Inzidenz in Niedersachsen steigt: Booster-Impfungen gegen das Coronavirus
Impfungen sind weiter ein wichtiges Thema bei der wöchentlichen Pressekonferenz des niedersächsischen Corona-Krisenstabs. Insbesondere vor dem Hintergrund steigender Inzidenzwerte.
Hannover - Die Folgen des Inzidenz-Anstiegs der vergangenen Wochen schlagen sich nun zwangsläufig in der Hospitalisierungsrate nieder, erklärt Heiger Scholz, Leiter des niedersächsischen Corona-Krisenstabs in der wöchentlichen Pressekonferenz. Die Inzidenz-Zahlen steigen nicht nur in Niedersachsen wieder an, weshalb das Thema Impfen auch am heutigen Dienstag während des Termins einen großen Teil einnimmt.
Bundesland: | Niedersachsen |
Landeshauptstadt: | Hannover |
Einwohnerzahl: | 8.003.421 (31. Dezember 2020) |
Regierungschef: | Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) |
Gesundheitsministerin: | Daniela Behrens (SPD) |
Corona-Krisenstab Niedersachsen: Inzidenz steigt
Die Inzidenz in Niedersachsen liegt stabil über 100 und damit bei Warnstufe 2. Die Hospitalisierungsquote pendelt um die 4 im grünen Bereich und die Intensivbettenbelegung erreicht langsam die Warnstufe 1. Auswirkungen auf die Inzidenz hatte unter anderem der Coronaausbruch in einem Schlachtbetrieb im Landkreis Cloppenburg*. Darauf reagiere man mit zweimaliger Testung pro Woche, statt wie bislang nur einer. Bisher habe ein Test gereicht, auch deshalb, weil man nicht „ins Leere“ testen“ wolle, so Scholz. Mit dem Ausbruch und den insgesamt steigenden Werten ist das nun anders.
Booster-Impfungen in Niedersachsen gehen weiter - noch nicht alle können den dritten Piks erhalten
Nicht nur die Inzidenzzahlen steigen, sondern auch die Menge der Menschen, die geimpft sind. Auch die Zahl der Booster-Impfungen wächst. Die Gesamtzahl könne er nicht genau nennen, sagt Krisenstabsleiter Scholz. Das hinge damit zusammen, dass unter anderem die Meldungen der niedergelassenen Ärzte nicht sofort erfolgen. Genaue Aussagen könnten nur für die mobilen Teams gemacht werden. Mit einem besonders hohen Infektionsrisiko müssen nach Simulationen eines Wissenschaftlers zudem Ungeimpfte insbesondere in der Weihnachtszeit* rechnen.

In Bezug auf die Altersgruppen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die dritte Impfung bislang für Menschen ab 70 Jahren. Geimpft wird vor allem in Alten- und Pflegeheimen. Diese würden von niedergelassenen Ärzten betreut, welche zunächst dazu aufgerufen seien, die Impfungen durchzuführen. Wo das nicht geschieht, kommen die mobilen Teams zum Einsatz, erklärt Scholz. Insgesamt wurden rund 108.300 Dritt-Impfungen gemeldet. Die in Niedersachsen eingerichteten mobilen Teams hätten bislang rund 8.500 Booster-Impfungen durchgeführt, ergänzt die Pressesprecherin des Gesundheitsministeriums, Stefanie Geisler.
Dritte Impfung zunächst nur, wenn notwendig – Impfstoff auch für andere Länder verfügbar machen
Weitere Altersgruppen kämen für die dritte Impfung erst dann infrage, wenn die Stiko die entsprechende Empfehlung abgebe, erklärt Scholz. Einen wichtigen Punkt spricht in diesem Zusammenhang auch Regierungssprecherin Anke Pörksen an. Sie erklärt, dass es auch aus humanitären Gründen Interesse daran gebe, dass auch Menschen in anderen Ländern geimpft werden.
Aus diesem Grund sollten diejenigen, die eine dritte Impfung nicht unbedingt brauchen, es erst einmal bei den zwei Impfungen belassen. So, „dass Impfstoffe auch in anderen Ecken der Welt ankommen“, sagt sie. Es sei eine ethisch-moralische Pflicht, dass Impfstoff weltweit verfügbar ist.

