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Neue Betrugsmasche: Mann im Norden verliert tausende Euro an falsche Soldatin

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Von: Elias Bartl, Steffen Maas

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Eine Liebesbotschaft auf dem Handy kann im Internet schnell Betrug sein
Weil Betrüger einem Mann auf Rügen eine Liebesbeziehung zu einer US-Soldatin vorgaukelten, verlor der Mann tausende Euro. (Montage) © Bernd Diekjobst/dpa/Panthermedia/Imago

Mehrere Tausend Euro erbeuteten Betrüger von einem Mann aus Rügen. Er war auf eine neue Betrugsmasche hereingefallen, bei der eine Liebesbeziehung vorgaukelt wird.

Rügen – Nicht nur mit den Gefühlen, sondern auch mit dem Geldbeutel spielen aktuell Betrüger mit einer neuen und fiesen Masche, wie ein Mann von der Insel Rügen jetzt schmerzlich erfahren musste: Er ist Opfer vom sogenannten „Military Love Scamming“ (etwa: Militär-Liebes-Betrug) geworden, wie 24hamburg.de berichtet. Der 37-Jährige aus dem Norden hatte eine vermeintliche US-Soldatin auf Instagram kennengelernt und mit ihr gechattet.

Nach einiger Zeit wollte sie ihm ein Paket schicken, das im Zoll stecken blieb und für das eine hohe Gebühr fällig war. Der Mann lieh sich Geld und überwies knapp 7000 Euro auf ein ausländisches Konto. Doch damit nicht genug: Die vermeintliche Soldatin schlug ihm vor, sich zu prostituieren, um die Restsumme zu erwirtschaften. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei wegen Betrug.

Neue Betrugsmasche „Military Love Scamming“: Falsche Liebe mit gestohlenen Fotos

Das „Military Love Scamming“ ist eine Betrugsmasche, bei der Betrüger gestohlene Fotos von echten Veteranen oder aktiven US-Soldatinnen und Soldaten in Uniform nutzen, um illegale Profile für Fake-Accounts anzulegen. Sie bauen Vertrauen und eine augenscheinlich persönliche Beziehung zu alleinstehenden Männern und Frauen in Deutschland auf und fordern dann dringend Geld. Die Geldforderungen kommen dabei nicht immer nur von der mittlerweile vertrauten Person selbst, sondern auch von Notaren, kommandierenden Offizieren oder sonstigen dritten Personen – um noch authentischer zu wirken.

„Sachinhalte kritisch hinterfragen“: Polizei warnt vor „Military Love Scamming“

Laut der Polizei Neubrandenburg, die für den Fall auf Rügen zuständig ist, ist die neue Masche bei den Betrügern äußerst beliebt. Zum Schutz raten die Beamten dazu, Menschen, die man nie persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld zu überweisen oder auf sonstige Forderungen einzugehen.

„Im Internet tummeln sich viele Betrüger, die an der Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen Geld verdienen wollen“, unterstreicht die Polizei aus Mecklenburg-Vorpommern, „seien Sie also immer misstrauisch und hinterfragen Sie Sachverhalte kritisch.“ Forderten Online-Partner Geld, solle man deutlich „Nein“ sagen, sich Familienangehörigen oder Freunden anvertrauen – und im Zweifel bei der Polizei nachfragen.

Der Schriftzug „Polizei“ auf einem leuchten Schild spiegelt sich in einem Fenster.
Die Polizei warnt vor einer neuen Betrugsmasche. (Symbolbild) © Boris Roessler/dpa

Die Betrüger können zudem oft bereits durch eine Internetrecherche als solche entlarvt werden, wenn der Name des vermeintlichen Liebespartners zusammen mit dem Suchwort „Betrug“ (oder „scam“, beziehungsweise „scammer“) eingegeben wird und es zu Treffern oder Erfahrungsberichten führt. Es empfiehlt sich zudem, alle Chatverläufe, E-Mails und Co. zu sichern und Strafanzeige bei der Polizei zu erstatten.

„Love Scamming“ in Hamburg eher ohne Militärhintergrund: Dafür sind Pseudo-Promis involviert

Die Polizeidirektionen in Hamburg und Niedersachsen raten ebenfalls zur Vorsicht – auch, wenn die falschen Soldatinnen und Soldaten hier noch nicht Überhand genommen haben. „Konkret mit dem Militär-Hintergrund ist das in Hamburg noch eher selten“, erklärt ein Polizeisprecher auf Anfrage von 24hamburg.de. Aber, dass von etwaigen Betrüger fieserweise gezielt aufs Herz gegangen wird, sei auch in der Hansestadt ein bekanntes Problem: „Das ‚Love Scamming‘ an sich beobachten wir schon häufiger. Neben normalen romantischen Interessierten geben sich die Betrüger dabei unter anderem auch als Prominente aus.“

Eine Gemeinsamkeit hätten diese Maschen häufig, erläutert der Sprecher der Polizei Hamburg: „Es basiert meistens auf irgendeiner Geschichte, die erklärt, dass man nicht in den persönlichen Kontakt kommen muss.“ Dass für so eine Geschichte jetzt etwa eine Soldatin im Auslandseinsatz genutzt würde, passe dementsprechend ins Bild. Das Thema, unterstreicht die Polizei Hamburg, habe man genauso auf dem Schirm wie die „Klassiker“ unter den Betrugsmaschen: der Enkeltrick oder der falsche Bankmitarbeiter.

„Betrüger sind immer findig“: Auch Polizei Hannover warnt vor Betrug-Export nach Niedersachsen

Auch in Niedersachsen ist das „Military Love Scamming“ noch nicht an der Tagesordnung – „zumindest nicht im großen Stil“, erklärt Marcus Schmieder, Pressesprecher der Polizei Hannover. Dass sich neben dem grundsätzlichen Love Scamming jetzt noch eine weitere Eigenart entwickelt hat, wundert in der Polizeidirektion in der Landeshauptstadt aber nicht. „Diese Betrüger sind immer findig, die Maschen immer sehr speziell“, unterstreicht Schmieder.

Zudem warnt er, dass eine bisher sehr geringe Fallzahl in Hannover kein Garant dafür ist, dauerhaft verschont zu bleiben. Die Betrugsmaschen würden bei Erfolg teils rasant „exportiert“: „Wenn es jetzt in Mecklenburg-Vorpommern funktioniert, ist es definitiv nicht auszuschließen, dass es nach Niedersachsen überschwappt – und sich auch hier ausbreitet.“

Sowohl die Polizei Hamburg als auch die Polizei in Hannover verweisen auf die genannten Sicherheits- und Verhaltenshinweise. Bei Fragen oder konkreten Verdachtsfällen stehen die Beamten immer zur Verfügung.

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