Nachwuchs bereitet Sportlern Sorge

Rahden - Von Katharina Schmidt. Wie sieht die Zukunft des Vereinssports in Rahden aus? Um diese Frage drehte sich am Dienstagabend eine Informations- und Diskussionsrunde im Gasthaus Am Museumshof. Zu der Podiumsveranstaltung geladen hatten SPD, FWG, FDP und die Grünen sowie ihre Bürgermeisterkandidatin Bela Lange. Zwei Stichworte fielen bei dem Gespräch zwischen Politikern und Sportlern, das rund 50 Zuhörer verfolgten, immer wieder: Nachwuchsmangel und Ehrenamt.
„Wir müssen um jeden Jugendlichen kämpfen“, beklagte Armin Hensel, Handballspieler der ersten Herren des TuS Schwarz-Weiß Wehe. Sein Eindruck: „Es gibt immer weniger Schüler und Kinder, die den Vereinssport für sich entdecken.“ Ähnliche Erfahrungen hat Uli Eikenhorst gemacht. Er berichtete als Vorsitzender der Union Varl aus Sicht der Fußballer.
„Schüler verbringen immer mehr Zeit in der Schule“, nannte Tina Köhler, Vorsitzende des Stadtsportverbands, einen Grund für den fehlenden Nachwuchs. Man müsse Sport in Schulen hineintragen. Diese Lösung befürworteten auch Hensel und Trainer Marcel Ihlenfeld. Ihr Vorschlag: Eine Pflicht-AG, die Vereine quartalsweise leiten. Michaela Engelmeier, sportpolitische Sprecherin der SPD, bekräftigte den Gedanken: „Ganztagsschule ist nicht der Feind von Sportvereinen, sondern eine Chance.“
Laut Köhler täte Schülern mehr Sport gut. Sie forderte eine Sportstunde pro Tag. Josephine Paul, Landtagsabgeordnete und sportpolitische Sprecherin der Grünen, hielt dieses Ziel hingegen für unrealistisch. Aber auch sie trat für mehr Bewegung ein, zum Beispiel durch Bewegungspausen.
„Die Kinder werden immer dicker, immer unbeweglicher“, meinte Stephan Rehling von den Baskets 96 Rahden. Er wohnte der Veranstaltung als Zuhörer bei. Auch Eltern müssten Kinder zu Bewegung animieren – und nicht selbst ins Fitnessstudio gehen, während ihr Kind „Zuhause vor der Playstation sitzt“. Er forderte mehr Aufklärung seitens der Politik. Grünen-Politikerin Josephine Paul stimmte ihm zu: „Wir brauchen eine neue Bewegungskultur.“
Großen Raum nahm das Thema Ehrenamt ein. Die Podiumsmitglieder waren sich über die große Bedeutung dieses Engagements einig. Auch laut Dr. Jens Große, Präsident des Kreissportbundes, bleibt das klassische Ehrenamt unverzichtbar. Allerdings müssten neue Modelle – individueller und projektbezogener – entwickelt werden. Er hob die Vorteile von hauptberuflichen Mitarbeitern, vor allem bei größeren Vereinen, hervor. Diese entlasteten die Ehrenamtlichen. Eikenhorst sah das kritisch: „Ich finde, Ehrenamt ist das wertvollste Gut, das wir noch haben. Und wenn wir es mit Geld kaputt machen, dann ist auch die letzte Bastion gefallen.“
Paul riet, Ehrenamt durch Zertifikate, mit denen Aktive im Lebenslauf punkten können, attraktiver zu gestalten. Eikenhorst regte zudem Kooperationen mit Firmen an. Diese könnten Mitarbeiter, die sich im Sport engagieren, unterstützen. Immerhin erlangten ihre Mitarbeiter dadurch wichtige Sozialkompetenzen. Bürgermeisterkandidatin Lange versprach, sich im Falle ihrer Wahl für eine Ehrenamtskarte, mit der Ehrenamtliche Vergünstigungen bekommen, und einen Tag zur Würdigung der Freiwilligen einzusetzen.