Lange Schlangen am Flughafen „unerträglich“ : Wieder Wartezeit am Check-in in Hannover
Lange Schlangen am Check-in oder der Sicherheitskontrolle. Chaos und Personalmangel an deutschen Flughäfen sorgen für Frust. So viele Stunden Wartezeit sollten Sie aktuell einplanen.
Update 15. Oktober 2021: Schon wieder lange Schlangen am Check-in. Zum Herbstferienstart haben sich an Niedersachsens größtem Flughafen in Hannover am Samstagmorgen erneut teils lange Schlangen gebildet. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte aber, die Abfertigung sei „wesentlich entspannter als in den vergangenen Wochen“. Flughafen und Bundespolizei hatten zuvor mitgeteilt, dass sich Fluggäste auf Wartezeiten einstellen müssen. Bereits in den vergangenen Wochen war es zu Schlangen gekommen. Hauptgrund waren nach Angaben der Bundespolizei Personalengpässe bei der beauftragten Sicherheitsfirma. Diese setzte am Samstag laut Bundespolizei deutlich mehr Personal ein.
Lange Schlangen beim Flughafen Check-in in Hannover
„Ich finde es eigentlich unerträglich, dass man so lange warten muss - einmal hier bei der Abfertigung am Gate, aber auch beim Security-Check“, sagte Ludger Haverkemper aus Höxter in Ostwestfalen vor seinem Abflug nach Rhodos am frühen Samstagmorgen.
Meldung vom 14. Oktober: Hannover/Berlin -Durch die sozialen Medien gingen Bilder von langen Menschenschlangen an den Schaltern. Einige beklagten sich über verpasste Flüge: Der Berliner Flughafen (BER) hat mal wieder negative Schlagzeilen produziert. Die Lufthansa empfahl den Reisenden: „Aufgrund der aktuellen Situation am BER haben wir unsere Gäste gebeten, mehr Zeit als üblich am Flughafen einzuplanen. Für die Flüge, die noch in dieser Woche stattfinden, haben wir vorsorglich eine Vorlaufzeit von bis zu 240 Minuten empfohlen.“ Das entspricht vier Stunden.
Wartezeit am Flughafen Hannover: Großer Andrang zu Herbstferien erwartet
Am Wochenende beginnen die Herbstferien in Niedersachsen und Bremen. Vermutlich wollen viele Männer und Frauen einfach mal raus und noch etwas Sonne tanken - mit oder ohne Kinder. Doch die (Vor-)Freude könnte schnell getrübt werden, wenn man den Flieger verpasst. Vorsorglich informiert der Flughafen Hannover auf seiner Homepage, dass es zu Verzögerungen und längeren Wartezeiten kommen kann. Eine konkrete Zeit wird nicht genannt und stattdessen auf die Fluggesellschaften verwiesen. Einen ähnlichen allgemeinen Hinweis findet man auch auf der Seite des Bremer Flughafens.
BER | Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ |
Passagiere pro Jahr | 46 Millionen (theoretisch) |
Geplante Passagiere bis 2035 | 58 Millionen |
Bauzeit | 14 Jahre |
Zu Beginn der Herbstferien in Hamburg war der Flughafen HAM ein Drehkreuz für Urlauber. Der Betreiber schrieb: Durchschnittlich über 30.000 Gäste sowie rund 115 Starts und Landungen werden pro Tag erwartet. Gerade in den frühen Morgenstunden und an den Wochenenden ist mit erhöhtem Andrang zu rechnen, daher sollten sich alle Fluggäste gut vorbereiten. Mindestens zwei Stunden vor Abflug sollten Sie am Flughafen sein, für die Kontrollen etwas mehr Zeit als üblich einplanen und ihre Reisedokumente inklusive Impf- und Testnachweise stets griffbereit haben.
