Kostentreiber Holz und Beton: Baupreise in Niedersachsen steigen gewaltig an

Beton und Holz werden immer mehr zu Kostentreibern. Die Folge: Die Baupreise sind in Niedersachsen enorm gestiegen. Wie schaut es sonst in Deutschland aus?
Berlin/Hannover – Bauen wird immer teurer, das ist quasi in Stein gemeißelt. Vor allem in den zurückliegenden zwei Jahren sind die Kosten hierfür enorm angestiegen. Während von 2019 auf 2020 hinsichtlich der Baukosten für Wohngebäude nur ein Anstieg von 2,2 Prozent zu verzeichnen war, stiegen die Kosten von 2020 auf 2021 tatsächlich um 9,6 Prozent an. Darüber berichtet das Landesamt für Statistik in Niedersachsen in seinem aktuellen Statistischen Monatsheft.
Baupreise in Niedersachsen enorm angestiegen: Rohstoffknappheit führt zu teureren Holz- und Betonarbeiten
Bei dieser Entwicklung hinsichtlich der gestiegenen Baukosten muss jedoch Folgendes berücksichtigt werden: Zwischen Juli und Dezember 2020 war die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent gesenkt worden. Ein Faktor, der teilweise auch zu den Preissprüngen beiträgt, nachdem wieder der übliche Mehrwertsteuersatz anfiel.
Es machen sich aber auch deutliche Kostensteigerungen bei Holz- sowie Betonarbeiten bemerkbar. Dies sei ein Hinweis auf die derzeitige Rohstoffknappheit, welche auch die Stahl-Branche betrifft. Laut den Informationen des Landesamtes für Statistik in Niedersachsen seien die Preise für den Neubau von Wohngebäuden im Vergleich der Monate November 2020 und November 2021 um 15,5 Prozent gestiegen. Und im August 2021 hätte die Preissteigerung im Vergleich zum August 2020 bei 12,9 Prozent gelegen.
Nachfrage nach Bauholz gestiegen – als Konsequenz werden Zimmer- und Holzarbeiten in Niedersachsen deutlich teurer
Was aber hat letztendlich zur Preisexplosion geführt? Laut dem Niedersächsischen Landesamt für Statistik sei dies vor allem auf die große Nachfrage nach Bauholz zurückzuführen. Im November 2021 waren die Preise für Zimmer- und Holzarbeiten für Wohnhäuser um 46,5 Prozent höher als noch im November 2020.
Und im Jahresschnitt ist der Preis für Zimmer- und Holzarbeiten dem Landesamt zufolge verglichen mit dem Vorjahr um 35,9 Prozent gestiegen. Zur Einordnung: 2020 hatte die durchschnittliche Preiserhöhung in dieser Hinsicht lediglich bei 1,5 Prozent gelegen.
Absenkung der Mehrwertsteuer mit Einfluss auf starke Preissteigerungen im Bau-Sektor in Niedersachsen
Nach oben gingen aber auch die Preise für die Instandhaltung von Wohngebäuden – und zwar im Vergleich der Monate November 2020 und November 2021 um 16,5 Prozent. Bei Zimmer- und Holzbauarbeiten lag die Preissteigerung sogar bei 61,5 Prozent. Und auch Schönheitsreparaturen wurden teurer. So musste Handwerkern im November 2021 durchschnittlich 6,8 Prozent mehr Geld für diese Arbeiten gezahlt werden als ein Jahr zuvor.
Aufgrund der zeitweiligen Absenkung der Mehrwertsteuer wird es starke Preissteigerungen zwar nicht mehr geben. Doch gehen die Statistiker davon aus, dass es zu weiteren Lieferengpässen und steigenden Materialpreisen kommen wird. Die Konsequenz: die Baupreise steigen weiter an – und das nicht nur in Niedersachsen.
Anstieg der Baupreise in Deutschland auch 2022 der Fall: Verband rechnet mit Zuwachs von weiteren vier Prozent
Denn in ganz in Deutschland sind die Baupreise 2021 stark gestiegen. Dies bezieht sich sowohl auf die Errichtung von Häusern als auch auf Wohnungen. Wie „tagesschau.de“ unter Berufung auf den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) berichtet, werde sich der starke Preisanstieg 2021 mit einem Plus von sechs Prozent auch in diesem Jahr fortsetzen. Für 2022 rechnet der Verband zumindest mit einem Zuwachs von weiteren vier Prozent:
Das heißt, es beruhigt sich etwas, die Preise steigen aber immer noch.
Und es sei auch noch nicht absehbar, ob das Preisniveau von vor der Corona-Pandemie wieder erreicht werde. Dies würde vor allem an den stark gestiegenen Materialpreisen liegen. Generell sieht Pakleppa die Branche vor schwierigen Herausforderungen. Er verweist explizit auf den Koalitionsvertrag der Ampel, laut dem „400.000 Wohnungen pro Jahr neu gebaut werden sollen und dass man möglichst zu verträglichen Preisen Wohnungen mieten kann“.
Baupreise in Deutschland: Kosten steigen durch hohe Energiepreise, Inflation und Lohnsteigerungen – Ukraine-Krieg noch nicht berücksichtigt
Demgegenüber würden ambitionierte Ziele im Bereich der Nachhaltigkeit und des Klimawandels stehen. Und solche Anforderungen würden eben dazu führen, „dass Bauen teurer wird, weil wir energetisch hochwertiger bauen müssen“. De facto habe es den größten Preisanstieg bei Bauholz gegeben. Hier hätten sich die Preise 2021 im Bundesdurchschnitt laut Pakleppa in etwa verdoppelt.
Seit dem Jahreswechsel von 2021 auf 2022 sei Bauholz zwar etwas günstiger geworden. Doch würde man noch immer bei einem Plus von 89 Prozent im Vergleich zur Vorpandemiezeit liegen. Als weitere Preistreiber für die Bauwirtschaft werden nicht zuletzt hohe Energiepreise, Lohnsteigerungen und die Inflation ausgemacht. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs waren da noch gar nicht mit berücksichtigt.
Entlastungspaket 2022: Ampel reagiert auf gestiegene Energie- und Spritpreise – und kommt Verbrauchern finanziell entgegen
Anders verhält es sich mit dem Entlastungspaket 2022 der Ampel. Hiermit reagieren SDP, FDP und Grüne unmittelbar auf gestiegene Energie- und Spritpreise, eine Auswirkung des von Russlands Präsidenten Wladimir Putin geführten Angriffskriegs. Die Politik konnte sich auf fünf Maßnahmen verständigen, mit denen Verbrauchern zumindest ein Stück weit finanziell entgegengekommen wird.
Konkret beinhaltet das Entlastungspaket der Bundesregierung folgende Maßnahmen: eine Energiepreispauschale*, einen Zuschuss für Sozialhilfe-Empfänger, einen Kinderbonus, ein 9-Euro-Monatsticket für Bus und Bahn sowie ein Tankrabatt. Details sind oftmals jedoch noch zu klären, hinsichtlich der Umsetzung, Auszahlungsterminen oder ab wann eine Maßnahme greift, ist noch vieles offen. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.