Gegen Strafzahlung: Ex-Rockerboss Hanebuth geht als freier Mann aus Gericht

Ex-Hells Angels-Boss Frank Hanebuth musste sich wegen Mittäterschaft bei Schlägerei und gefährlicher Körperverletzung vorm Amtsgericht Hannover verantworten.
Hannover – Das Amtsgericht Hannover hat ein Verfahren wegen Mittäterschaft bei einer Schlägerei und gefährlicher Körperverletzung gegen Ex-Rockerboss Frank Hanebuth eingestellt. Hanebuth und der 35-jährige Mitangeklagte müssen nun innerhalb eines Monats jeweils 1000 Euro an den Verein Violetta zahlen, der sich gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und jungen Frauen einsetzt.
Person: | Frank Hanebuth |
Geburtsdatum und -ort: | 12. September 1964 in Garbsen-Osterwald |
Alias: | „Steintorkönig“ oder „Der Lange“ |
Beruf: | Bordellbetreiber |
Gleich zu Beginn der Verhandlung sagte Hanebuths Anwalt, dass die Vorwürfe aus den Ermittlungsergebnissen nicht abzuleiten seien, er wisse nicht, wie seinem Mandanten strafbares Verhalten zugeordnet werden solle: „Ich sehe der Sache völlig entspannt entgegen“, sagte er. Und tatsächlich: Das Amtsgericht Hannover stellte das Verfahren ein, ebenso gegen den zweiten Angeklagten.
Ex-Rockerboss Hanebuth erneut vor Gericht: Hauptvorwurf nach Absprache vom Tisch
Wie ein Gerichtssprecher laut Nachrichtenagentur dpa sagte, hätten sich darauf Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung geeinigt. Die Beweisaufnahme habe ergeben, dass der Vorwurf der Mittäterschaft und des gemeinsamen Plans mit dem - bis heute unbekannten - Schläger nicht trägt. Damit sei der Hauptvorwurf vom Tisch.
Im aktuellen Fall ging es um eine Schlägerei aus dem Oktober 2020. Damals wurde in Hannovers Rotlichtviertel ein Mann verprügelt. Der Vorwurf an die Angeklagten lautete: Als die Polizei dem Opfer helfen wollte, sollen sie und weitere Männer die Beamten daran gehindert haben. Das Amtsgericht Hannover erließ einen Strafbefehl, wonach Hanebuth zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt werden sollte. Dagegen legte der Ex-Hells-Angels-Chef Einspruch ein. Der Prozess folgte nun.
Richterin Monika Pinski nannte den Einsatz der Polizeibeamten „kernig“: „Sie nehmen Ihren Job ernst.“ Zunächst zu zweit liefen ein 29 Jahre alter Polizist und seine 32 Jahre alte Kollegin auf einen Pulk von bis zu 20 Menschen zu, in dessen Mitte ein Mann geschlagen wurde. Mit Schlagstöcken bahnten sie sich einen Weg zum Opfer. So erinnerten sich die Beamten an die Nacht im vergangenen Oktober.
Sie hätten sich schützend vor das Opfer gestellt, auf das ein glatzköpfiger hellhäutiger Mann eingeschlagen habe. Dann hätten sie Verstärkung angefordert, die Stimmung sei aggressiv gewesen. Er habe den Eindruck gehabt, man habe den Beamten den Weg versperren wollen, sagte der 29-Jährige. Reizgas sei eingesetzt worden. Ein 28 Jahre alter Polizist sagte, die Lage sei für ihn sehr bedrohlich gewesen.
Ex-Rockerboss Hanebuth verlässt Gericht als freier Mann: Opfer erhielt Schläge ins Gesicht und erlitt Platzwunden
Das Opfer, ein 24-Jähriger, sprach von Schlägen ins Gesicht, er habe Platzwunden an Lippe und Nase erlitten, noch immer habe er einen Knoten in der Lippe. Er habe Eintritt bezahlt, sei aber trotzdem in einen Club nicht hereingelassen worden: „Die waren ganz frech zu mir.“ Dann sei die Lage eskaliert, er habe sich „verpissen“ sollen. Zum Zeitpunkt des Streits war der Mann nach Pinskis Angaben betrunken – 2,68 Promille seien gemessen worden. Ein ebenfalls 24 Jahre alter Freund des Opfers sagte: „Wir waren etwas betrunken.“
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Offen blieb bis zum Schluss, ob die Männer wirklich versucht hatten, die Polizeibeamten vom Opfer fernzuhalten. Hanebuths Verteidiger wollte von dem 29 Jahre alten Polizisten wissen, warum Verstärkung angefordert wurde, wenn der Pulk doch schließlich Abstand zu den Polizisten gehalten habe. „Ist das Ihr Ernst?“, fragte der Beamte leicht genervt zurück: „Die Frage beantworte ich nicht, das ist lächerlich.“ * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.