Joshua Kimmich: Ein fragwürdiges Vorbild mit (Corona-)Doppelmoral
Joshua Kimmich bekennt sich in einem Interview: Der Bayern-Star ist nicht gegen Corona geimpft. Damit tritt er eine berechtigte Debatte los. Ein Kommentar.
München – Es ist ein einfaches Interview. Geführt nach einem Bundesliga-Spiel. Vor TV-Kameras beim Bezahlsender Sky, der die Fußball-Bundesliga übertragt. So eben auch das Spiel des FC Bayern München gegen die TSG Hoffenheim. Ein Spiel, von dem sowohl der HSV, der gerade gegen Paderborn gewann*, als auch Werder Bremen, das über ein 2:2 gegen den SV Sandhausen nicht hinauskam*, nur träumen können als Zweitligisten. Aber darum soll es hier nicht gehen. Vielmehr um eben dieses eine Interview. Eines, von dem vorher keiner wusste, was es hinterher für hohe Wellen schlagen müsste.
Die aber schlägt das Interview mit Joshua Kimmich nun zurecht. Der Nationalspieler hat eine Impfdebatte losgetreten. Mit der Aussage, er sei bislang nicht gegen das Coronavirus geimpft. Ausgerechnet Kimmich. Ausgerechnet so ein Vorbild.
Fußballspieler: | Joshua Walter Kimmich |
Geboren: | 8. Februar 1995 (Alter 26 Jahre), Rottweil |
Verein: | FC Bayern München |
Vertrag bis: | 30. Juni 2025 |
Marktwert: | 90 Millonen Euro (Quelle: transfermarkt.de) |
Joshua Kimmich: Initiative „We kick Corona“ lobenswert – Interview-Aussagen zur Corona-Impfung fragwürdig
Ausgerechnet einer, der so viele Privilegien genießt. Und nein, es ist tatsächlich noch nicht ganz genug des erhobenen Zeigefingers: ausgerechnet einer, der an anderer Stelle doch als einer derjenigen gilt, die mit am meisten, zumindest aber öffentlichkeitswirksam etwas in der Corona-Krise getan hat. Gemeinsam mit seinem FC Bayern München-Teamkollegen Leon Goretzka, der bei der EM 2021 ein Zeichen gegen Homophobie setzte*, hat Joshua Kimmich die Initiative „We kick Corona“ gegründet. Er hat sie mit Millionensummen finanziert und unterstützt.

Gebracht hat dies Joshua Kimmich und Leon Goretzka jede Menge Lob. Zurecht. Und auch einen Preis. Im Oktober 2020 zeichnete der Bayerische Sportminister Joachim Herrmann die Initiatoren mit dem Bayerischen Sportpreis in der Kategorie „Beispielhaftes Engagement zur Bewältigung der Corona-Pandemie“ aus. Auch das zurecht. Wo hat man das schließlich schonmal, dass junge Fußballer wie Kimich und Gortezka sozial denken und ihr Geld entsprechend einbringen? Oft genug hauen Fußball-Profis ihre Unsummen an Kohle schließlich für sinnlose Bling-Bling-Ketten oder Proleten-Autos auf den Kopf.
Joshua Kimmich: Jeder hat sein Recht auf (s)eine Meinung – aber seine Intitiative und sein Handeln stehen im Widerspruch
Da hebt sich Joshua Kimmich wohltuend ab. Ein Bursche, der nicht nur was in den Füßen, sondern auch im Kopf hat. Moral und Anstand zum Beispiel. Und doch muss genau jener Joshua Kimmich im Zusammenhang mit der Corona-Impfung sich nun die Frage gefallen lassen, ob er nicht eine gewisse Doppelmoral vorlebt. Und auch das zurecht. Auf der einen Seite mit einer Initiative alles gegen Corona tun, mit „We kick Corona“ unter anderem an die UNICEF spenden, die das Geld für eine Impfaktion nutzt. Und auf der anderen Seite dann selbst nicht impfen lassen wollen? Das passt irgendwie nicht zusammen.
Es wäre besser, wenn er geimpft wäre.
Nun ist Joshua Kimmich zuallererst eine Person, die ein Recht auf eigene Meinung und Privatsphäre hat. Als solche geht es niemanden an, ob man sich impfen lassen will oder nicht. So wie bei uns Otto Normalbürgern. Jeder kann tun und lassen, was er will. Sich impfen lassen oder eben nicht. Doch die Fragezeichen und Einwände bei Joshua Kimmich sind nun mal eben da. Zum Beispiel diese: Muss nicht gerade er in dieser Sache Vorbild sein? Ist es nicht sogar unverantwortlich, dass ein ungeimpfter Joshua Kimmich jüngst eine Kinderkrebsstation besuchte? Sicher: eine tolle Geste, aber eben auch Risiko.
Joshua Kimmich: Selbst der eigene Verein versteht ihn nicht – seine Impf-Aussage ist ein klassisches Eigentor
Selbst in der eigenen Mannschaft beim FC Bayern München gibt es Gegenwind für Joshua Kimmich, der eine Impfdebatte entfacht hat. Von Mitspieler Thomas Müller erntet er beispielsweise zwar Verständnis, aber Müller spricht sich auch ganz klar fürs Impfen aus. Gleiches gilt für den langjährigen Bayern München-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er sagt, es wäre besser, wenn Joshua Kimmich geimpft wäre*. Recht hat er. Besser sowohl für Kimmichs Schutz gegen Corona als auch für seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Es ist nicht gut, dass er nicht geimpft ist. Wenn er sagt, er wartet ab, dann ist das schwierig.
Denn die hat gelitten. Einer, der gegen Corona hilft, aber sich selbst nicht schützen will – das bleibt unverständlich. Auch wenn Joshua Kimmich als Privatperson machen kann, was er will. Doch in seinem Fall ist er eben nicht nur privat. Sondern auch öffentlich. In Stadien unterwegs, in die Joshua Kimmich als Ungeimpfter, aber Getesteter rein darf. Zuschauer aber vielerorts nicht, wenn sie ungeimpft sind. Vielleicht sollte Kimmich das Aufklärungs-Angebot von Karl Lauterbach* wirklich annehmen. Mehr Wissen bringt vielleicht Einsicht.
Mit seinem Interview jedenfalls hat Joshua Kimmich ein Eigentor geschossen. Ein ganz klassisches. Allererster Güte. Leider. * 24hamburg.de, kreiszeitung.de und tz.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.