Corona-Regeln ab 1. Oktober: „Niedersachsen auf alle Szenarien vorbereitet“
Niedersachsen geht entspannt in den Corona-Herbst und verschärft die Regeln nicht. Die Landesregierung hat aber einen Plan mit verschiedenen Szenarien vorbereitet.
Hannover – Die gute Nachricht vorweg: Die Corona-Regeln in Niedersachsen ab Oktober werden nicht verschärft. Im Gegenteil, da wo es möglich ist, wird sogar weiter gelockert. Wie Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) am Dienstag in Hannover sagt, wird ab Oktober die FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr Geschichte sein. Ab dann soll auch eine einfache medizinische Maske ausreichen. Der sogenannte Basisschutz tritt ab 1. Oktober 2022 in Kraft.
Corona-Regeln ab Oktober: FFP2-Maskenpflicht in Bus und Bahn fällt – „Niedersachsen auf alle Szenarien vorbereitet“
In medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen, Krankenhäuser oder Physiotherapiepraxen bleibt die FFP2-Maske im Corona-Herbst hingegen bestehen. Grund für die laschen Corona-Regeln in Niedersachsen ab Oktober ist die geringe Belegung der Krankenhäuser mit Covid-19-Patienten. Ebenfalls wird es in diesen Einrichtungen eine Testpflicht geben, die allerdings bei geimpften bzw. genesenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf zweimal pro Woche reduziert werden kann.

Mit der neuen Maskenregelung im Nahverkehr passt sich Niedersachsen an andere Bundesländer ab Oktober an. Bis Ende September gilt aber weiterhin die FFP2-Maskenpflicht in Bus und Bahn in Niedersachsen.
Neue Corona-Regeln ab Oktober: Niedersachsen mit Zweistufen-Plan für Verordnungen bei verschärfter Lage
Sollte sich die Lage in den Kliniken dennoch deutlich verschärfen, sieht Niedersachsen strengere Corona-Regeln vor, für die es dann neue Verordnungen geben müsste. Dafür hat das Ministerium von Behrens abseits des beschriebenen Basisschutzes einen zweistufigen Plan vorbereitet.
„Winterreifen-Szenario" – Stufe 1 der Corona-Regeln in Niedersachsen
- Bei einer deutlichen Verschärfung der Lage, die sich in einer schwierigen Situation in den niedersächsischen Krankenhäusern ausdrücken würde, sind in Stufe 1 schärfere Schutzmaßnahmen geplant.
- Die Schwellenwerte sollen dabei bei einer 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern von mehr als 15 und einer gleichzeitigen Auslastung der Intensivkapazitäten mit COVID-Patientinnen und -Patienten von mehr als 10 Prozent liegen. Angesichts der weitgehenden Entkoppelung der 7-Tage-Inzidenz von der Belastung der Krankenhäuser aufgrund schwerer Krankheitsverläufe ist sie als Indikator zukünftig nicht mehr per se maßgeblich für Verschärfungen der Schutzmaßnahmen.
- Allerdings bleibt die 7-Tage-Inzidenz weiter von Bedeutung, um die Entwicklung des generellen Infektionsdrucks in der Bevölkerung zu messen. Bei einer sehr hohen Viruslast kann es zu größeren Personalausfällen und damit zu einer übermäßigen Belastung der Kritischen Infrastruktur kommen.
- In Stufe 1 soll zusätzlich zu den Basisschutzmaßnahmen eine allgemeine Maskenpflicht in Innenräumen gelten. Diese Pflicht gilt auch in der Gastronomie sowie bei Veranstaltungen im Innenbereich. Setzen Betriebe auf tagesaktuelle Tests als Zugangsbeschränkung, unabhängig vom Impfstatus, sind Ausnahmen von der Maskenpflicht möglich.
- Eine Maskenpflicht gilt in Stufe 1 auch für die Beschäftigten an Schulen, um das Personal zu schützen und den Präsenzunterricht abzusichern.

Bei einer sich abzeichnenden extremen Belastung der Krankenhäuser ist für die meisten zusätzlichen Maßnahmen der Stufe 2 nach dem Infektionsschutzgesetz ein Landtagsbeschluss zur „Feststellung einer konkreten Gefahr" erforderlich. Die Landesregierung würde den Landtag in dieser Situation um die Einleitung eines entsprechenden Verfahrens bitten, woraufhin es dann noch strengere Corona-Regeln in Niedersachsen geben würde.
„Schneeketten-Szenario" – Stufe 2 der Corona-Regeln in Niedersachsen
- Die Grenzwerte für Stufe 2 liegen höher als sie bisher im Pandemieverlauf in Niedersachsen erreicht wurden (7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz mehr als 20, Intensivbettenauslastung mit COVID-Patientinnen und -Patienten höher als 15 Prozent).
- In der Stufe 2 soll die FFP2-Maske in Innenräumen verpflichtend eingeführt werden. Auch bei Veranstaltungen draußen gilt dann eine FFP2-Maskenpflicht, wenn Abstände nicht eingehalten werden können.
- Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 müssten dann wieder eine Maske im Unterricht tragen und sie hätten die Pflicht, sich pro Woche zwei Corona-Schnelltests zu unterziehen. In öffentlich zugänglichen Innenräumen sowie der Gastronomie und bei Veranstaltungen sind in diesem Szenario zudem verpflichtende Hygienekonzepte und Abstandsgebote vorgesehen.
Das neue bundesweit gültige Infektionsschutzgesetz hatte am Freitag den Bundesrat passiert. Zu den zentralen Bestimmungen, die vom 1. Oktober 2022 bis 7. April 2023 gelten werden, zählt eine bundesweite Maskenpflicht in Fernzügen, Kliniken und Arztpraxen. In Flugzeugen soll diese Pflicht entfallen.
Corona-Regeln ab Oktober: In Niedersachsen werden in den kommenden Wochen Infektionszahlen steigen
„Nach dem Abflachen der Sommerwelle befinden wir uns derzeit in einer Situation, die von einem gewissen Grundrauschen bei den Infektionen und einer vergleichsweise unkritischen Situation in den Krankenhäusern geprägt ist“, erklärt Ministerin Daniela Behrens. Die Expertinnen und Experten seien sich aber weitgehend einig, dass die Infektionszahlen in den kommenden Wochen und Monaten steigen werden. Gründe dafür seien die Verlagerung von Aktivitäten in die Innenräume und die Saisonalität des Virus.
Behrens: „Wie hoch diese Welle ausfallen wird, ist noch nicht absehbar. Niedersachsen wird jedoch mit dem heute vorgestellten Fahrplan auf alle Szenarien vorbereitet sein." Insgesamt blicke sie angesichts einer hohen Grundimmunität in der Bevölkerung, dank einer hohen Impfquote, der Verfügbarkeit angepasster Impfstoffe und wirksamer Medikamente sowie der weiterhin vorherrschenden und vergleichsweise milden Omikron-Variante BA.5 optimistisch auf den kommenden Herbst, so Behrens.