „Wir wollen das Niedersächsische Wattenmeer in seiner Bedeutung als einzigartiger Naturraum schützen. Und das heißt: Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wird es in Zukunft keine Tiefbohrungen mehr nach Gas oder Öl geben“, so Umweltminister Lies in Hannover.
„Grundsätzlich müssen wir allerdings angesichts der aktuellen Entwicklungen Projekte für Fördervorhaben in der Nordsee jenseits des Nationalparks grundsätzlich neu bewerten. Hier ist die Landesregierung im Austausch – sowohl mit den betroffenen Gemeinden vor Ort als auch bei diesem speziellen Vorhaben mit unseren niederländischen Nachbarn. Denn wir müssen beides sicherstellen: den Schutz von Umwelt und Natur genauso wie auch eine sichere Versorgung mit Energie.“ Dabei wurde eine Umkehr vom geplanten Verbot bis zuletzt ausgeschlossen. * kreiszeitung.de und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.