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„Extremsituation“: Hamsterkäufe bei Brennholz führt zu leeren Regalen

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Von: Marcel Prigge

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Holzstämme in einem Wald
Wird jetzt das Brennholz knapp? Die Nachfrage ist bereits enorm gestiegen, Fachhändler sprechen bereits von einer „Extremsituation“. Wann welche Ware ankommt, ist häufig nicht abzusehen. (Symbolbild) © Martin Schutt/dpa

Die Nachfrage nach Brennholz steigt rasant, von Hamsterkäufen ist bereits die Rede. Örtlich ist das Kaminholz bereits vergriffen – Händler sprechen von einer „Extremsituation“. Hintergrund sind die steigenden Kosten für Öl und Gas.

Hannover/Hamburg/Diepholz – Wird nun das Brennholz knapp und wo kann Holz für den Kamin noch gekauft werden? Die Nachfrage nach dem Kaminholz ist nach Angaben der Niedersächsischen Landesforsten gestiegen. Und tatsächlich gibt es in Anbetracht des möglichen Gasnotstandes im Winter leere Regale in Baumärkten und bei Fachhändlern. Auch zu Hamsterkäufen beim Brennholz soll es schon gekommen sein – Engpässe seien zu erwarten, heißt es weiter.

Hamsterkäufe bei Brennholz: befürchtete Gasknappheit führt zu Boom bei Kaminholz

Aufgrund des möglichen Gasnotstandes werden Alternativen für die Gasheizung immer beliebter – besonders der Kamin scheint eine besondere Lösung zu sein. Die Nachfrage nach Brennholz ist aufgrund der Kostensteigerung von Heizöl und Gas in den vergangenen Monaten enorm gestiegen. Wie ein Sprecher der Landesforste in Niedersachsen gegenüber der dpa erklärt, führe die aktuelle geopolitische Situation und die befürchtete Energieknappheit zu einem Boom. Mit einer Zunahme der Nachfrage werde weiterhin gerechnet und das, obwohl zeitgleich ein massiver Engpass an Holzöfen herrsche. Es entstehe der Eindruck, dass einige Menschen Brennholz für mehrere Jahre „hamstern“.

Brennholz kaufen: Kaum noch Holz bei Händlern verfügbar – „Das ist eine Extremsituation“

Es herrscht eine Situation, die vielerorts zu spüren ist – wie beispielsweise im Landkreis Diepholz. Auch dort ist der Markt für Kaminholz leergefegt. „Jedes Krümelchen wird genommen!“, beschreibt ein Brennholzhändler. Sein Telefon würde glühen. In nur drei Stunden habe ihm sein Handy 72 Anrufe in Abwesenheit angezeigt. „Das ist eine Extremsituation, so was habe ich noch nicht erlebt.“

Holz wird knapp: Hohe Nachfrage bei Brennholz und anderen Brennstoffen

Ein Marktmanager einer Hornbach-Filiale berichtet von ähnlichen Zuständen und denkt über eine mögliche Rationierung von Brennholz nach. „Wir merken seit einigen Monaten, eine verstärkte Nachfrage nach Brennstoffen, Heizmitteln, klassische Braunkohle und Kaminholz“, so Michael Butzynski, Manager des Hornbach-Baumarktes in Hamburg-Eidelstedt. Außerdem sei es zu einer enormen Preissteigerung gekommen. Dabei würden nicht nur private Menschen Brennstoffe kaufen, auch gewerbliche Kunden würden für die für leeren Regale sorgen.

Holzmangel 2022: „Kunden kaufen Holz von der Ladefläche des Lastwagens herunter“

Immer schwerer wird es für Kunden an das gewünschte Brennholz zu kommen. Teilweise werde die eintreffende Lieferung mit einem Lastwagen am Baumarkt digital erfasst und sofort online als verfügbar markiert. Die Kunden kaufen das Holz dann sozusagen „von der Ladefläche des Lastwagens herunter“, so der Marktmanager. Die Kunden müssten „am Ball bleiben, um in der aktuellen Situation an seine Ware zu kommen“.

Holzstämme aus niedersächsischen Wäldern
Holzstämme werden in den Wäldern meist in drei bis fünf Meter-Stämme zurecht gesägt und anschließend an Brennholz-Händler weiterverkauft. Vielerorts kommt es bereits dort zu Diebstählen. © Julian Stratenschulte/dpa

Brennholz wird teurer: Diebe klauen acht Lastwagenladungen Holz

Kein Wunder also, wenn sich die Holzdiebstähle auch in diesem Jahr häufen. Ein besonders schwerer Fall hat sich Ende Mai in Schulenberg im Oberharz ereignet. Aus einem Waldstück im Landkreis Goslar haben Holzdiebe etwa 200 Festmeter Fichtenholz gestohlen – ein Volumen von rund acht Lastwagenladungen. Die Diebe hätten neben dem Diebstahl beim Verladen der fünf Meter langen Stämme auch einen Waldweg mit einer Öllache verschmutzt. Wie die Polizei berichtete, beziffere sich der Schaden auf etwa 20.000 Euro – deutschlandweit wird er durch Holzdiebstahl jedes Jahr auf mehrere Millionen Euro geschätzt.

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Und der Diebstahl scheint sich angesichts der gestiegenen Preise zu lohnen. Kostete der Kubikmeter fertiges Kaminholz im vergangenen Jahr – je nach Anbieter – noch zwischen 75 und 95 Euro, so müssen Kamin- und Ofenbesitzer nun zwischen 129 und 135 Euro auf den Tisch legen.

Wird Brennholz das neue Mehl? Diskussionen um geregelte Abgabe

Was dem Kunden nun bleibt, um sicher an sein Brennholz zu kommen, bleibt ungewiss. Es sei schwierig abzuschätzen, wann welche Waren ankommt, verrät der Hornbach-Manager Butzynski. Verschiedene Märkte und Brennholzunternehmen überprüfen derzeit, ob eine geregelte Abgabe an dem Kaminholz – wie beispielsweise bei Öl oder Mehl in den Supermärkten – sinnvoll sei.

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