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„Aktion Neustart“ bietet Ausstiegshilfe für Islamisten

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Aussteigerprogramm für Islamisten
Die „Aktion Neustart“ bietet ein Aussteigerprogramm für Islamisten. © dpa

Hannover - Das vor einem Jahr gestartete Aussteigerprogramm für Islamisten in Niedersachsen stößt auf gute Resonanz.

Aktuell kümmert sich das Programm „Aktion Neustart“ um etwa 30 Menschen, teilte der zuständige Verfassungsschutz in Hannover mit. Davon sind etwa acht Personen in einer engeren Betreuung und Begleitung. Der Frauenanteil liegt bei etwas über 20 Prozent. Über das Programm werden auch aktive Extremisten, die noch keinen Ausstiegswillen formuliert haben, gezielt angesprochen. Als erstes staatliches Aussteigerprogramm nutzt „Aktion Neustart“ auch die sozialen Medien, um auf die Ausstiegshilfe aufmerksam zu machen.

Für eine abschließende Beurteilung eines erfolgreichen Ausstiegsprogramms sei es aufgrund der Kürze der Zeit noch zu früh, sagt Verfassungsschutzchefin Maren Brandenburger. „Obwohl das Aussteigerprogramm erst seit einem Jahr im Bereich Islamismus tätig ist, verdeutlichen die vielen Anfragen die Notwendigkeit eines solchen Programms“, meint sie aber. Zu dieser Entwicklung trage auch der wachsende Bekanntheitsgrad des Aussteigerprogramms bei.

Im Jahr 2010 für Rechtsextreme gestartet

Das Aussteigerprogramm „Aktion Neustart“ startete 2010 zunächst mit einem Team für den Bereich Rechtsextremismus und wurde im November 2016 um ein Team für den Islamismus erweitert. Jedes Team ist mit einem Mann und einer Frau besetzt, die über einen pädagogischen sowie einen sicherheitsbehördlichen Hintergrund verfügen. Ziel ist es, Extremisten bei der Loslösung von extremistischen Ideologie- und Einstellungsmustern zu helfen sowie beim praktischen Ausstieg aus der Szene. Bestätigt hat sich, dass beim Islamismus auf die erfolgreichen Erfahrungen mit der Ausstiegsarbeit beim Rechtsextremismus zurückgegriffen werden kann.

Das Aussteigerprogramm berät auch das soziale Umfeld, also Familien, Freunde, Arbeitgeber oder Sozialarbeiter, wenn diese jemandem helfen möchten, aus einer extremistischen Szene auszusteigen. In diesem Berereich ist auch das niedersachsenweite Präventionsangebot „beRATen“ aktiv. Die Beratungsstelle kümmert sich um von salafistischer Radikalisierung betroffene junge Menschen und deren Angehörige, um Wege für eine Abwendung von gewaltbezogener und extremistischer Ideologie aufzuzeigen.

Innere Distanzierung unerlässlich

Für einen Ausstieg aus dem Extremismus muss zunächst eine innere Distanzierung erreicht werden, erklären Experten des Verfassungsschutzes. Dabei gehe es um das Erkennen der Motive, die den Betroffenen veranlasst haben, sich einer extremistischen Szene zuzuwenden. Mit pädagogischen Methoden werde daran gearbeitet, dass der Aussteiger eine nicht-extremistische Einstellung gewinnt und Verantwortung für sich selbst übernimmt.

Die äußere Distanzierung vom Extremismus, also der tatsächliche Ausstieg aus der extremistischen Szene, sei wiederum ein Prozess, in dem ganz praktische Probleme gelöst werden müssen, so der Verfassungsschutz. Vor allem geht es um die Sicherheit des Aussteigers. Drohungen und Gefährdungen aus dem extremistischen sozialen Umfeld können durch die Verankerung des Programms bei der Behörde früh erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden. So sei der Ausstieg nicht nur pädagogisch fundiert, sondern auch sicher.

dpa

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