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Corona in Niedersachsen: Mehr Neuinfektionen – Apotheken impfen jetzt mit

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Von: Johannes Nuß

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Die Impfkampagne gegen Corona in Niedersachsen rollt: bald dürfen auch Apotheker impfen. Derweil steigen die Infektionen mit Omikron und in Arztpraxen wird das Personal knapp.

Hannover – Nachdem zu Jahresbeginn die Impfkampagne gegen das Coronavirus in Niedersachsen, Bremen und Deutschland leicht an Schwung verloren hat, drückt Niedersachsen ab kommender Woche Dienstag, 8. Februar 2022, den Impf-Turbo. Denn ab dann dürfen im Nordwesten auch die Apotheker zur Spritze greifen und gegen eine Impfung gegen eine Covid-19-Infektion verabreichen. Das ist auch dringend notwendig, steigen doch aufgrund der Omikron-Variante des Coronavirus die Infektionszahlen weiter an. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg arbeitet sogar ein Gesundheitsamtsleiter ohne eine Corona-Impfung.

Corona in Niedersachsen: In den Arztpraxen fehlt es an Personal, das gegen Corona impfen kann

Hinzu kommt ein weiteres Problem in den Arztpraxen: Es fehlt schlicht an Personal, das noch gegen Corona impfen könnte. Und die Zahlen, mit denen die Ärztekammer am Mittwochmorgen, 2. Februar 2022, an die Öffentlichkeit ging, sind alarmierend. So kamen im Dezember 2021 in Niedersachsen auf 1913 offene Stellen lediglich 1161 Arbeitslose aus dem Bereich Arzt- und Praxishilfe und damit potenzielle Bewerber. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor war das Verhältnis mit 1404 Stellen und 1587 Arbeitslosen noch weitgehend ausgeglichen. Und vor fünf Jahren gab es mit 1586 Arbeitslosen fast doppelt so viele Fachkräfte wie Stellen (833).

Und es gibt noch einiges zu tun in Sachen Impfung in Niedersachsen, steigen doch die Infektionszahlen mit Corona weiter an im Nordwesten. Gerade erst wurde durch die Landesregierung eine neue niedersächsische Coronaverordnung erlassen und die sogenannte Winterruhe in Niedersachsen noch einmal bis 23. Februar verlängert.

So meldeten die Behörden für Mittwoch, 2. Februar 2022, für den Nordwesten eine 7-Tage-Inzidenz von 972,4 (Vortag: 949,9). Der Wert gibt an, wie viele Corona-Neuinfektionen es innerhalb der vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gab. Die höchste Inzidenz wies am Mittwochmorgen der Stadtkreis Salzgitter mit einem Wert von 1547,2 aus. Der Landkreis Diepholz liegt mit einer Inzidenz von 1044,2 im oberen Mittelfeld. Demnach gibt es 15.964 Neuinfektionen und 11 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit Corona in Niedersachsen. Im Schnitt werden aktuell in Niedersachsen 8,5 Corona-Patienten (Vortag: 8,6) pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen in ein Krankenhaus eingewiesen.

Corona: Apotheke in Niedersachsen steigen in Impfkampagne gegen Corona ein

Angesichts dieser Zahlen wird die Impfung gegen Covid-19 immer wichtiger. Denn, bis jetzt haben nämlich erst 77,6 Prozent der Niedersachsen eine Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten, zweifach geimpft sind laut den Zahlen der Behörden in Hannover 75,5 Prozent, geboostert sind immerhin 57,3 Prozent der Bevölkerung. Und so ist es wenigstens ein Lichtblick, dass ab der kommenden Woche im Nordwesten mindestens 185 der rund 7800 Apothekerinnen und Apotheker in Niedersachsen mit in die Impfkampagne gegen Corona einsteigen. So viele der Apothekerinnen und Apotheker haben laut der Apothekerkammer eine entsprechende Schulung absolviert und dürften nun auch mit anpacken im Kampf gegen die Corona-Pandemie.

In Zukunft erwartet die Apothekerkammer aber, dass es noch wesentlich mehr Apotheken werden, die gegen Corona impfen dürfen. Dies aus dem Grund, weil bei vielen die entsprechenden Schulungen noch liefen oder kurz bevorständen. Die in Apotheken verabreichten Impfungen müssen demnach jeden Abend an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden.

