Immunologen warnen vor frühzeitigen Booster-Impfungen
Mehr als 2 Millionen Auffrischungsimpfungen wurden in Niedersachsen verabreicht. Im Kampf gegen Omikron erhält das Land nun 300.000 zusätzliche Biontech-Impfdosen.
Hannover – Im Kampf gegen das Coronavirus und dessen Omikron-Variante, die sich gerade in ganz Deutschland ausbreitet, drückt das Land Niedersachsen den Impfturbo in Sachen Booster-Impfung beziehungsweise Drittimpfung: Ab Donnerstag, 16. Dezember 2021, erhalten die Gesundheitsämter ein Sonderkontingent von 300.000 Impfdosen. Insgesamt stellt das Bundesgesundheitsministerium den Ländern entsprechend ihrer Einwohnerzahl rund drei Millionen zusätzliche Dosen Biontech zur Verfügung. Inzwischen warnen Immunologen vor einem harten Corona-Winter.
Bundesland: | Niedersachsen |
Fläche: | 47.709,82 km² |
Einwohner: | 8.003.421 (Stand: 31. Dezember 2020) |
Ministerpräsident: | Stephan Weil (SPD) |
zuständige Gesundheitsministerin: | Daniela Behrens (SPD) |
Die Auslieferung erfolge direkt über das Land Niedersachsen, das dafür mit einem erfahrenen Logistikdienstleister kooperiere, teilte das Gesundheitsministerium in Hannover mit. Mit den zusätzlichen Impfdosen könne das ohnehin hohe Tempo in Niedersachsen noch einmal deutlich erhöht werden, sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Dies gilt natürlich auch für die Dritt- und Auffrischungsimpfungen.
300.000 zusätzliche Corona-Impfdosen für Auffrischungsimpfung in Niedersachsen: Auslieferung startet am Donnerstag
In Niedersachsen haben inzwischen mehr als zwei Millionen Menschen eine Booster-Impfung erhalten, bei den über 60-Jährigen liegt die Booster-Impfquote bei etwa 43 Prozent. In ganz Deutschland wurden am Dienstag rund 700.000 Auffrischungsimpfungen verabreicht, 24,7 Prozent der kompletten Bevölkerung (Niedersachsen: 25,2 Prozent) haben bereits die Drittimpfung erhalten. Die Lieferungen der 300.000 zusätzlichen Dosen an die Gesundheitsämter werden am 21. Dezember vollständig abgeschlossen sein. Inzwischen können diese Booster-Impfungen auch über die Corona-Warn-App oder die CovPass-App nachgewiesen werden.
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) weiten auch 80 Arztpraxen im Land ihre Impfangebote ab sofort aus. Sie bieten pro Woche acht zusätzliche Impfsprechstunden an. An diese Praxen könnten sich Patientinnen und Patienten wenden, die keinen eigenen Hausarzt haben oder deren angestammte Praxis keine Covid-Schutzimpfungen anbietet, hieß es. Eine Terminvereinbarung für die speziellen Impfsprechstunden sei verbindlich. Die teilnehmenden Praxen finden sich auf der Webseite der KVN.

Pauschal erhält jede Praxis 1200 Impfdosen, pro Impfteam vor Ort soll es jeweils einen weiteren Karton geben. In Gegenden mit hoher Einwohnerzahl sollen die Praxen weitere vier Kartons erhalten. Dies betrifft die Gesundheitsamtsbezirke Osnabrück, Braunschweig, Landkreis Emsland und Göttingen. Da die Region Hannover mit ihren rund 1,2 Millionen Einwohnern besonders hervorsticht in Niedersachsen, bekommt dieser Gesundheitsamtsbezirk elf zusätzliche Boxen, berichtet der NDR unter Berufung auf das Landesgesundheitsamt.
Impfkampagne mit Auffrischungsimpfung gegen Corona: Gut 25 Prozent aller Niedersachsen haben die Drittimpfung
Da schon ein gutes Viertel der Bevölkerung die Booster-Impfung erhalten haben, haben sich die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder am Dienstag, 14. Dezember 2021, darauf verständigt, dass im Zuge der Weihnachtsfeiertage im Personenkreis die 2G plus-Regel entfallen soll. Menschen mit Drittimpfungen benötigen also keinen tagesaktuellen Test mehr in Bereichen, wo diese Regel gilt.