Zudem hätten auch noch nicht alle, die für die Booster-Spritze infrage kommen, eine erhalten. Sie ist erst sechs Monate nach der letzten möglich. „Einige wurden erst im Juni geimpft“, so Pörksen. Die dritte Impfung sei daher erst Ende des Jahres möglich. Trotz Impfschutz gebe es aber keine absolute Sicherheit, betont die Regierungssprecherin. Es sei daher umso wichtiger, dass „wir auch die, die bereits geimpft sind, dringend bitten, im Herbst und Winter die sonstigen Maßnahmen einzuhalten. Auch das kann vor einer Infektion und möglicher Erkrankung schützen“, so Pörksen.
Aktuelle Corona-Verordnung gilt noch bis Ende November
Die aktuelle Corona-Verordnung ist noch bis zum 10. November gültig. „Bis jetzt sind keine gravierenden Änderungen geplant“, sagt die Sprecherin zu den weiteren Entwicklungen. Die bisherige Verordnung sehe bereits eine Stufigkeit vor, die die Reaktion auf die Corona-Situation festlegt. „Wir wissen aus einigen Nachbarländern in Europa, dass einige Intensivstationen jetzt schon wieder Schwierigkeiten haben“, sagt sie.
Indikatoren | Warnstufe 1 | Warnstufe 2 | Warnstufe 3 |
Hospitalisierung (landesweite Sieben-Tage-Hospitalisierungsinzidenz - Fälle je 100.000) | >6-8 | >8-11 | >11 |
Neuinfizierte (Sieben-Tage-Inzidenz - Fälle je 100.000 - im Landkreis oder in der kreisfreien Stadt) | >35-100 | >100-200 | >200 |
Intensivbetten (landesweiter Anteil der Belegung von Intensivbetten mit an COVID-19 Erkrankten an der Intensivbetten-Kapazität) | >5-10 Prozent | >10-20 Prozent | >20 Prozent |
In der jetzigen Situation seien aber erstmal keine gravierenden Punkte, die geändert werden müssten. Entscheidend sei auch, wie sich die Diskussion um das Auslaufen lassen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite entwickelt. Aber auch damit würde sich erst die Verordnung, die Ende November ansteht, beschäftigen müssen.
Dringender ist das Thema Schule nach den Herbstferien. Die Pläne für die Zeit nach den Herbstferien scheinen sich jedoch nicht geändert zu haben. „Wir gucken, was nach den Ferien passiert und wie sich das in den Schulen auswirkt“, sagt Scholz. Es gebe den Wunsch, dass die Maskenpflicht fallen gelassen werde, gleichzeitig stiegen jedoch die Inzidenzen „drastisch“ an. Niedersachsen hat bislang immer betont, nach den Herbstferien vorsichtig vorzugehen und zunächst mit Schutzmaßnahmen die Situation im Auge zu behalten, bevor eine Entscheidung zur Maskenpflicht* fällt.
Wir wissen aus einigen Nachbarländern in Europa, dass einige Intensivstationen jetzt schon wieder Schwierigkeiten haben.
In den USA wird zudem gerade über die Zulassung von Impfstoff für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren beraten*. Die Impfungen sollen dort ab November erfolgen. Scholz erklärt, dass die Maßstäbe ein bisschen variieren. Bei uns werde es erst zu Impfungen dieser Altersklasse kommen, wenn auch die Stiko eine solche Impfung empfiehlt. In den USA seien die Zulassungen bisher immer etwas früher erfolgt, als bei in Deutschland. Der zeitliche Abstand habe immer bei drei bis vier Wochen gelegen. Zu beachten sei auch, dass die Gefahr schwer zu erkranken bei Kindern extrem gering sei, gibt Scholz zu bedenken. Das sei auch so gewesen, als „wir hier ganz hohe Zahlen hatten“, erinnert Scholz. Der Nutzen der Impfung muss immer auch gegen das Risiko abgewogen werden.

Wie es weitergeht, sei zudem auch eine generelle Frage, sagt Scholz. Die Überlegung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die epidemische Lage von nationaler Tragweite nicht zu verlängern, sei „etwas überraschend“ gewesen. Gegen ein vorschnelles Ende der Corona-Maßnahmen hatte sich auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil* (SPD) ausgesprochen. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.