Ein Apotheker hält eine Spritze mit Grippeschutzimpfstoff vor dem Logo der Apotheke.
Bis jetzt haben sich in Niedersachsen 185 der Apothekerinnen und Apotheker dazu entschieden, an der Impfkampagne gegen Corona teilzunehmen. (Symbolbild) ©  David Inderlied/dpa

Dass die Apotheken mit in die Impfkampagne einbezogen werden können, sei für ein Flächenbundesland wie Niedersachsen sehr wichtig, sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) am Dienstag. Sie betonte, dass die Nachfrage an den Impfungen wieder steigen könnte, wenn ein an die Omikron-Variante angepasster Impfstoff* verfügbar sei. „Deswegen brauchen wir eine gut aufgestellte Impfstruktur und dafür sind die Apotheken eine wichtige Säule, die sie auch in Zukunft dann sein sollen.“

Corona in Niederachsen: Apotheken dürfen ab 8. Februar bundesweit Corona-Impfungen anbieten

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass Apotheken vom 8. Februar 2022 an, bundesweit Corona-Impfungen anbieten können. Die Voraussetzungen dafür seien jetzt geschaffen, die letzten offenen Punkte – die Impfstoff-Kontingente und der Bestellzyklus – geklärt. Das Angebot ist freiwillig und als Ergänzung zu den Impfangeboten in Arztpraxen und Impfzentren gedacht. Ziel ist es, das Impfangebot zu vereinfachen und zu verbreitern.

Ein Zusatzangebot ist auch dringend notwendig, wenn man auf die am Mittwochmorgen durch die Ärztekammer Niedersachsen veröffentlichten Zahlen in Bezug auf Personalmangel in den Arztpraxen im Nordwesten blickt. Ärzte suchen derzeit nämlich händeringend nach Personal. Das Problem: es gibt keins. Der Fachkräftemangel in den Arztpraxen in Niedersachsen stellt die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vor eine echte Herausforderung, wie Ärztekammer-Sprecher Thomas Spieker der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ihm nach seien viele Arztpraxen längst über das Limit hinaus und müssten häufig aufgrund der Personalnot improvisieren.

So berichtet ein Kinder- und Jugendarzt aus der Region Hannover, dass viele medizinische Fachangestellte (MFA) in der Corona-Krise in die Test- und Impfzentren oder Kliniken abgewandert seien, weil es dort mehr Geld zu verdienen gebe. Und ein Hautarzt aus der Landeshauptstadt erzählt, er suche bereits seit einem halben Jahr nach Mitarbeitern, doch gebe es kaum Bewerbungen. Stattdessen habe die Praxis jetzt eine Hotelfachfrau für die Terminvergabe am Telefon und den Empfang engagiert – „weil aus irgendwelchen Gründen niemand mehr in die Praxis will“. Dabei seien die Gehälter in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gestiegen.

Personalmangel in Arztpraxen: Ärzte im Rentenalter planten mangels Personals jetzt die Praxisschließung

Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen den Mangel. Demnach kamen im Dezember auf 1913 gemeldete Stellen in Niedersachsen lediglich 1161 Arbeitslose aus dem Bereich Arzt- und Praxishilfe. Ein Jahr zuvor war das Verhältnis mit 1404 Stellen und 1587 Arbeitslosen noch weitgehend ausgeglichen. Und vor fünf Jahren gab es mit 1586 Arbeitslosen fast doppelt so viele Fachkräfte wie Stellen (833).

„Der Markt ist praktisch leergefegt“, erklärt Sonja Kazma, Pressesprecherin der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit. „Entsprechend schwierig ist es, freie Stellen zu besetzen, oft dauert es lange, manche bleiben ganz frei.“

Auch eine Allgemeinmedizinerin aus dem Landkreis Peine beobachtet den Fachkräftemangel. Manche Kollegen an der Grenze zum Rentenalter planten mangels Personals jetzt die Praxisschließung, sagt sie. Andere hätten frühzeitig aufgehört zu impfen oder die Urlaube rund um die Jahreswende gezwungenermaßen verlängert. Auf Stellenanzeigen meldeten sich kaum noch medizinische Fachangestellte, zunehmend würden Mitarbeiter aus vielen anderen Bereichen eingestellt.

Corona in Niedersachsen: Ärztekammer fordert Corona-Bonus für Fachkräfte

Die Ärztekammer fordert angesichts der Belastungen für die Praxen in der Pandemie schon länger einen Corona-Bonus für die Fachkräfte, auch wenn diese in ambulanten Praxen tätig sind. Viele MFA seien „über den Rand ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit hinaus beansprucht“, betont die Vizepräsidentin der Kammer, die Ärztin Marion Charlotte Renneberg. Hinzu kämen das erhöhte Infektionsrisiko sowie „Anfeindungen und Beleidigungen, die mittlerweile leider zum Alltag in vielen niedergelassenen Praxen dazugehören“.

Den Mitarbeitern trotzdem keinen Bonus zu gewähren, spalte die Fachkräfte in den Gesundheitsberufen – und das zur Unzeit, sagt Renneberg in Richtung der Bundesregierung und mit Blick auf Corona in Niedersachsen. „Gerade im niedergelassenen Bereich suchen wir Ärztinnen und Ärzte händeringend nach qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern, Debatten wie diese verschärfen den Fachkräftemangel zusätzlich.“ (Mit Material der dpa) * kreiszeitung.de und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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