E-Autos im Test: Bei 130 km/h schafft kein Modell mehr als 440 Kilometer
Die mangelnde Reichweite von E-Autos ist bekannt. Nun zeigt ein Test mit zwölf Modellen: Längere Autobahnfahrten schafft derzeit kein Modell ohne nachladen.
Hannover - Die Elektroauto-Branche boomt, die Nachfrage steigt ungebrochen, E-Mobilität ist immer gefragter. Vielleicht deshalb kämpfen Hersteller noch immer mit vielen Problemen im Elektroauto-Alltag, bei einer so schnellen Entwicklung bleibt kaum Zeit für Perfektion. Besonders heikel ist in der Elektro-Mobilität die mangelnde Reichweite der Fahrzeuge – bei gleichzeitigem Mangel an Ladesäulen für E-Autos gerade auf der Autobahn. Sind da Langstrecken überhaupt möglich? Die Hersteller sagen: Ja. Ein unabhängiger Test mit zwölf Elektroauto-Modellen kommt leider zu einem anderen Schluss.
Unternehmen | ADAC |
Mitglieder | 21,2 Mio |
Gründung | 24. Mai 1903, Stuttgart |
Präsident | Christian Reinicke |
Elektroauto-Test: Bei 130 km/h schafft kein Modell Reichweiten von über 440 Kilometern
Offenbar ist die Reichweite bei allen getesteten E-Auto-Modellen geringer als von den Herstellern proklamiert. Denn zur tatsächlichen Reichweite gehören Faktoren wie die Außentemperatur mit unmittelbarer Auswirkung auf den Akku: Kälte legt E-Autos lahm. Auch der Luftwiderstand beim Fahren beeinflusst die Reichweite, wie bei jeder Antriebsart. Ein Vergleichstest zeigt nun jedoch transparent, wie weit verschiedene E-Auto-Modelle bei Tempo 130, also Autobahn-Geschwindigkeit, tatsächlich kommen. Dafür wurden mehrere Modelle unter den gleichen Bedingungen getestet. Zwar liefert der Test längst nicht alle Antworten auf die Reichweiten-Probleme, dennoch könnte er etwas mehr Planungssicherheit für einige Modelle bieten.

Generell gilt, je schneller ein Auto fährt, desto größer wird der Luftwiderstand. Das erfordert Energie, bei Verbrenner-Motoren wie bei Autos mit Akkuantrieb. Wer also mit seinem Elektroauto weit kommen möchte ohne zu Tanken, ist gut damit beraten, die empfohlene Geschwindigkeit einzuhalten. Wer besonders effizient auf Langstrecken fahren möchte, sollte mehr Zeit einplanen: Denn bereits ab Tempo 80 werde der Energieverbrauch signifikant höher.
12 E-Auto-Modelle im Reichweiten-Test: Mercedes EQS 4Mativ fährt am weitesten
In dem E-Auto-Reichweiten-Test wurde also geprüft, wie weit die Fahrzeuge bei einer konstanten Geschwindigkeit von 130 Kilometern die Stunde kommen. Das dürfte für viele Autofahrerinnen und Autofahrer eine standesgemäße Reisegeschwindigkeit sein. Die Unterschiede schwanken von Hersteller zu Hersteller enorm. Im Test wurden zwölf Autos getestet. Am besten schnitt dabei der Mercedes EQS 580 4Matic ab. Mit einer vollen Tankladung macht das Fahrzeug rund 440 Kilometer ohne Aufladen zu müssen.
Zweitgrößte Recihweite von E-Autos bei 130 km/h: BMW iX xDrive 50
Dahinter folgt der BMW iX xDrive 50 mit rund 430 Kilometer. Platz drei teilen sich der Ford Mach-E GT und der AUDI RS e-tron GT mit rund 360 Kilometern pro Akkuladung. In Sachen Preis-Leistung-Verhältnis hat Ford jedoch wohl etwas die Nase vorne, denn der Mach-E GT kostet fast 80.000 Euro weniger als der RS e-tron. Auch der Porsche Taycan 4S bewegt sich um die 360 Kilometer pro Akkuladung, schnitt insgesamt jedoch leicht schlechter ab, als die Konkurrenten von Ford und Audi.
E-Auto VW ID.4 GTX fährt weiter als fast baugleiches Elektroauto Skoda Enyaq iV80
Der VW ID.4 GTX schneidet mit rund 330 Kilometern dahinter ab, der fast baugleiche Skoda Enyaq iV80 schafft jedoch nur rund 315 Kilometer. Der Kia EV6 fährt rund 310 Kilometer, der Hyundai Ioniq 5 Allrad 290 Kilometer. Auf den letzten Plätzen des Tests liegen der Kia e-Soul mit 280 Kilometern pro Akkuladung, der Mercedes EQV 300 mit 270 Kilometern und der Opel Zafira e-Life M mit rund 250 Kilometern.
Planungssicherheit ist derzeit einer der größten Sorgen für Autofahreinnen und Autofahrer von Elektrofahrzeugen. Dabei scheint der technische Fortschritt in der Elektrobranche beachtlich zu sein. Zuletzt entwickelten Forscherinnen und Forscher aus Singapur an einer „Anti-Kurzschluss-Schicht“ für E-Auto_Akkus, um damit die Brandgefahr zu minimieren. Andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zielen auf einen neuen Super-Akku mit Zucker als Bindemittel.
Bei Kälte weniger Reichweite: Elektroauto-Akkus im Winter bis zu 45 Prozent schlechter
Doch auch die Liste der Probleme ist lang. Dazu gehören beispielsweise begrenzte Reichweiten von Akkus, die zudem unter kalten Temperaturen noch bis zu 45 Prozent schlechter laufen könnten, wie die American Automobile Association in einer Studie festgestellt hatte. Auch Stromverschwendung beim Laden von E-Autos an mehreren Stellen sei ebenfalls ein ernstzunehmendes Problem, wie aus einem ADAC-Ecotest hervorgeht.
Außerdem haben Verbraucherinnen und Verbraucher steigende Kosten zu beklagen, weil Anbieter reihenweise den Strom für E-Autos erhöhen. Gleichzeitig sind die staatlichen Fördergelder für die Anschaffung privater Ladestation bereits seit einiger Zeit ausgelaufen. Die Doppel-Krux bei E-Autos ist also: Reichweite ist nicht nur technisch schwierig – man muss sie sich auch leiten können. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.