Wolf in Niedersachsen: FDP fordert Obergrenze von 300 Tieren
Die FDP hat sich im Koalitions-Zoff um den Wolf in Niedersachsen für eine Obergrenze von 300 Tieren ausgesprochen. Wird Isegrim nun zum Abschuss freigegeben?
Hannover – Geht es dem Wolf in Niedersachsen bald an den Pelz? Der FDP-Landtagsabgeordnete Hermann Grupe (65) hat im Niedersächsischen Landtag eine Obergrenze von „allerhöchstens 300 Tieren“ gefordert. Damit stößt er ins gleiche Horn wie zuletzt Landwirtschaftsministerin Klöckner, die zuletzt für gezielte Abschüsse von Wölfen plädierte.
Tier: | Wolf |
Wissenschaftlicher Name: | Canis lupus |
Höhe: | 80 bis 85 cm (ausgewachsen, Schulterhöhe) |
Länge: | 1 bis 1,6 Meter (ausgewachsen) |
Höchstgeschwindigkeit: | 50 bis 60 km/h |
Grupe und der Wolf: „Situation in Niedersachsen eskaliert zusehends“
„Die Situation in Niedersachsen eskaliert zusehends, während die langjährigen Versprechungen der Landesregierung, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, immer noch nicht umgesetzt werden“, argumentiert Hermann Grupe in einem offenen Statement. In Deutschland sind Wölfe immer noch streng geschützt und leben vor allem in Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
Wolf in Deutschland mehrheitlich willkommen
Dabei finden es laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage des Naturschutzbundes (Nabu) die meisten erfreulich, dass wieder Wölfe in Deutschland leben. Selbst wenn es zu Problemen kommen sollte, meinen 76 Prozent der Befragten, dass Wölfe trotzdem in Deutschland leben sollten. Der Aussage, dass einzelne Wölfe, die Probleme verursachen, notfalls aber getötet werden müssen, stimmten dennoch 65 Prozent zu.
FDP: „Die Probleme mit dem Wolf nehmen zu“
Das genau das bereits der Fall ist, meint nun der FDP-Politiker Grupe: „Die Probleme mit dem Wolf nehmen zu, die Landesregierung bekommt die Lage aber immer noch nicht in den Griff“, lautet sein Vorwurf. Wenn die Entwicklung so weitergehe, brauche man über Weidetierhaltung in Niedersachsen nicht mehr zu sprechen. Auch heimische Wildtiere würden früher oder später durch die hohe Population gefährdet. Tatsächlich ist die Zahl der Übergriffe auf Weidetiere in Niedersachsen von 8 Übergriffen in 2012 auf etwa 230 Übergriffe in 2021 angestiegen, belegen neueste Zahlen der ehrenamtlichen Wolfsberaterinnen und Wolfsberater, die die sogenannte „Rissaufnahme“ betreuen. In Niedersachsen wurde zuletzt eine Wölfin mit einer Ausnahmegenehmigung erlegt. Der Grund waren vermehrte Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere im Territorium Rodewald. Die Grünen kritisierten diese Abschüsse.

Jeder zehnte Wolf wird illegal getötet
Tatsache ist: Der Wolf ist ohnehin unter Beschuss, denn jedes zehnte Tier wird illegal getötet. Dennoch sei es „höchste Zeit“, für Niedersachsen den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes festzustellen, denn der sei längst erreicht, so der landwirtschaftspolitische Sprecher der niedersächsischen FDP-Landtagsfraktion: „Die Obergrenze sollte bei allerhöchstens 300 Tieren liegen, es leben aber bereits mehr als 400 hier und es werden jährlich etwa 150 mehr. Die Landesregierung war und bleibt nicht handlungsfähig, was ein vernünftiges Wolfsmanagement angeht.“
Wolf sorgt für Koalitions-Zoff der niedersächsischen Landesregierung
Raoul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachen und Leiter des sogenannten Wolfsmonitoring bestätigte gegenüber kreiszeitung.de: „Nach groben Schätzungen liegt die Zahl der Wölfe in Niedersachsen derzeit bei etwa 400 – die Welpen aus diesem Jahr nicht eingerechnet.“ Tatsächlich plant die Landesregierung Niedersachsens schon länger, die Rückkehr der Wölfe unter anderem mit der Aufnahme der Art ins Jagdrecht besser in den Griff zu bekommen. Einem entsprechenden Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und CDU stimmte der Landtag zwar bereits Anfang des Jahres zu. Doch dann sorgte der Wolf für mächtig Zoff zwischen den Koalitionspartnern CDU und SPD, die in ihrer Fraktionssitzung nicht über den Entwurf debattierte.
Umweltminister Lies: Wolfsmanagement in Niedersachsen wird weiterentwickelt
Nun hat sich der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) im Niedersächsischen Landtag zu Wort gemeldet: „Die Situation mit dem Wolf in Niedersachsen ist hochdynamisch. Der anfänglichen Euphorie ist eine gewisse Ernüchterung gewichen. Da wir auf der einen Seite den Wolf schützen wollen, müssen wir auf der anderen Seite alles dafür tun, dass die Stimmung gerade auch in den ländlichen Regionen nicht kippt.“ Die Wolfspopulation wachse stetig weiter, so Lies, und damit einher gingen weiter steigende Risszahlen: „Daher müssen wir auch das Wolfsmanagement beständig weiterentwickeln.“ Die 105 ehrenamtlichen Wolfsberaterinnen und Wolfsberater werden nun bei der Rissaufnahme entlastet, diese falle künftig in die Hände der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, verkündete er am Mittwoch. Ob diese Maßnahmen jedoch den Forderungen der FDP genügen, dürfte fraglich sein.
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