Gasförderung in der Nordsee: Niedersachsen will vor Borkum bohren

Die Gaskrise hat Deutschland weiterhin fest im Griff. In Niedersachsen werden jetzt die Pläne für Gasförderung in der Nordsee konkreter.
Hannover – Lange Zeit war es unvorstellbar, doch schon bald könnte es zur Realität werden: die Erdgasförderung in der Nordsee. Inmitten der Gaskrise in Deutschland verschärft sich die Lage der Politik immer weiter und neue Ideen sollen dafür sorgen, dass in der Bundesrepublik kein Gasnotstand entsteht. Um die Energieversorgung auch künftig zu abzusichern, hat die niedersächsische Landesregierung mit dem Unternehmen One Dyas aus den Niederlanden nun eine Erklärung für die geplante Erdgasförderung in der Nordsee unterzeichnet. Großer Gegner der geplanten Gasförderung in Niedersachsen war bereits vor Wochen Jürgen Trittin.
Gaskrise in Deutschland: Niedersachsen will Gasförderung vor Borkum vorantreiben
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann sagte am Freitag, dem 8. Juli: „Die Szenarien des Notfallplans Gas führen uns deutlich vor Augen, wie ernst es um die Versorgungslage steht.“ Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hatte vergangenen Monat die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen, nachdem das russische Gas-Unternehmen Gazprom die Lieferungen dramatisch reduziert hatte. Begründet wurde dieser Schritt mit notwendigen Wartungsarbeiten. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warnt derweil vor der Energiekrise als „soziale Krise“.
Lange Zeit galt eine Erdgasförderung vor Borkum zumindest aus deutscher Sicht undenkbar. Der Gasnotstand hat Beteiligte offenbar zum Umdenken angeregt. „Wir tragen bei dieser nationalen Aufgabe unseren Teil dazu bei, Energieimporte mit verlässlichen Partnern auf die Beine zu stellen“, begründete Althusmann die jetzige Entscheidung. Zwar ist die Erklärung noch keine Genehmigung für die Gasförderung in der Nordsee, allerdings scheint sie richtungsweisend für die künftige Energieförderung in Niedersachsen. Angesichts der angespannten Gaskrise hatte sich Habeck zuletzt auch dafür ausgesprochen, bei Nord Stream 1 mit Russland zusammenzuarbeiten.
Gasförderung in der Nordsee: Gaskrise und Ukraine-Krieg sorgen für Umdenken
Wenige Monate vor der Landtagswahl 2022 in Niedersachsen geht von der geplanten Gasförderung in der Nordsee eine besondere Brisanz aus, da das Vorhaben auch gravierende Auswirkungen auf das Weltkulturerbe Wattenmeer haben könnte. Laut One-Dyas sei eine Förderung frühestens Ende 2024 möglich. Ob es allerdings überhaupt dazu kommt, muss das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) entscheiden. Minister Althusmann betonte, dem LBEG würden „vielfältige Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten eingeräumt“. Auch Umwelt- und Klimaschutzaspekte würden beachtet.
Eigentlich will die Bundesregierung derzeit Erneuerbare Energien ausbauen. Robert Habecks Osterpaket soll dafür den Auftakt darstellen. Die Förderung von Erdgas erscheint diesbezüglich nicht logisch. Doch One-Dyas-Chef Chris de Ruyter van Steveninck führt aus, dass der Wandel zu 100 Prozent erneuerbarer Energie Zeit brauche. In den kommenden Jahrzehnten rechnet er damit, dass Erdgas weiter eine wichtige Rolle spielen wird: „Solange Erdgas benötigt wird, ist es unsere gemeinsame Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dieses Gas so sauber, günstig und zuverlässig wie möglich ist.“