Corona-Sommerwelle 2022: Vierte Impfung für alle? Rufe werden lauter
Die Corona-Sommerwelle rollt über Deutschland: Die Rufe nach einer vierten Impfung für alle werden lauter. Doch ist das sinnvoll? Ein Impfstoff gegen Omikron fehlt noch.
Hannover – Die Corona-Inzidenzen steigen wieder. In Niedersachsen lag sie am Donnerstag (16. Juni) bei 732,4. Am Vortag lag sie noch 721,7. Der in Portugal dominierende Omikron-Subtyp BA.5 ist auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Der Verlauf soll bei Geimpften milder sein. Trotzdem fragen sich viele Niedersachsen kurz vor den Sommerferien und der Urlaubszeit: Wann kommt die zweite Booster-Impfung?
Virus | Coronavirus, Covid-19 |
Krankheitserrger | SARS-CoV-2 |
Vorkommen | weltweit |
Variante | Omikron |
Corona: Sommerwelle 2022 rollt über Deutschland – Vierte Impfung für alle sinnvoll?
Vor dem Hintergrund der steigenden Corona-Infektionen hat der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen bereits eine Überprüfung der Empfehlungen zur vierten Impfung, beziehungsweise zum zweiten Booster gefordert. „Ich halte es vor dem Hintergrund neuer wissenschaftlicher Daten für dringend erforderlich, dass wir in Deutschland die Empfehlungen zur zweiten Auffrischungsimpfung noch einmal prüfen und gegebenenfalls rechtzeitig ausweiten“, sagte Dahmen der Rheinischen Post.
So könnten beispielsweise auch Menschen, die jünger als 70 Jahre seien und gerade diejenigen mit Risikofaktoren, vor dem Herbst ein weiteres Impfangebot sowohl gegen Corona als auch gegen Influenza bekommen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den zweiten Booster bislang nur für Teile der Bevölkerung, unter anderem für Menschen ab 70 Jahren, Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen sowie Menschen mit Immunschwäche.
Corona Impfung 4: Lauterbach erwartet Impfstoff gegen Omikron erst im Herbst
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht von einer Sommerwelle und rechnet mit wenig Entspannung in den kommenden Wochen. Der SPD-Politiker hatte RTL/ntv gesagt, er halte „vierstellige Inzidenz-Zahlen für möglich“. Zwar gebe es keinen Grund zur Panik, allerdings würden nach steigenden Zahlen künftig auch die der Todesfälle wieder zunehmen. Das Gesundheitsministerium arbeitet an einer Impfkampagne für die kommenden Monate. Lauterbach rechnet für Herbst mit einem entsprechenden Impfstoff gegen Omikron. Kommt dann auch die Impfung Nummer 4?
Der Immunologe Carsten Watzl glaubt nicht, dass die Inzidenz die Marke von 1000 knackt. „Wir haben aktuell zwei Entwicklungen, die gegeneinander arbeiten. Zum einen ein saisonaler Effekt, der die Zahlen drückt, und auf der anderen Seite mit Omikron anders als in vergangenen Sommern eine Variante, die deutlich ansteckender ist.“
Ich denke aber nicht, dass BA.5 den saisonalen Effekt komplett aufheben wird.
Eine Sommerwelle sei zu erwarten gewesen. „Ich denke aber nicht, dass BA.5 den saisonalen Effekt komplett aufheben wird. Wahrscheinlich werden wir es mit Inzidenzen im Bereich von 500, 600, 700 zu tun haben. Dass wir, wie im letzten Winter, die 2000 erreichen, glaube ich nicht“, sagte Watzle den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Sommerwelle Corona: Für die Auffrischungsimpfung arbeiten Hersteller fieberhaft an neuem Impfstoff
Egal wie hoch die Inzidenz ist, ohne passenden Impfstoff wird Corona im Herbst das tägliche Leben bestimmen. Damit die Bürger sich schützen können, hat die EU-Arzneimittelbehörde EMA das schnelle Prüfverfahren für einen auf Virusvarianten angepassten Corona-Impfstoff der Hersteller Pfizer und Biontech eingeleitet. Der Impfstoff soll gezielter etwa vor der Omikron-Variante des Virus schützen, wie die EMA in Amsterdam mitteilte. Bisher ist noch kein Impfstoff in der EU zugelassen, der auch auf Varianten des Corona-Virus zielt.

Bis ein entsprechender Impfstoff verfügbar sei, könne man auf die Corona-Impfzentren im Sommer für verzichtbar, so der Deutsche Hausärzteverband. „Die Impfzentren stehen deutschlandweit leer“, sagte Verbandspräsident Ulrich Weigeldt den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Weswegen sie jetzt den gesamten Sommer weiterbetrieben werden sollen, erschließt sich überhaupt nicht.“ Das koste viel Geld, das woanders dringend gebraucht werde.
„Die Hausärztinnen und Hausärzte haben bewiesen, dass die Impfungen in den Praxen am besten aufgehoben sind.“ Mit Blick auf Bezirke oder Regionen mit niedrigen Impfquoten seien in der Vergangenheit zudem vielerorts gute Erfahrungen mit mobilen Impfteams gemacht worden. „Das ist ein Modell, das sicherlich auch im Hinblick auf den Herbst Sinn ergibt.“
Wegen neuer Corona-Welle: Sozialverbände befürchten wieder Corona-Einschränkungen
Dass es wieder zu massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens kommen kann, befürchten viele Sozialverbände. Der VdK in Baden-Württemberg meinte, es drohe für pflegebedürftige Menschen, Menschen mit Behinderung und insbesondere die pflegenden Angehörigen eine unsagbare Mehrbelastung, wenn soziale Kontakte und Entlastungsangebote wegen Corona-Einschränkungen wieder wegfielen. Die besonders gefährdeten Gruppen verhielten sich nach wie vor sehr vorsichtig, sie profitierten aber nicht im gleichen Maße von den Lockerungen im täglichen Leben, erklärte die VdK-Sprecherin.
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So tragen Menschen mit Behinderung in Innenräumen wie etwa beim Einkaufen weiterhin freiwillig Maske – und würden dafür teils schräg angeschaut. Das tue weh. Die Solidarität mit den schwächeren Gliedern der Gesellschaft sei deutlich ausbaufähig.