Natalie Preiß leitet Niedersachsens Polizeihubschrauberstaffel

Niedersachsens Polizeihubschrauberstaffel wird erstmals von einer Frau geleitet. Natalie Preiß heißt die neue Chefin, die allerdings gar keinen Flugschein hat.
Hannover – Für Natalie Preiß war schon früh klar, dass sie bei der Polizei höher hinaus will. Geschafft: Seit Ende vorigen Jahres leitet die 35-Jährige Niedersachsens Polizeihubschrauberstaffel. Damit ist erstmals in der mehr als 50-jährigen Geschichte eine Frau für die Staffel verantwortlich. „Eine tolle Aufgabe, die mir wirklich Spaß macht“, sagt die sportliche Frau, die im Winter gern Snowboard fährt und im Sommer in den Bergen klettert, aber als Chefin der Polizeihubschrauberstaffel keinen Flugschein besitzt. „Das ist auch nicht nötig“, erklärt Preiß, dafür gebe es ja den Flugdienst – bestehend aus einer Pilotin und 15 Piloten.
Sie fliege aber bei Einsätzen hin und wieder mit. „Flugangst habe ich natürlich nicht, und außerdem verfüge ich über einen robusten Magen“, sagt die Chefin von insgesamt 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich auf die beiden Standorte der Polizeihubschrauberstaffel in Hannover nahe dem Flughafen sowie in Rastede (Kreis Ammerland) verteilen.
Die Hubschrauberstaffel der Polizei in Niedersachsen verfügt über vier Maschinen – alles ältere Modelle, die in Hannover regelmäßig überprüft und gewartet werden. Zwei der Maschinen sollen überdies demnächst durch neue Modelle ersetzt werden. Größter Vorteil: Die Flugzeit der Helikopter erhöht sich von aktuell zwei auf dann drei Stunden, ohne dass nachgetankt werden muss.
Zum Einsatz kommen die bis zu 260 Stundenkilometer schnellen und für die Dunkelheit mit Wärmebildkameras ausgestatteten Polizeihubschrauber etwa bei der Suche nach Vermissten, der Fahndung nach Tätern und zuletzt immer häufiger auch, wenn es darum ging, Geldautomatensprenger zu verfolgen, wenn diese mit ihren hochmotorisierten Fahrzeugen die Flucht über Landstraßen und Autobahnen ergreifen. „Von unseren beiden Standorten aus erreichen wir mit unseren Hubschraubern jeden Zipfel in Niedersachsen innerhalb von maximal 30 Minuten“, sagt Natalie Preiß, weiß aber auch, dass die Helikopter nicht bei jedem Wetter starten können.
Für Natalie Preiß war schon früh klar, dass sie eines Tages zur Polizei gehen würde. Nicht etwa, weil sie aus einer Polizistenfamilie stammen würde – „ich bin die erste bei uns, die es zur Polizei gezogen hat“ –, sondern vielmehr war ein dreiwöchiges Berufspraktikum während der zehnten Klasse der Grund. „Danach war ich so begeistert, dass mir klar war, dass ich später zu Polizei gehe“, erinnert sich die gebürtige Hildesheimerin, die mittlerweile in Winsen an der Aller – etwa 30 Autominuten von ihrem Arbeitsplatz entfernt – wohnt.
Gesagt, getan. Nach der Schule absolviert Natalie Preiß ein dreijähriges Bachelor-Studium an der Polizeiakademie in Nienburg, geht danach in Hannover und andernorts auf Streife und später als Jugendkontaktbeamtin in Schulen, um dort Präventionsarbeit zu leisten. Damals befindet sich Preiß im gehobenen Dienst, strebt aber eine Führungsposition im höheren Dienst an. Also setzt die ehrgeizige Beamtin noch ein zweijähriges Aufbaustudium drauf, kehrt für ein Jahr an die Polizeiakademie Nienburg zurück und lernt ein weiteres Jahr an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster.
Auf der Zielgeraden ihres Aufbaustudiums hört Preiß sich schon mal um, wo in nächster Zeit Positionen frei werden, die für sie interessant sein könnten. In Hannover bei der Polizeihubschrauberstaffel ist das der Fall. Ihr Vorgänger, Polizeioberrat Stefan Bruns, wechselte zur Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen und Natalie Preiß wurde seine Nachfolgerin.
Natalie Preiß weiß um ihre großer Verantwortung: „Genau das ist es, was mich reizt.“ Überhaupt sei die Arbeit bei der Polizei „unglaublich spannend“ und biete viele Möglichkeiten. Und nicht zuletzt habe die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig ein krisensicherer Job sei. „Da sind wir bei der Polizei schon gut aufgehoben.“