Flughafen BER: Personalmangel zum Ferienstart
Was war denn nun in Berlin los? Ein BER-Flughafensprecher verwies auf den Ferienbeginn in Berlin und Brandenburg. Demnach reisten am Freitag rund 67.000 Passagiere über den BER. Am Samstag waren es demnach 55.000 und am Sonntag 66.000 Passagiere. Vom Vorkrisen-Niveau sind solche Zahlen allerdings noch weit entfernt.
Das eigentliche Problem liegt viel tiefer. Am BER ist derzeit aus Kostengründen nur eines von drei Passagierterminals geöffnet. Selbst für dies reicht aktuell das Personal nicht aus. Hinzu kam, dass wegen Krankmeldungen die Personaldecke „unter den Planungen“ gelegen habe, so die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg.
Touristen sollten 2 bis 4 Stunden Wartezeit am Flughafen einplanen
Ein Knackpunkt scheint der Check-in zu sein. Dort müssen die meisten Reisenden ihren Coronatest oder Impfnachweis vorlegen. Ohne diese Dokumente gelangen sie erst gar nicht in den Flieger. Eine Empfehlung: Reisende sollten auch Online- und Vorabend-Check-in sowie den digitalen Vorabcheck von Reisedokumenten nutzen. Allerdings schreibt die Lufthansa auf ihrer Seite, dass es für bestimmte Reiseziele keine Online-Bordkarte ausstellen dürfen. „Die Ausstellung einer Bordkarte erfolgt dann erst nach Überprüfung der coronabezogenen Reisedokumente an einem Schalter am Flughafen.“

Zusätzlich aufgestellte Gepäckautomaten am BER sollten Fluggästen zugutekommen, die bereits elektronisch eingecheckt waren und nur noch ihr Gepäck aufgeben mussten. Aufgrund der Coronaregeln konnten viele das Angebot nicht nutzen und mussten erst zum Schalter.
Flughafen: Lange Schlangen am Check-in
Eine komplizierte Gemengelage aus zu wenig Personal und Corona-Regeln. Eine Lösung scheint kurzfristig nicht in Sicht. Die gesamte Luftfahrtbranche in Deutschland leidet unter dem Personalmangel. „Durch Kurzarbeitszeitregelungen an den Flughafenstandorten wegen des mehrmaligen Lockdowns haben viele Beschäftigte das Arbeitsverhältnis gelöst oder stehen durch ausgelaufene Verträge nicht mehr zur Verfügung“, stellt der Flughafenverband ADV fest. „Neueinstellungen für Unternehmen mit Kurzarbeit sind zumeist nicht möglich.“ Zu angespannt sei die wirtschaftliche Lage der Unternehmen.
Wir haben beim Neustart in allen Bereichen zu wenig Leute
„Wir haben beim Neustart in allen Bereichen zu wenig Leute“, sagt Verdi-Luftfahrtexpertin Mira Neumaier. Sie hatte schon zum Sommerbeginn gewarnt: Während der Krise hätten 16 Prozent der Luftverkehrsbeschäftigten die Branche dauerhaft verlassen. Bei den Bodenverkehrsdiensten mit ihren harten und gering bezahlten Jobs sei es sogar fast die Hälfte gewesen. Ein Neustart des Luftverkehrs werde selbst bei nur 50 Prozent des Vorkrisen-Niveaus nicht leistbar sein.
Bleibt dem Urlauber nur noch viel Geduld zu haben und in Galgenhumor zu flüchten. Wie schrieben diverse User in den sozialen Medien: Bei vier Stunden Wartezeit kann man auch auf die Bahn umsteigen.
Dass es auch anders geht, berichtet Spiegel-Online: Ein Sprecher der Lufthansa-Tochter Eurowings sagte, in der laufenden Saison seien trotz der im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit geringeren Passagierzahlen immer wieder Probleme an diversen Flughäfen aufgetreten. Mal stockte es an den Sicherheitskontrollen, mal fehlten Gepäcklader. Am Flughafen Palma de Mallorca habe Eurowings daher die Konsequenzen gezogen und ein eigenes Abfertigungsunternehmen mit rund 250 Beschäftigten gegründet.