Corona: Höchststand bei Neuinfektionen – Minister ringen um richtigen Kurs
Die Neuinfektionen mit Corona erreichen am Donnerstag in Deutschland einen neuen Höchststand. Am Bodensee ringen die Gesundheitsminister um den zukünftigen Kurs.
Hannover/Lindau – Die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Coronavirus haben am Donnerstag, 4. November 2021, in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Morgen über sein Dashboard bekannt gab, wurden 33.949 Neuinfektionen registriert – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie am 11. März 2020. Der bisherige Höchststand wurde am 18. Dezember 2020 mit 33.777 Covid-19-Erkrankungen gemessen. Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland kletterte am Donnerstagmorgen auf 154,5, es gibt 165 neue Todesfälle zu beklagen.
Bundesland: | Niedersachsen |
Fläche: | 47.709,82 Quadratkilometer |
Einwohner: | 8.003.421 (Stand: 31. Dezember 2020) |
Regierungschef: | Stephan Weil (SPD) |
Für das Land Niedersachsen meldete das RKI am Donnerstagmorgen 2060 Neuninfektionen mit dem Coronavirus. Damit stieg die 7-Tage-Inzidenz auf 88,8 (Vortag: 80,8), was eine Landesbelegung der Intensivbetten von 5,9 Prozent (Vortag: 5,3 Prozent) bedeutet. Die 7-Tage-Inzidenz bei den Krankenhauseinweisungen lag am Donnerstagmorgen bei 4,1 (Vortag: 4,0). Durch die Gesundheitsämter wurden neun weitere Todesfälle gemeldet. Der Landkreis Oldenburg verschärft aufgrund der steigenden Zahlen ab Freitag die Corona-Regeln. Auch der Landkreis Rotenburg greift in die aktuellen die Corona-Maßnahmen ein.
Corona in Deutschland: Situation in Krankenhäusern verschlechtert sich von Tag zu Tag
Auch im kleinsten Bundesland Bremen steigen die Infektionszahlen weiter. So lag die 7-Tage-Inzidenz laut RKI im gesamten Bundesland bei 84,2 (Vortag: 77), was 94 Neuinfektionen mit Covid-19 bedeutet. Für die Stadt Bremerhaven ergibt sich damit eine 7-Tage-Inzidenz von 120,6 (Stand: Mittwoch, 3. November 2021, 15:00 Uhr) und 77,0 für die Stadtgemeinde Bremen (Stand: Mittwoch, 3. November 2021, 15:00 Uhr). Die aktuellsten Zahlen aus dem Bremer Gesundheitsressort für die beiden Stadtgemeinden werden jeweils am Nachmittag um 15:00 Uhr veröffentlicht.
In diesem Zusammenhang weist Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) kurz vor dem Gesundheitsministergipfel von Bund und Ländern in Lindau am Bodensee nochmals auf die Wichtigkeit der Impfung hin, da die Krankenhäuser kurz vor einer Überlastung stehen. Die Situation in den Krankenhäusern sei schwierig, und sie verschlechtere sich derzeit. Dies lasse sich an den Daten klar feststellen, sagte sie der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ). Auf den Intensivstationen lägen zu mehr als 90 Prozent Nicht-Geimpfte.

Corona: Kind stirbt nach Coronaimpfung in Cuxhaven
Im Landkreis Cuxhaven ist derweil ein 12-jähriges Kind nach einer Impfung verstorben. Das teilte der Landkreis am Mittwoch mit. Ob ein Zusammenhang mit der Impfung besteht, wird jetzt eine Obduktion zeigen.
„Man kann schlicht feststellen, dass die Ungeimpften dafür sorgen, dass die Intensivstationen volllaufen, dass Operationen möglicherweise wieder verschoben werden müssen, denn Schlaganfälle und Herzinfarkte müssen auch in Pandemiezeiten versorgt werden“, so Behrens weiter. Darunter litten dann alle Betroffenen, unabhängig vom Impfstatus. „Für harte Impfgegner fehlt mir da schon das Verständnis und alle anderen wollen wir noch überzeugen, sich endlich impfen zu lassen.“
Höchststand bei Corona-Neuinfektionen: Helge Braun fordert mehr Impfbereitschaft in der Bevölkerung
Behrens kritisierte auch den 14-tägigen Vorlauf bei der Bestellung von Covid-19-Impfstoffen. „Das ist ein Zustand, den wir so nicht hinnehmen können“, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister muss hier dringend neue und pragmatischere Vereinbarungen mit dem Arzneimittelgroßhandel treffen, die eine flexiblere Planung der Impfungen vor Ort ermöglichen“, sagte Behrens mit Blick auf Minister Jens Spahn (CDU).
Die Situation sei ernst, sagte auch der geschäftsführende Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“: „Wir schauen nicht mehr nur auf die Infektionszahlen, sondern wir gucken insbesondere auf das, was in den Krankenhäusern passiert.“ In den am stärksten betroffenen Bundesländern, in Thüringen, in Sachsen, gebe es jetzt schon eine massive Belastung. „Das hätte ich mir für diesen Winter gerne erspart. Aber die Impfbereitschaft ist eben der einzige Weg, dass wir einen entspannten Winter haben und deshalb müssen wir an dem Thema weiter arbeiten, arbeiten, arbeiten.“
Auch in der Frage, ob die Corona-Pandemie nach dem 25. November noch als epidemische Notlage von nationaler Tragweite eingestuft werden sollte, ist bisher kein gemeinsamer Kurs von Bund und Ländern erkennbar. Spahn sprach sich jüngst wie die möglichen künftigen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP dafür aus, die Einstufung als Rechtsgrundlage für weitgehende Corona-Einschränkungen nicht mehr zu verlängern. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte die vom Bund vorgeschlagene Ersatzlösung dagegen „eher eine Hilfskrücke“.
Corona in Deutschland: Gesundheitsminister ringen um neuen Kurs bei Bund-Länder-Gipfel
Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek (CSU), kündigte an, in Lindau bei der Gesundheitsministerkonferenz am Donnerstag die Situation der Pflege in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir merken jetzt, dass die Pflege am Limit ist“, sagte er. Pflegekräfte verabschiedeten sich aus den Krankenhäusern, verkürzten ihre Arbeitszeiten, wanderten teilweise sogar zu Leiharbeitsfirmen ab. „Das darf uns nicht kaltlassen.“ Nach Monaten nahezu wöchentlicher Videokonferenzen verhandeln die Minister erstmals wieder in Präsenz.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte am Donnerstag ein hartes Vorgehen gegen die aktuell laufende vierte Corona-Welle. „Deutschland hat nicht nur relativ wenige Covid Tote gehabt, sondern auch relativ wenige Lebensjahre verloren. Jetzt kommt die letzte Runde. Erneut werden diejenigen, die die 4. Welle stark bremsen wollen, als Panikmacher angegriffen. Aber es wäre richtig, jetzt hart zu reagieren“, schrieb der Epidemiologe beim Kurznachrichtendienst Twitter. (Mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.