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Brandgefährlich: Elektro-Busse aus dem Verkehr gezogen

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Von: Bjarne Kommnick

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Ein ausgebrannter Elektro-Bus und ein Elektro-Bus der Firma Üstra
Gleich mehrere Fahrzeuge wurden bei einem Großbrand in Hannover zerstört. (kreiszeitung.de-Montage) © Francois Klein/Julian Stratenschulte/dpa

Weil Elektrobusse in Brand gerieten, wurden in vielen Städten die teuren Anschaffungen wieder aus dem Einsatz gezogen. 

Hannover - Eigentlich ist Niedersachsen in Sachen Elektro-Energie im Busverkehr ganz vorne mit dabei. In einem Bus-Depot in Hannover im Stadtteil Mittelfeld kam es im Juni jedoch zu einem Großbrand, bei dem das Feuer neun Fahrzeuge des Verkehrsunternehmens Üstra zerstört hatte. Daraufhin nahm das Busunternehmen Üstra die Elektro-Flotte vorerst aus dem Verkehr. Nicht nur in Hannover der Fall, immer häufiger kommt es vor, dass in Städten Elektro-Fahrzeuge vom Fahrplan gestrichen werden, die Gründe sind oftmals auf eine gemeinsame Sache zurückzuführen: Brandschutz.

StadtHannover
Einwohner532.163
Fläche204 km²
Höhe55 m

In Hannover sollen ab dem 1. November die 17 Elektrobusse jedoch wieder nach und nach im Linienbetrieb eingesetzt werden. Demnach habe es keine Hinweise darauf gegeben, dass von den Elektro-Bussen eine erhöhte Gefahr im Betrieb ausgehe, für die der Verkehrsbetrieb zuvor noch mehr als 20 Millionen Euro ausgegeben hatte. Die Zulassung für den Einsatz der Flotte sei weiterhin gegeben, vor der Wiederinbetriebnahme würden alle Fahrzeuge noch einmal in der Werkstatt überprüft werden. Dem Betrieb könne somit stattgegeben werden.

Elektro-Busse werden wegen Brandgefahr von mehreren Städten wieder aus dem Verkehr genommen

Zu dieser Auffassung kommen jedoch längst nicht alle Städte und Verkehrsbetriebe. Nachdem ein Elektrobus mutmaßlich verantwortlich für einen Großbrand in einem Stuttgarter Bus-Depot gewesen ist, habe der Verkehrsbetrieb die Busse vorerst stillgelegt. Bei dem Feuer wurden 25 Fahrzeuge zerstört. Auch andere Verkehrsbetriebe haben daraufhin Konsequenzen gezogen: Auch die Münchener Verkehrsgesellschaft nahm acht Elektrobusse außer Betrieb. Die Maßnahme soll gelten, bis die Brandursache endgültig geklärt worden sei.

In Regensburg ist man da schon etwas weiter. Auch dort habe man die Elektrobusse der gleichen Art wie bei dem Brand in Stuttgart vorsorglich vom Netz genommen. Nach Gesprächen und einer Analyse mit dem Hersteller werden die Regensburger E-Busse bereits seit Dienstag wieder eingesetzt. Auch im Landkreis Verden sind Elektrobusse unterwegs.

Brandgefahr bei Elektro-Bussen: Grund sind die Batterien – sie erreichen bis zu 1.000 Grad

Doch wieso haben Städte so viel Schwierigkeiten mit Elektrobussen? „Auf den deutschen Straßen fahren zunehmend Elektrobusse. Was jedoch bisher fehlt, sind übereinstimmende Sicherheitskonzepte“, erklärt Dr. Roland Goertz, Uniprofessor am Lehrstuhl für Chemische Sicherheit und Abwehrenden Brandschutz der Bergischen Universität Wuppertal.

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Eine besondere Gefahr sei das  „thermal runaway“ also das „thermische Durchgehen“. Dabei setzten die Lithium-Ionen-Batterien unkontrolliert Energie frei. Ursache könne thermischer, mechanischer oder elektrischer Stress sein. Die Batterien erreichen Temperaturen um die 1000 Grad, benachbarte Zellen könnten jedoch bereits bei 80 bis 100 Grad in den kritischen Zustand übergehen. Aus demselben Grund geraten auch Elektro-Autos immer wieder in Brand. Erste E-Autos dürfen wegen Brandgefahr nur noch mit 15 Metern Abstand parken. Der Hersteller General Motors hat darum gerade Modelle zurückgerufen, die in Hamburger als E-Streifenwagen im Einsatz waren.* * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

Transparenzhinweis: Der Artikel wurde am Dienstag, 2. November, geändert. Die Ursache des Brandes sei laut Üstra bisher nicht ermitttelt. Außerdem habe nicht die Stadt Hannover, sondern die Üstra selbst ihre Elektrobusse zunächst vorsorglich aus dem Linienverkehr genommen.

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