Wie es bei der Konferenz hieß, soll dieses Vorgehen mit Auffrischungsimpfungen nach zwei Monaten überprüft werden. Das Land Niedersachsen verfährt bereits seit anderthalb Wochen so und verzichtet auf Tests bei 2G plus von Geboosterten, dass die Teststellen im Land Niedersachsen dem Andrang der Leute nicht mehr standhalten konnten. Inzwischen gilt in Niedersachsen die 2G-Regel bei Frisören nicht mehr.
Booster-Impfungen: Immunologen sprechen sich für Tests trotz Auffrischungsimpfung aus
Doch Immunologen sprechen sich klar gegen ein solches Vorgehen bei den Drittimpfungen aus. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf die wahrscheinlich auch bald in Deutschland dominierende Omikron-Variante des Coronavirus. Ausnahmen davon gibt es bereits in medizinischen und Pflege-Einrichtungen, da hier eine besonders schützenswerte Bevölkerungsgruppe untergebracht ist. Dies bedeutet, dass auch Geboosterte vor dem Zutritt einen negativen Test vorlegen müssen.
Sollte es tatsächlich in ganz Deutschland zu einer Aufhebung der Testpflicht für Geboosterte kommen, würde dies „dazu beitragen, dass die Omikron-Welle sogar früher kommt“, zitiert der NDR den Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl. Für die Delta-Variante des Virus wäre dies ein passendes Vorgehen gewesen, da hier bekannt sei, dass die dritte Impfung wesentlich schütze, „aber diese Überlegungen haben sich mit Omikron komplett erledigt“.
Booster-Impfungen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen schon nach 4 Wochen – eigentlich mindestens nach vier bis fünf Monaten
Verabreicht werden soll die Booster-Impfung sechs Monate nach der zweiten Impfung. In Ausnahmefällen weichen Mediziner und Immunologen aber von dieser Regel ab. So kann eine Auffrischungsimpfung nach den neuesten Erkenntnissen auch bereits nach vier oder fünf Monaten verabreicht werden.
Die Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehen hier sogar noch einen wesentlichen Schritt weiter und sorgten damit auch zu Wochenbeginn für Wirbel in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Wie es heißt, sollen sich Menschen in Niedersachsen und NRW bereits nach vier Wochen eine Drittimpfung verabreichen lassen können.
Doch Mediziner sind sich sicher, dass dies überhaupt nichts bringen würde und eine Auffrischungsimpfung bei einem solch kurzen Abstand gar keinen Effekt habe. „Ein Abstand von vier Wochen zwischen der zweiten und dritten Impfungen ist zu wenig“, sagte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk aus Hannover dem NDR. Falk fordert, zuallererst Risikogruppen zu impfen beziehungsweise Personen, deren zweite Impfung bereits sechs oder mehr Monate zurückliegt.
Booster-Impfung in Niedersachsen und NRW nach 4 Wochen: Nur für immungeschwächte Personen die Auffrischungsimpfung
Inzwischen ist NRW auch schon wieder zurückgerudert und will, dass zwischen Zweit- und Booster-Impfung ein Abstand von mindestens fünf Monaten liegen soll. Der Abstand von vier Wochen solle nur im Einzelfall genutzt werden, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Dies ist auch in Niedersachsen der Fall. Das verkürzte Zeitintervall für die Drittimpfung soll lediglich für Personen gelten, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Dies aus dem Grund, da diese sehr wahrscheinlich auf die ersten beiden Impfungen wenig bis gar nicht reagiert haben könnten.
Die Booster-Impfkampagne ist in vollem Gange, da schlägt der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Alarm, denn anscheinend sind die Impfstofflager für das erste Quartal wenig bis gar nicht durch seinen Vorgänger Jens Spahn (CDU) befüllt worden zu sein.
Impfstoffmangel für Booster-Impfungen: Karl Lauterbach will Mangel für 1. Quartal in 2022 beseitigen
Denn: Für die weitere Kampagne der Booster-Impfungen Anfang kommenden Jahres fehlen nach Angaben von Lauterbach ausreichende Mengen an Impfstoff. „Wir haben einen Impfstoffmangel für das erste Quartal“, sagte der SPD-Politiker den ARD-Tagesthemen am Dienstagabend. Dies habe in einer vorgenommenen Impfstoff-Inventur viele überrascht. „Mich auch“, sagte Lauterbach.
Der Minister arbeitet nach eigenen Worten bereits daran, den Mangel zu beseitigen. „Ich hoffe, dass ich da in den nächsten Tagen eine positive Botschaft übermitteln kann.“ Bemühungen liefen über alle Kanäle, auch direkt zu den Unternehmen, es müsse aber alles EU-konform sein. „Wir müssen hier Geschwindigkeit gewinnen.“ * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.