Corona: „Omikron macht die Regeln“ – Virologe Drosten warnt und bringt 1G ins Spiel
Die Inzidenz gibt weiter Grund zur Sorge. Virologe Christian Drosten richtet den Blick auf Omikron und stellt mit 1G eine neue Corona-Regel in den Raum.
Hannover – In Niedersachsen stand Heiligabend vor der Tür – mit verschärften Corona-Regeln an Weihnachten. Zudem passte das Bundesland die Corona-Verordnung noch einmal an und verlängerte die Weihnachtsruhe bis Mitte Januar. Dennoch warnt der Virologe Christian Drosten erneut eindringlich vor der drohenden Omikron-Welle und bringt mit 1G eine mögliche neue Corona-Regel ins Spiel. Laut Drosten „heißt G dann geboostert“ und nicht wie 1G ursprünglich gedacht war. So drückte der Corona-Experte es jedenfalls in der „Süddeutschen Zeitung“ aus.
Corona-Inzidenz in Niedersachsen: Sieben-Tage-Inzidenz fällt laut RKI – für Drosten „schreibt Omikron jetzt die Regeln“
Nachdem in den vergangenen Wochen die Corona-Inzidenz in Niedersachsen deutlich in die Höhe geschossen war und die Warnstufe 3 ausgerufen worden war, sind die Infektionszahlen in den letzten Tagen wieder etwas gefallen. Am 24. Dezember vermeldete das Robert Koch-Institut (RKI) eine Sieben-Tage-Inzidenz von 156,0 und 16 neue Todesfälle im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 im Bundesland.
Klarer Spitzenreiter in Niedersachsen ist weiterhin der Landkreis Verden mit einer Inzidenz von 377,3 gefolgt von Wolfsburg (238,2), Salzgitter (212,8) und dem Landkreis Diepholz (206,8). Somit ist der Landkreis weiterhin der Corona-Hotspot im von Ministerpräsident Stephan Weil regierten Bundesland.
Corona-Inzidenz in Deutschland: Für Drosten „schreibt Omikron jetzt die Regeln“ – Virologe bringt 1G „für geboostert“ ins Spiel
Derweil unterstrich Virologe Christian Drosten nochmals, sich trotz der fallenden Corona-Zahlen in Deutschland und Niedersachsen nicht in Sicherheit zu wiegen. Die bundesweite Inzidenz lag an Heiligabend bei 265,8. Darüber hinaus vermeldete das RKI insgesamt 370 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19.
Auf die Frage, ob es in Deutschland einen Lockdown brauche, äußert sich Drosten in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ wie folgt: Es gelte abzuwarten, „ob und wie die jetzt geltenden und noch einmal nachgezogenen Maßnahmen wirken“. Erst am Dienstag hatten die neue Bundesregierung verschärfte Corona-Regeln auch im Hinblick auf Omikron beim Corona-Gipfel beschlossen.

Drosten über Omikron und 1G: Virologe über Kontaktbeschränkungen und Zugang nur für Geboosterte
Zeigen die Kontaktbeschränkungen, die auch Niedersachsen im Lockdown light festgehalten hat, nicht den erhofften Erfolg, könnte man nach Drostens Einschätzung Beschränkungen in Betracht ziehen, bei denen nur bereits geboosterte Menschen Zugang haben – was er als 1G bezeichnete.
Zweifach-Geimpfte seien zwar auch bei Omikron vor schweren Verläufen geschützt, „aber praktisch nicht gegen eine Infektion“, erklärte der Virologe im Interview weiter. Auch die Virusweitergabe im Fall einer Ansteckung sei kaum reduziert. „Wer aber kürzlich geboostert ist, trägt wahrscheinlich weniger zur Weiterverbreitung bei und ist merklich gegen die Erkrankung geschützt. Bei Delta mögen 2G und 3G reichen, aber jetzt schreibt Omikron die Regeln.“
Corona in Deutschland: Masken „besonders wirksam“ – Drosten sieht Land bei der drohenden Omikron-Welle besser aufgestellt
Nach dem bisher bekannten Stand glaube er, dass die geltenden und nun noch nachgezogenen Kontaktmaßnahmen hierzulande den Zuwachs der Fallzahlen etwas langsamer ausfallen ließen als in anderen Ländern, die von der Omikron-Welle überschwemmt worden waren.
„In Großbritannien und Südafrika sind die Zahlen auch deswegen so in die Höhe geschossen, weil keine Kontrollmaßnahmen mehr da waren.“ Etwa das Maskentragen scheine „besonders wirksam“ zu sein. „Daher und weil die Leute auch im Privaten vorsichtig sind, sind wir in Deutschland schon besser aufgestellt.“
Drosten warnt vor Omikron und Impflücke auch in der älteren Bevölkerung – „viele Tote, wenn wir das Virus jetzt durchlaufen lassen“
Drosten weist seit Längerem auf die große Impflücke hin, besonders im Hinblick auf die ältere Bevölkerung. „Wenn wir das Virus jetzt durchlaufen lassen, werden wir viele Tote haben und volle Intensivstationen. Davor darf man nicht die Augen verschließen, deshalb handelt ja auch die Politik“, sagte er in dem Interview mit der „SZ“. Es sei noch unsicher, ob Omikron per se weniger schwer krank mache.
„Neueste Studien aus Südafrika, England und Schottland stimmen darin überein, dass die Abschwächung des krank machenden Effekts zwar zu großen Teilen, aber eben nicht ausschließlich durch die zunehmende Immunität der Bevölkerung bedingt ist“, heißt es vonseiten Drostens.
Charité-Chefvirologe Drosten über Omikron: Neue Studie könnte Hinweis auf abgeschwächten Verlauf der Corona-Variante geben
Man könne allerdings aus keiner dieser Studien-Vorveröffentlichungen allzu viel ableiten. „In der Gesamtschau der experimentellen Ergebnisse, zusammen mit den bisher verfügbaren epidemiologischen Daten, kann man zu dem Gefühl kommen, dass Omikron ein wenig abgeschwächt sein könnte“, sagte der Charité-Chefvirologe Drosten gegenüber „ZEIT ONLINE“.
Allerdings ließen sich etwa die Ergebnisse aus Experimenten mit Pseudoviren nicht auf das echte Virus übertragen. Gleichwohl gingen – bei allen methodischen Vorbehalten – alle bisherigen Resultate in eine ähnliche Richtung, sagt Drosten. Derartige Laborversuche, sagt auch die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt, ließen sich nur sehr bedingt auf das Krankheitsbild beim Menschen übertragen. „Ich warte auf Daten aus Tiermodellen und der Klinik“, sagt sie. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.